Das Geschäft mit griechischen Staatsanleihen

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Es wird in den letzten Tagen sehr viel über einen Schuldenschnitt für Griechenland diskutiert, den die privaten Gläubiger leisten sollen, um dem griechischen Staat wieder auf die Beine zu helfen.

Chefunterhändler ist Herr Ackermann, der als Präsident des internationalen Bankenverbandes IIF in federführender Position tätig ist.

Schuldenschnitt bedeutet ein Verzicht des Gläubigers auf einen Teil seiner Forderungen. Staatsanleihen werden laufend verzinst und am Ende ihrer Laufzeit zu 100% endfällig getilgt, egal wie hoch ihr Kurswert (Marktpreis) während der Laufzeit valutiert. Das ist der Regelfall. Bei einem Schuldenschnitt wird diese Regel durchbrochen, d.h. der Anleger erhält nicht 100% des Nominalwertes zurück, sondern nur einen Teil.

Geplant ist nun ein Forderungsverzicht von 50%. Die verbleibenden 50% werden langfristig auf 30 jahre umgeschuldet. Dabei soll ein Zinssatz von 3,6% gelten, der jedoch einen wachstumsabbängigen Zinsaufschlag beinhalten soll. Die Zins- und Rückzahlungsverpflichtungen sollen über den Rettungsschirm EFSF abgesichert werden, d.h. der Gäubiger trägt für die Restsumme kein Ausfallrisiko. Das übernimmt der Steuerzahler.

Wichtig in dem Zusammenhang ist die Tatsache, dass es sich um keinen harten Schuldenschnitt handelt, sondern dass die Gläubiger dem Schuldenschnitt freiwillig zustimmen können oder nicht. Dies eröffnet der Spekulation Tür und Tor.

Von den insgesamt ca. 205 Milliarden Staatsanleihen gehören ca. 50 Milliarden grischischen Banken und 30 Milliarden griechischen Sozialversicherungsfonds. Beide Gläubiger wären bei einem Verzicht in vorgenannter Höhe sofort pleite. Jetzt wird auch klar, warum die Renten gekürzt werden sollen. Woher die Rekapitalisierung kommen soll, ist noch unklar.

Der Rest der in Privathand gehaltenen Staatsanleihen entfallen auf europäische Banken (40 Mrd.), europäische Versicherungen (15 Mrd.) sowie 70 Mrd. auf Investmentfonds, Staats- und Hedgefonds sowie Kleinanleger.

Wer nun glaubt, dass die von den Gläubigern gehaltenden Staatsanleihen alle zu 100% Kurswert gekauft wurden, der irrt gewaltig. Die Gläubiger haben zum Teil die Staatspapiere über den Zweitmarkt weit unter ihrem Nennwert erworben. Zur Zeit haben die Papiere einen Kurswert zwischen 30 und 40%, also selbst dann, wenn die Papiere 50% an Wert verlieren, kann ein Zweitmarktkäufer noch ein gutes Geschäft machen. Wenn er dann noch darauf spekulieren kann, dass er seine Anleihe zum Nominalwert eintauschen kann, weil es sich ja um keinen harten Schuldenschnitt handelt, steigt seine Rendite ins Unermessliche.

Es steht zu vermuten, dass sich die vermögenden Griechen, die ihr Geld außer Landes geschafft haben, an Hedge-Fonds beteiligt haben, die u.a. griechische Staatsanleihen halten und demzufolge an dem Spiel mächtig mitverdienen werden. Zuerst haben sie Griechenland die Steuerzahlungen verweigert und jetzt machen sie nochmals Kasse.

Wenn das alles nicht funktionieren sollte, gibt es immer noch die Möglichkeit, einen so genannten Credit-Default-Swap (CDS) zu zeichnen, der den Ausfall beim Basisgeschäft (= Rückzahlung der Staatsanleihe) mehrfach ausgleicht.

Alles in allem gesprochen ein gutes Geschäft für diejenigen, die das Spiel beherrschen und am Ende konnte man sich auf Merkozy immer verlassen.

Das ständige Hinausschieben der Staatspleite Griechenlands nutzt den Politikern und vor allem den privaten Gläubigern. Die einen gewinnen Zeit und die anderen verdienen sich eine goldene Nase.

Und wenn es mit Griechenland nicht mehr weiter gehen sollte, zieht die Karawane einfach nach Portugal weiter.

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