Prost, Bono!

Kampagnenkritik Bei gutem Wein protestiert es sich angenehmer gegen Armut in Afrika: Allerlei A-, B- und C-Prominenz tummelt sich in einem Kinospot, der für eine Online-Petition wirbt

Ein Prosit auf die illustre Gemeinschaft der Afrika-Unterstützer. Bono hebt das halbvolle Weißweinglas zum Gruß und blickt durch seine getönte Brille freundlich zu Anne. Die sitzt mit einem jungen, ebenfalls freundlich aussehenden Mann in einem edlen Restaurant und spricht über Entwicklungshilfe. Der Clip der Kampagnenorganisation One, zu deren Vorstand das Dritte-Welt-Charity-Oberhaupt Bono gehört, will zu einer Online-Petition aufrufen (www.one.org). Wer unterzeichnet, fordert die neue Bundesregierung dazu auf, sich zur weltweiten Armutsbekämpfung zu bekennen.

Mit Armut hat der Spot selbst allerdings wenig zu tun, in der Afrika-Unterstützer-Community speist man gediegen. Bei Pianomusik versucht der junge Mann Anne mit seinem Wissen über Afrika zu beeindrucken, wird aber fortwährend unterbrochen von wahnsinnig freundlichen Menschen, die am Tisch vorbeigehen und Anne grüßen. Viele sind so genannte Promis, was Annes Gesprächspartner zunehmend irritiert, bis er schließlich fragt: „Kennst du die alle?“ Sie lässt sich oberlässig von Jan Josef Liefers mit Küsschen rechts, Küsschen links begrüßen, bevor sie antwortet, dass sie mit denen „ab und an zusammenarbeite“.

Dann zaubert Anne ihren Laptop unter dem Tisch hervor und zeigt ihm die Website von One. „Zeichnen auch Sie den Artikel One“, resümiert in der letzten Einstellung Benno Führmann. So einfach geht das: Mit einem Klick ist man heute Afrika-Unterstützer. Dann schmeckt der Wein auch gleich noch mal besser. Prost!


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