Damals – und heute?

Parallelen Stehen wir an einem Wendepunkt oder ist nur unser Wertekanon verschoben?

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Als im Januar 1933 Hitler zum Reichskanzler gewählt wurde, dauerte es etwas mehr als 12 Jahre, bis die Welt in Schutt und Asche lag.

Über 50 Millionen Menschen hat der 2. Weltkrieg das Leben gekostet, davon gut die Hälfte Russen und 6 Millionen Juden.

„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, treffender hätte es der Lyriker Paul Celan in seiner Todesfuge nicht formulieren können.

Geschichte wiederholt sich nicht, so die Argumentation vieler Historiker, weil jede Situation einer neuen Bewertung bedarf und insofern nicht mit einer anderen vergleichbar ist.

Hitlers Machtergreifung war ja mit Hindernissen gepflastert. Bevor sie gelang, musste Hitler sogar ins Gefängnis nach Landsberg/Lech. Der bayerische Strafvollzug bietet so einiges für wahre „Patrioten“. Während seines überaus komfortablen Gefängnisaufenthaltes verfasste Hitler den ersten Teil seines Buches „Mein Kampf“. Hätten die Linksintellektuellen dieses Buch damals genauer gelesen, dann hätten sie geahnt, was diesen Mann umtreibt. Aber wer konnte schon wissen, dass dieser Kunstmaler aus Braunau eine solche Karriere hinzulegen vermochte. Ein politischer Wirrkopf, der mit schneidender Stimme den Weltbolschewismus als das Grundübel ausmachte und die Juden als deren Handlanger. Die arische Rasse – groß, blond und blauäugig – sollte künftig die Weltherrschaft übernehmen. Hitler selbst war doch eher klein geraten, hatte schwarzes Haar und blauäugig war er auch nicht. Aber dieser Widerspruch fiel scheinbar niemand auf. Entscheidend für die Nazi-Philosophie war aber nicht die Züchtung einer neuen Herrenrasse, sondern die Projektion der Ängste der Bevölkerung auf ein äußeres Feindbild. Der Jude ist allem schuld, so einfach lautete die Botschaft.

Heute ist der Migrant an allem schuld, warum bleibt er nicht dort, wo er hergekommen ist? Und überhaupt, wir sind doch nicht das Weltsozialamt, reklamiert die AfD, aber auch die NPD. Der eloquente Herr Lucke, der die Arme weit ausgebreitet hat. Bei uns in der AfD haben alle eine politische Heimat. Die politischen Rattenfänger sind schon unterwegs. Pegida lässt grüßen und es werden weitere folgen. Der Unmut wächst, weil die sozialen Ungleichgewichte in der Bevölkerung wachsen. So viele sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse hat es noch nie gegeben. Ob die Menschen von dem leben können, was sie als Mindest- und Zeitlöhner verdienen, spielt doch keine Rolle. „Arbeit adelt“ und mitunter macht sie auch „frei“. Man muss es nur bis zu uns schaffen und von keinem sicheren Drittstaat nach Deutschland einreisen, ja dann, kann der hier Gestrandete Asyl beantragen. Damals hat man die „Minderwertigen“ deportiert und vergast und heute lässt man sie im Mittelmeer ersaufen. Fischfutter sozusagen unter der Aufsicht von Frontex. Aber es muss alles seine Ordnung haben. Ordnung ist das halbe Leben, so heißt es im Volksmund. Die deutsche Gründlichkeit wird weltweit geschätzt. Wir sind die Exportweltmeister und deshalb geht es uns fantastisch, so indoktriniert unsere Bundeskanzlerin Merkel mit diesem stets pastoralen Unterton. Dabei müsste doch ein Pastor an der Staatsspitze reichen. Deutschland ist der Leuchtturm Europas. Damals hieß es „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“. „Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie Windhunde“, so wollte Hitler die deutsche Jugend sehen. Höhepunkt dieser Allmachtsfantasien war dann Sommerolympiade 1936, ein echtes Sommermärchen. Und dann lief der schwarze US-Amerikaner Jesse Owens den Vertretern der Herrenrasse auf und davon. Kurz vor dem "Endsieg" proklamierte im Sportpalast in Berlin Reichspropagandaminister Göbbels den totalen Krieg und das letzte Aufgebot, genannt der Volkssturm, bestand aus Kindern und alten Männern.

Wie lange dauert es noch bis zum nächsten Crash und was ist der Auslöser? Die Aktienmärkte sind etwas hippelig, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Die Deflation geht um, Deutschland, eine Insel der Glücksseligen, wie lange noch? Aber Hauptsache die „schwarze Null“ steht. Nomen ist eben doch Omen. Das hat man nun davon, wenn sich eine Physikerin aus dem Osten mit einem gescheiterten schwäbischen Finanzbeamten zusammen tut. Heraus kommt dann eine völlig unkapriziöse Machtpolitikern, die den Mauerfall in der Sauna zwar verpasst hat, jetzt aber ganz Europa mit einer Austeritätspolitik überzieht.Das wird nicht gut enden, wenn man die Augen vor dem verschließt, was um einen herum passiert. Dann kommen zuerst die Rattenfänger und nach denen die Massenmörder.


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