Lindner - das letzte Aufgebot

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In NRW ist die Minderheitsregierung Rot/Grün gescheitert und es kommt zu Neuwahlen. Die SPD und die CDU sind nicht gerade traurig über diese Entwicklung. Die Grünen müssen sich auch keine Sorgen machen, wären da nicht die Piraten, die insbesondere für einen Teil der Wählerschaft der Grünen interessant werden könnte. Aber auch der eine oder andere Nichtwähler könnte seine Stimme den Piraten geben.

Bei der FDP herrscht die nackte Angst, ist sie doch vom "Aussterben" bedroht. Sollte die 5%-Hürde nicht erreicht bzw. übersprungen werden, droht der Absturz in die politische Bedeutungslosigkeit.

Genscher hat den Vernehmen nach seinen gelben Pulli ausgezogen und gegen einen schwarzen eingetauscht.

Graf Lambsdorff hat eine Botschaft aus dem Jenseits geschickt "Ich gebe posthum mein Parteibuch zurück, so sehr schäme ich mich für die FDP".

Walter Scheel stellt seinen Dienstwagen mit Chauffeur dem Spitzenkandidaten Lindner für die Dauer des Wahlkampfes zur Verfügung. Eine Anfrage beim Bundespräsidialamt, ob dies überhaupt zulässig ist, wurde gestellt. Dort erklärte man sich für nicht zuständig. Nun herrrscht allgemeines Rätselraten. Die Bild will sich der Sache annehmen und per Meinungsumfrage darüber abstimmen lassen.

Gerhard Baum hat angekündigt, dass er sich während des Wahlkampfes in NRW nicht nur mit Kritik zurückhalten, sondern sich aktiv beteiligen will. Durch ihn sollen die klassischen Themen wie Liberalität, Bürgerrechte und freie Entfaltung der Persönlichkeit wieder besetzt werden.

Frau Hamm-Brücher ließ sich nicht erweichen. Sie ist der Meinung, dass man das Leiden der FDP nicht unnötig hinauszögern sollte.

Westerwelle hat seine Unterstützung im Wahlkampf auch zugesagt. Lindner hat aber dankend abgelehnt. Westerwelle hat daraufhin Lindner angeboten, sein ausranchiertes Guidomobil zu reaktivieren, allerdings nur für den Fall, dass der Dienstwagen von Scheel nicht zum Einsatz kommt. Das Guidomobil wird natürlich in Christianomobil umgetauft.

Büderle ist guter Dinge. Die Lage ist zwar ernst, aber nicht hoffnungslos. Prost.

Döring, der neue Generalsekretär, ließ verlautbaren, dass er sich für den Fall, dass die FDP an der 5%-Hürde scheitern sollte, beim ADAC bewerben wolle.

Rösler hat mit seiner Frau gesprochen. Die hat ihm geraten, sich nach einem neuen Job umzusehen. Als Arzt will er aber nicht mehr tätig sein. Er möchte mit Risiken und Nebenwirkungen in Zukunft nichts mehr zu tun haben.

Gesundheitsminister Bahr, der Vorsitzende der FDP in NRW, soll gesagt haben, dass man ihn aus dem Gesundheitsministerium schon heraustragen müsse, weil er freiwillig seinen Stuhl nicht räumen werde. Über den Ausgang der NRW-Wahl wollte er nichts sagen.

Von Gauck war kein Statement zu bekommen. Es will sich - wenn überhaupt - erst nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten äußern.

Lindner hat nichts mehr zu verlieren. Schafft er den Sprung über die 5%-Hürde, ist er der der neue Heilsbringer der FDP. Gelingt dies nicht, versucht er sich in einer geordneten Insolvenzabwicklung. Rösler ist innerparteilich am Ende und verfügt über keine Autorität mehr. Er ist ein Parteivorsitzender auf Abruf und es wird ihm zum gegebenen Zeitpunkt mitgeteilt werden, wer ihn beerben wird.

Merkel wartet ab, eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Sie wird unbeirrt die Koalition in Berlin fortsetzen, es sei denn, die FDP verliert die Nerven. Dann kommt es auch im Bund zu Neuwahlen und da hat die CDU/CSU die besten Chancen, stärkste Partei zu werden.

Bliebe da noch der Unsicherheitsfaktor "Piratenpartei". Die wollen aber auf keinen Fall mitregieren und sind nach allen Seiten offen.

Ja und die Linkspartei. Sie spielt keine Rollle, weder in NRW noch bei einer Bundestagsneuwahl. Ihre Marginalisierung schreitet voran. Das mag man bedauern, verwundern tut es einen nicht.

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