Hoeneß und die (Denk)Welt der Vermögenden

Steuerhinterziehung Uli Hoeneß, ehemaliger Manager und Präsident des FC Bayern München, hat sich wegen Steuerhinterziehung selbst angezeigt. Ein Erfolgsmensch stürzt über seine eigene Gier.

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Photo: dapd

Uli Hoeneß ist unbestritten einer der Erfolgsgaranten des FC Bayern München, war er doch jahrelang der Manager des Vereins. Aber er ist auch ein erfolgreicher Geschäftsmann und mit Würstl kann man viel Geld verdienen - wie man sieht.

Uli Hoeneß ist in Ulm groß geworden. Beim SSV Ulm spielte er in der Jugend Fußball und dort wurde der FC Bayern auf ihn aufmerksam. Schon während seiner Schulzeit stellte sich ein gewisser Wohlstand ein, fuhr er doch mit dem Porsche vor. Nur kein Neid meine Herrschaften, der Uli wusste schon immer, was er wollte. Zielstrebig war er und das nicht nur auf dem Spielfeld.

Als seine Fußballer-Karriere aufgrund einer Knieverletzung abrupt endete, bekam er die Chance vom FC Bayern München eingeräumt, den Managerposten zu übernehmen. Auch diese Aufgabe löste er mit Bravour. Heute gilt der FC Bayern als einer der wohlhabendsten Vereine der Welt, wenn nicht gar der wohlhabendste. Das ist in erster Linie ein Verdienst von Uli Hoeneß, der frühzeitig erkannt hat, dass nur gesunde Finanzen einen Verein in einer Spitzenposition halten können.

Uli Hoeneß wäre nicht Uli Hoeneß, wenn er sich nicht auch als erfolgreicher Geschäftsmann betätigt hätte. Er gründete 1985 zusammen mit seinem Geschäftspartner Weiß die HoWe Wurstwaren KG und diese Firma erwies sich im Laufe der Jahre als echte „Goldgrube“. Heute leiten seine Kinder die Firma.

So weit – so gut. Und nun das. Uli Hoeneß hat in der Schweiz ein oder mehrere Konten unterhalten und dort mehrere Millionen – man redet von mehreren hundert Millionen Euro – gebunkert. Das allein ist nicht strafbar. Wenn aber die Zinsen nicht versteuert werden, dann wird es zum Problem.

Wie bei vielen Vermögenden in Deutschland, gehörte es lange Zeit zum guten Ton, in der Schweiz oder in Lichtenstein ein Konto oder eine Stiftung zu haben, schließlich will man zum erlauchten Kreis dazu gehören. Nun ist ja schon länger bekannt, dass CDs mit umfangreichen Daten der Kontoinhaber den Besitzer wechseln, weil ein Angebot dieser Art logischerweise eine Nachfrage erzeugt, zumal der Preis für diese Daten-CD in keinem Verhältnis zum Ertrag steht.

Ergo konnte sich ein potentieller Steuerhinterzieher nicht mehr sicher sein, in Deutschland unentdeckt zu bleiben. Das schweizerische Bankgeheimnis war ab diesem Moment keinen Pfifferling mehr wert. Nach jedem Ankauf einer CD kam es deshalb zu einem sprunghaften Anstieg von Selbstanzeigen, weil nur eine Selbstanzeige verhindert, dass der Betreffende als Steuerhinterzieher strafrechtlich belangt wird. So etwas klappt aber nur, wenn die Selbstanzeige vor der Aufnahme von Ermittlungen der Finanzbehörden erfolgt. „Wer zu spät kommt, bestraft das Leben“ gilt auch hier.

Die Konsequenzen einer Steuerhinterziehung können brachial sein. Nicht nur, dass der Betreffende den dreifachen Steuerbetrag zahlen muss, nein, ab einem gewissen Betrag geht er sogar in den Knast. Bei der Selbstanzeige hingegen zahlt der „Steuersäumige“ lediglich die Steuern für die letzten 10 Jahre nach, zuzüglich einer Verzinsung auf die jeweilige Steuerlast von 6% p.a..

Warum haben also diejenigen, die es doch eigentlich (besser) wissen müssten, dass ihre in der Schweiz geparkten Offshore-Vermögen nicht auf Dauer unentdeckt bleiben konnten, nicht schon frühzeitig die Initiative ergriffen und die Erträge nachversteuert? Uli Hoeneß behauptet nun, dass er auf das neue Steuerabkommen mit der Schweiz gehofft hat. Da dieses Steuerabkommen aufgrund der Blockadehaltung der SPD und der Grünen im Bundesrat nicht zustande kam, kam er zu der Erkenntnis, dass es wohl jetzt (im Januar 2013) an der Zeit sei, die Hosen runter zu lassen. Dieses Steuerabkommen hätte für die Betreffenden den entscheidenden Vorteil gehabt, dass zwar rückwirkend eine Besteuerung gegriffen hätte, die Zahlung aber anonym, also ohne Benennung des Steuerpflichtigen erfolgt wäre.

Für mich stellt sich nun die entscheidende politische Frage: Hat die CDU/CSU zusammen mit der FDP ein Gesetz auf den Weg gebracht, das die Strafverfolgung von potenziellen Steuerhinterziehern verhindern soll und warum wurde dieses Abkommen so ausgestaltet, dass die Bemessungsgrundlage für die nachzuzahlenden Steuern auf ein lächerliches Maß reduziert wurde. Wenn man sich die Berechnungsformel genauer betrachtet, muss man doch erhebliche Zweifel haben, dass hier im Sinne der deutschen Staatsraison gehandelt wurde.

Ein Schelm, der dabei Böses denkt. Dabei wurde Uli Hoeneß noch bis vor kurzem für einen Quereinstieg bei der CSU gehandelt. Er lehnte aber ab. Glück gehabt, Herr Seehofer!

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