Jetzt hilft nur noch das Betreuungsgeld. Und die Hoffnung, dass es möglichst viele Eltern nehmen und ihre Kleinkinder zuhause betreuen, statt vor Gericht zu ziehen. So stellt sich die Lage dar für Schwarz-Gelb ein Jahr vor dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für Ein- bis Dreijährige. Ihn in den nächsten 14 Monaten noch sinnvoll umzusetzen, scheint aussichtslos.
Ohnehin ist dieser sogenannte Rechtsanspruch ein seltsames Konstrukt. Denn die Große Koalition legte bei ihrem Beschluss 2007 ziemlich freihändig fest, dass der schon zu verwirklichen sei, wenn nur für ein gutes Drittel der Kinder Plätze bereit stehen. Die große Mehrzahl der Eltern werde ohnehin mit den Kindern zuhause bleiben. Tatsächlich deuten Umfragen jedoch darauf hin, dass eben nicht nur 35 bis 40 Prozent der Eltern Interesse an Betreuung für ihre Unter-Dreijährigen haben, sondern bis zu 60 Prozent.
Selbst die damals gesetzten 750.000 Plätze sind aber nicht in Reichweite. Die Kommunen – die gleichzeitig die Forderung nach mehr Geld anstimmen – sprechen von bis zu 230.000 fehlenden Plätzen, der Bund immerhin von 130.000. Wenn es heute zwei Jahre dauert, eine Kita zu planen und zu bauen, kann sich jeder ausrechnen, dass die Zeit knapp wird.
Es fehlt der Wille
Familienministerin Kristina Schröder will nun kommende Woche ein Zehn-Punkte-Programm vorlegen, um das Projekt doch noch vor der Blamage zu retten. Die Rede ist von entschärften Bauvorschriften, vermutlich wird man auch auf die Idee kommen, Hilfskräfte zu Betreuern umzudeklarieren, um den Mangel an 20.000 Erzieherinnen zu überdecken. Aber das wird nicht reichen.
Denn die entscheidende Voraussetzung für den Erfolg dieses gesellschaftlichen Großprojekts fehlt doch nach wie vor: der feste Wille aller Beteiligten, diesen Modernisierungsschub mitzutragen und die Krippe nicht als verpöntes Überbleibsel einer sozialistischen Töpfchenideologie, sondern als moderne Erziehungsstätte zu sehen. Die Energie, die in diesen sinnlosen Streit fließt, fehlt zur Problemlösung. Und das Betreuungsgeld beschneidet die Mittel für den Kita-Ausbau. In den Papierkorb damit, und zwar schnell!
Kommentare 5
Ohne dieses sinnlose Betreuungsgeld würde es vielleicht noch gerade für die Kita-Plätze klappen. Aber da wird die CSU wohl kein Einsehen haben, die wollen auch mal was durchsetzen - auch wenn es dumm ist!
Unsere Regierung - und nicht nur die - investiert lieber in Banken als in Kitas!
Warum kommt aus gerechnet die CSU dazu, dass Betreuungsgeld zu beführworten. Ganz einfach. Weil es in Bayern die wenigsten Kindertagesstätten gibt. Während andere Bundesländer sich wenigstens bemühen, hier eine Verbesserung zu erzielen, vertritt Bayern Relikte aus der alten BRD oder eben aus der Steinzeit.
Die Frauen haben gefälligst zu Hause am Herd zu stehen, während das Herrengeschlecht ind Büro geht. Nach der Arbeit möchte dann der Herr ein gepflegtes Heim haben und vor allem von der Frau noch bedient werden.
Kitas nehmen so viel Stress von den arbeitenden Eltern. Da sollten wir doch einen Panzer mehr ins Ausland verkaufen und diese Plätze 110% sichern ab jetzt ;)
Der Zwischenbericht der ersten "Nationalen Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit, " target="_blank">NUBBEK
Den Blog von Frau Katherina Schmitz, der hier unlängst zum Thema erschien und aus der Sicht einer betroffenen Mutter geschrieben ist, fand ich engagierter!