Geheimtreffen Merkel – Steinbrück

Realsatire Merkel trifft sich mit Steinbrück zu einem Gedankenaustausch. Schließlich gibt es einiges zu besprechen. Das Treffen ist streng vertraulich.

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Merkel: Ja mein lieber Peer, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast.

Steinbrück: keine Ursache, meine liebe Angela oder soll ich lieber Angie sagen.

Merkel: Unter vier Augen ist mir das ziemlich egal, wie Du mich ansprichst, so lange Du Dich nicht im Ton vergreifst.

Steinbrück: Gut zu wissen, aber wir sind doch nicht hier, um Nettigkeiten auszutauschen. Es herrscht Wahlkampf und ich bin schließlich der Kanzlerkandidat der SPD.

Merkel: Genau, wo wir schon beim ersten Thema wären. Aktuell liegen in den Wahlumfragen zwischen der Union und der SPD komfortable 13%. Da wird es eng um Deine Kanzlerambitionen, mein lieber Peer.

Steinbrück: Nun, Wahlumfragen sind keine Wahlergebnisse. Aber ich kann natürlich auch rechnen, Frau Bundeskanzlerin. Schließlich war ich einmal Bundesfinanzminister. Und ganz nebenbei bemerkt, bin ich gar nicht so scharf auf den Einzug ins Kanzleramt.

Merkel: Wieso denn das, mein lieber Peer?

Steinbrück: Wenn ich mir anschaue, was der Posten finanziell hergibt. Der Gehalt eines Bundeskanzlers ist geradezu lächerlich im Vergleich zu der abverlangten Arbeitsbelastung und der Verantwortung, die der Amtsinhaber zu tragen hat. Da verdiene ich mit Vorträgen ein Mehrfaches davon und vor allem ohne viel Aufwand. Ein Vortrag, den ich einmal ausgearbeitet habe bzw. habe ausarbeiten lassen, kann ich mindestens 10 Mal halten, ohne ihn ändern zu müssen. Effizienz ist nun mal eine meiner intellektuellen Leitplanken.

Merkel: Also ich habe bislang immer angenommen, dass Du meinem Vorgänger Schröder ziemlich nacheiferst. Von dem wurde erzählt, dass er vor seiner Kanzlerschaft an den Gitterstäben des Bundeskanzleramtes mit dem Ausspruch „Ich will hier rein“ gerüttelt haben soll.

Steinbrück: Ich bin kein Niedersachse, sondern ein Hanseat, der kühl und sachlich abwägt, wo seine Optionen liegen. Ich verfüge über glänzende Kontakte zur Wirtschaft und habe immer einen Plan B in der Tasche, sollte der Plan A nicht funktionieren.

Merkel: Für eine Vizekanzlerschaft stehst Du ja wohl nicht zur Verfügung, wenn man das glauben kann, was man so hört?

Steinbrück: In der Tat, das soll dann der Gabriel oder der Steinmeier machen. Ich mache noch den Verhandlungsführer für die SPD bei den Koalitionsverhandlungen und dann ab durch die Mitte.

Merkel: Gut zu wissen, mein lieber Peer. Ich schätze es, wenn ich weiß, was auf mich zukommt. Deine Ankündigungen hinsichtlich der Steuerpolitik und der Bankenregulierung beunruhigen mich aber schon etwas.

Steinbrück: Kein Grund zur Sorge, liebe Angie. Die Anhebung des Spitzensteuersatzes auf 49% habe ich mit denjenigen bereits abgeklärt, die es betrifft, u.a. mit mir selbst. Bei der Anhebung der Abgeltungsteuer gibt es genügend Schlupflöcher, die ein jeder weiterhin nutzen kann, der über gute Berater verfügt. Und die Trennung zwischen Geschäftsbank und Investmentbank betrifft im Grunde genommen nur die Deutsche Bank, die im Übrigen international aufgestellt ist und insofern davon nur rudimentär tangiert sein wird.

Merkel: Da stimme ich Dir zu. Ein paar Placebos für die Wählerschaft der SPD müssen schließlich verbleiben, mein lieber Peer. Die 23% wie beim letzten Mal hat die SPD nun wirklich nicht verdient.

Steinrück: Wohin das führt, wenn man in der Steuerpolitik übertreibt, sehen wir ja aktuell in Frankreich. Hollande, den ich noch nie mochte, wollte ab 1 Mio. €uro Einkommen einen Spitzensteuersatz von 75% erheben und ist so richtig auf die Schnauze gefallen, weil ihm der Verfassungsrat in die Suppe gespuckt hat.

Merkel: Vielleicht hätte er bei seinem Vorstoß überlegen sollen, wer in dem Verfassungsrat mit die Entscheidungen trifft. Die drei ehemaligen Präsidenten Frankreichs d`Estaing, Chirac und Sarkozy hatte er jedenfalls nicht auf seine Seite.

Steinbrück: Ja, man sollte die Rechnung nicht ohne den Wirt machen. Schon allein die Vorankündigung auf höhere Steuersätze hat einige Franzosen außer Landes getrieben, u.a. den Obelix oder wie der sich sonst nennt. Das wird uns in Deutschland nicht passieren. Wir haben in Deutschland über 1 Mio. Millionäre und ca. 50 Milliardäre. Da sind wir Weltspitze und das wollen wir auch bleiben.

Merkel: Eine kluge Politik ist immer auch leistungsorientiert und die finanzielle Leistungsfähigkeit unserer Elite entscheidet nun mal maßgeblich über die Zukunftschancen unseres Landes.

Steinbrück: In der Tat, meine liebe Angela. Nur die Linken wollen das nicht begreifen, fabulieren über den Armuts- und Reichtumsbericht und regen sich auch noch darüber auf, dass die FDP ihn gefälscht hat. So als ob es noch irgendjemand interessiert, was die FDP denkt oder nicht denkt.

Merkel: Ja mein lieber Peer, dann wäre ja alles geklärt. Etwas neugierig bin ich ja schon, was Deine künftige berufliche Orientierung betrifft. Schließlich könnte ich Dir bei der einen oder anderen Entscheidung Deinerseits etwas unter die Arme greifen.

Steinbrück: Nun, die Pipeline von Russland durch die Ostsee ist ja bereits verlegt. Bei North Stream hat mein Parteifreund Schröder maßgeblich mitgewirkt, nicht zu seinem Schaden übrigens. Geplant ist eine Pipeline durch das Schwarze Meer ebenfalls nach Europa, das so genannte South Stream Projekt und wie ich gehört habe, sucht man hierfür noch fähige Leute, die in der Lage sind, die politischen Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Merkel: Ich werde sehen, was ich tun kann. Versprechen kann ich aber nichts, mein lieber Peer. Das ist nun mal nicht meine Art.

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