Sollen die Beiträge nun erhöht oder lieber die Rentenanpassung ausgesetzt werden? Soll man die Jungen früher auf die Beschäftigungsrennbahn setzen und später in Rente schicken? Oder doch besser die Beamten und Selbstständigen in das marode System integrieren und zur Kasse bitten? Aber wo, bitte, sind die Jobs für die Jungen und Alten, die schon heute vorzeitig ausgemustert werden? Wer soll den Selbstständigen den Arbeitgeberanteil bezahlen? Und wie will die ohnehin zahlungsunfähige Öffentliche Hand die aktuell fälligen Pensionen finanzieren und gleichzeitig den Beitrag für die Bediensteten aufbringen?
Wer derzeit die Rentendebatte verfolgt, reibt sich verwundert die Augen: Nicht nur, weil seit Jahren diskutierte und aus guten oder schlechten Gründen verworfene Vorschläge die politischen Gebetsmühlen antreiben; sondern auch, weil sich plötzlich PolitikerInnen - insbesondere aus der bündnisgrünen Fraktion - als Gerechtigkeitstruppe formieren und vorgeben, die Interessen "der Jungen", die von "den Alten" über Gebühr in die Pflicht genommen würden, zu vertreten.
Doch wenn in der Politik der "Generationenkonflikt" geschürt wird, sollte man hellhörig werden. Es gibt weder "die Alten" noch "die Jungen", sondern jüngere und ältere Menschen mit keineswegs identischen Interessen: Jüngere, gut verdienende Beitragszahler, die keine Lust haben, für "die Alten" noch mehr abzudrücken; Minimalverdiener, die schon jetzt wissen, dass sie der Altersarmut entgegen galoppieren und für die 0,2 Prozentpunkte weder heute noch morgen Reichtum bringen; es gibt die Mütter und Väter, deren Nachwuchs für die zukünftigen Rentner bürgt; und eben die heutigen Rentner, von denen der eine Teil die Rentenerhöhung dringend benötigt, während sie für die Anderen den Luxus erhöht. Nicht zuletzt sind da noch die Arbeitgeber, jünger oder älter, die die Beitragslast je nach Unternehmensgröße unterschiedlich drückt, die aber unisono versuchen, sie abzuschütteln. Von ihnen ist zu lernen, dass "Generation" keine politische Kategorie sein sollte.
So ist die Diskussion um "Generationengerechtigkeit" eine zutiefst verlogene, weil sie gleich macht, was nicht gleichzumachen ist. Sie ist Indiz für eine Gesellschaft, die verlernt hat, Gerechtigkeit als soziales Problem wahrzunehmen. Und nicht zuletzt ist sie kennzeichnend für eine Klientelpolitik, die aus demografischen Umschichtungen Kapital schöpft und sie in bare Koalitionsmünze umsetzt. Die selbst ernannten "GerechtigkeitspolitikerInnen" aber seien daran erinnert, dass die wahren Gerechtigkeitshüter in Sachen Rente bislang in Karlsruhe zu finden waren. Es spricht vieles dafür, dass sie in dieser Funktion noch nicht in Rente geschickt werden können.
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