Wieder hinsehen

Literatur „Vom Mut, menschlich zu bleiben“, erzählt ein Sammelband mit Texten von Künstlern und Schriftstellerinnen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2020
In der postheroischen Gesellschaft ist es um Helden schlecht bestellt
In der postheroischen Gesellschaft ist es um Helden schlecht bestellt

Foto: Mark Dadswell/Getty Images

Sie zögerte keine Sekunde. Anne Dufourmantelle sprang in die Fluten und rettete zwei Kinder vor dem Ertrinken. Die französische Psychoanalytikerin und Autorin ließ dabei ihr Leben. Eine tragische Geschichte und auch eine Geschichte des Mutes und der Zivilcourage. Dufourmantelle erkannte eine Gefahrensituation und handelte. Das Risiko nahm sie bewusst in Kauf. Zögern und Hadern kamen nicht infrage, die Gefahr war imminent.

Es ist eine Geschichte, die nicht oft genug erzählt werden kann. Anne Dufourmantelle hatte in ihrem Buch Lob des Risikos (Aufbau 2018, im Original 2011 bei Payot erschienen) dazu aufgefordert, das Risiko neu zu bewerten. Sein Leben zu riskieren bedeute in erster Linie, sich dem Sterben zu Lebzeiten zu verweigern. Zu lebenden Toten mutieren wir, wen