Schöne neue Userwelt - Teil 4

Netzwelt Das Netz ist toll. Und das Beste daran: man kann es ausschalten. Wem es reicht, der probiere mal Themroc 2.0.

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Es ist Zeit, mit der schönen neuen Userwelt zu pausieren. Weil das Dreierlei ein seit Jahrtausenden bewährtes Prinzip ist. Oder weil ich derzeit nichts mehr zum Meckern finde. Und weil das Netz toll ist.

Nicht wegen der Leute, die man ewig lange nicht gesehen hat. Oder wegen denen, die man gar nicht in der Nähe haben will.

Nee, Internet, das ist Link-Net, Share-Net, Hashtag-Net.

Toll, dass sich Aktionen im Netz ohne große Zeitverzögerung auswirken. Instagram durfte das kürzlich erfahren, manche Politiker auch. Toll, das ein Hashtag hat in wenigen Tagen doch eine Menge bewegen kann, egal, wie man #Aufschrei findet.

Internet, das ist Selbsterfindungsnet, Ilike-Net, YouTube-Net.

Toll, dass man sich nicht in seiner ganzen Person exponieren muss, um etwas Neues auszuprobieren. Toll, dass es ein quasi kostenloses Forum für alles Mögliche gibt, zum Beispiel für Kunst. Und wer zum Teufel wäre Lana del Rey?

Internet, das ist Mitmachnet, Crowdsourcingnnet, Bloggernet.

Toll, dass Texte publiziert werden, die durch keine Institution und keinen Prozess gegangen sind, trotz allen Nachteilen, die das hat. Toll, dass man darüber öffentlich diskutieren kann. Toll, dass man Leute unterstützen kann, die irgendwelche total genialen, völlig nutzlosen und einfach anbetungswürdigen Dinge tun (und natürlich auch die, die Sinnvolles machen).

Internet, das ist Shitstormnet, Twitnternet, Aufschreinet.

Jeder kann sich im Netz hinstellen und rumbrüllen. Oder sich daneben stellen und mitbrüllen. Ob das im Einzelfall angebracht und richtig ist, kommt dann später. Und das ist gut so.

Ab und zu taucht die Frage auf, wer Leute im Netz eigentlich organisiert. Irgendwer muss hier doch die Verantwortung tragen? Ach so, meistens keiner. Die organisieren sich selbst, so ein Mist. Auch das ist gut so.

Beim Schreiben des ersten Teils der schönen neuen Userwelt bin ich darauf gestoßen, dass 79 % aller Haushalte in Deutschland einen Internetanschluss haben (Bundesamt f. Statistik). Das bedeutet, 21% haben keinen. Vielleicht bin ich da ein bisschen betriebsblind, aber ich habe mich ernsthaft gefragt, was so viele Leute ohne Netz machen. Wo schauen die zum Beispiel nach, wenn sie etwas nicht wissen? Im Lexikon von 1960?

Internet, das ist Homeoffice-Net, Onlinebanking-Net, E-Shopping-Net, Google-Net, Wikipedia-Net, News-Net, …usw.

Letzter Punkt und das Beste daran: man kann es ausmachen. Wer keine Lust mehr drauf hat, der versuche mal meine persönliche Taktik Themroc 2.0 (den Film „Themroc“ gibt’s hier, sollte mal neu verfilmt werden). Stecker raus und ein Loch in die Decke hauen, damit man den Himmel wieder sieht. Fenster auf geht auch. Man muss ja nicht die ganze Zeit online sein.

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