"Multipolar" veröffentlichte RKI-Corona-Protokolle -- und wird denunziert statt gelobt

Multipolar RKI Verschwörung Ein Onlinemagazin veröffentlicht RKI-Corona-Protokolle. Da steht z.B., dass es zur Wirksamkeit der Masken "keine fachliche Grundlage für eine Empfehlung in der Gesamtbevölkerung gibt." Und nun wird der Bote kritisiert, nicht die Nachricht.

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Seit dem 20. März können wir es nachlesen:
Dem Corona-Lockdown vor 4 Jahren mit seinen Parkbank- und Spielplatz-Verboten
ging voraus, dass ein Anonymus im RKI am 17. März 2020 die Risikoeinschätzung für die Gesundheit der Deutschen von "mäßig" auf "hoch" "hochskalierte. [ZDF]

Vielen Dank an multipolar, dass Ihr diese Aktenfreigabe (wenn auch mit über tausend geschwärzten Passagen) mithilfe des Informationsfreiheitsgesetzes durchgesetzt und Euch das 15.000 € Gerichtskosten habt kosten lassen! :-)

wenig Lob für multipolar

Einige Journalisten lobten deswegen auch dieses kleine crowd-finanzierte Onlinemagazin,
das nach eigenen Worten einen "multiperspektivischen Journalismus" bieten will,
der "auf Spannungen, Widersprüche, unterschiedliche Perspektiven [setzt]":

  • * Dirk Jacobs (CvD und Reporter beim ZDF-Morgen- und Mittagsmagazin) sagte:
    "Dank an ... [multipolar-Mitherausgeber] @paul_schreyer
    für die akribische und hartnäckige Arbeit."
  • * Monitor-Chef Georg Restle sagte: "Wer die Corona-Protokolle des #RKI ignoriert,
    macht seinen Job nicht richtig.
    Es gilt noch jede Menge selbstkritisch aufzuarbeiten.
    Auch und gerade für Medien."

==> Ich verlinke extra nicht auf das multipolar-magazin,
da es ja beschuldigt wird,
verschwörungsmythisch zu sein,
und in diesem Fall der Grundsatz „in dubio pro reo“ nicht gilt.

viel mit Dreck geworfen auf multipolar

Nach dem Motto "Wem die schlechte Nachricht nicht gefällt, der töte den Überbringer", wird jetzt gegen *multipolar* gehetzt. Es sei

  • - "rechts"
  • - ein "verschwörungsideologisches Portal" (taz)
  • - "ein obskures Online-Portal" eines "vergleichsweise geschickten Verschwörungstheoretikers" (taz)
  • - "rechtspopulistisch" (Spiegel)
  • - ein Sprachrohr "fremder Regierungen" (Karl Lauterbach):
    "Mein Statement zu den sogenannten „RKI Files“.
    Aufklärung ist gut, aber wir dürfen nicht durch
    Einmischung
    fremder Regierungen
    Verschwörungstheorien in Sozialen Medien entstehen lassen."

Während anfangs nur Medien mit kleinerer Reichweite die RKI-Files erwähnten
Tichys Einblick, das Magazin Cicero, die Epoch Times, Telepolis und der Nordkurier,
schwiegen unsere Leitmedien.

"Das änderte sich am Samstagabend 23. März
mit einem für breites Aufsehen sorgenden Bericht im ZDF,
verfasst von der Hauptstadtkorrespondentin Britta Spiekermann.“

Doch dieser ZDF-Bericht wurde später von der Redaktion umgeschrieben. Man entfernte dabei folgenden Schlüsselsatz:
„Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage die Hochstufung erfolgt, bleibt unklar.“
Es folgten DER SPIEGEL (der im Nachhinein multipolar als "rechts" abqualifizierte), t-online, Stern und BILD.

Was folgt daraus?

Liebe Journalisten bei *multipolar*
Ja, man darf bei uns noch viel sagen:
Hier auf einen Blick, was man heute alles noch sagen darf.

Aber wenn es einflussreichen Kreisen nicht passt,
wird man eben mit Dreck & Verschwörungsbeschuldigungen beworfen.
Viel Feind, viel Ehr.

erste Bausteine

Nun kann man also nachlesen, wie das RKI intern die Masken auch viele andere Maßnahmen wie 3G-Regelungen, Impfnachweise, Grippevergleiche, gesundheitliche Folgen, Schulschließungen und Wirksamkeit von Lockdowns einschätzte.
Jedenfalls für den Zeitraum Januar 2020 bis April 2021.
Für eine Veröffentlichung auch der anschließenden Protokolle ab Mai 2021, also in den Amtszeiten von Jens Spahn und von Karl Lauterbach, läuft noch eine Klage von multipolar.

Das sind erste Bausteine einer (nun auch von Bundestagsparteien geforderten) Aufarbeitung der Corona-Politik, ist aber keineswegs schon die Aufarbeitung selbst.

Unabhängigkeit unsere Medien?

Schon 2014 hatte „Die Anstalt“ gezeigt, wie „unabhängig“ unsere Medien sind.
Diese sieben Minuten sollte man sich angucken.
Da hier besonders die ZEIT ihr Fett abbekam, klagte ihr Herausgeber, Herr Joffe, dagegen,
durch sämtliche Instanzen einschließlich Bundesverfassungsgericht.
Vergeblich.
Die Anstalt hatte zu gut recherchiert. (Danke für diesen Hinweis, Barbara V.)

Wieso *multipolar* "verschwörungstheoretisch" sei

Wegen dieses Framings, dieser journalistischen "Einordnung" in taz und anderswo,
braucht sich der geneigte Leser nicht mehr mit den (mehr oder weniger guten) Inhalten dieses Magazins befassen -- is da ja alles nur Verschwörung ...

Wie entsteht diese Vorverurteilung?
Den 'Beweis' liefert Wikipedia.
Dort wird der Artikel über dieses Magazin mit dem Satz eingeleitet:
"Das Online-Magazin wird zu den verschwörungstheoretischen Alternativmedien gerechnet."

Von wem?
Von einem "Markus Linden" :

Dieser Politikwissenschaftler Markus Linden reihte Multipolar schon 2021 in die „klassischen verschwörungstheoretischen Alternativmedien“ ein."

Markus Linden schreibt im Zentrum "Liberale Moderne",
einem "antirussischen Thinktank" (so Antje Vollmer) der Grünen Marieluise Beck & Ralf Fücks,
im Projekt "Gegneranalyse" Verrisse, also "kritische Personenartikel über Vordenker der Neuen Rechten";
und er betrieb mit Plagiatsvorwürfen einen Rufmord an der Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot.

In Wikipedia gibt es eine Diskussion, ob Markus Linden ausreichend "reputabel" ist, um mit seinem Verschwörungsvorwurf zitiert werden zu können.

Macht *multipolar* nun "Qualitätsjournalismus" -- oder nicht? -- oder befördert es gar Verschwörungsmythen?
Darüber maße ich mir kein Urteil an.
Aber das kann man ja selbst beurteilen: z.B. bei einen aktuellen Kommentar über
„Die Rückkehr des Mars --
Wirken der Götter auf das menschliche Bewusstsein im Lichte der gegenwärtigen Kriegslust".
Der hätte doch so auch im FREITAG stehen können, oder nicht?

tschüss & munter bleiben
Walter

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Geschrieben von

Walter

Ich bin Dipl.soz.wiss, Dozent und Attac-Mitglied.

Walter

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