Grundkurs: Arme-Leute-Küche (10)

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HEUTE: DAS TÜRKISCHE PFANNENGERICHT MENEMEN

Menemen heißt ein Landstrich und eine Stadt ganz in der Nähe von Izmir, von dort soll das Gericht stammen. Ob das stimmt, weiß ich nicht. In allen türkischen Gegenden, die ich bereiste, gibt's Menemen auf der Karte. Ein klassisches schnelles Mittagessen.

Bei der Aussprache gefälligst generell beachten, das türkische E ist wie ein Ä auszusprechen. Mänämän.

Ganz grob hier ein Grundrezept für zwei Personen. Man nehme einen Esslöffel
Butter, eine mittlere Zwiebel, zwei oder drei dünnwandige Spitzpaprika (Sorte Carliston, dazu evtl. eine schärfere, etwas kräftiger grüne Sorte), 2 oder 3 Tomaten (sehr gut geeignet wäre auch eine kleine Dose Tomaten vom Discounter), ein paar Eier (nach Laune), Salz, Pulbiber (Plättchenpaprika, mild, mittel oder scharf, nach Laune), sehr fein gewiegte Petersilie.

Dünne Zwiebelringe in Butter langsam weich schwitzen, danach die ebenso feinen Scheiben vom Spitzpaprika und nach einer weiteren Weile die nicht zu klein gewürfelten Tomaten in die Pfanne geben. Ignorieren Sie unbedingt hier und generell Empfehlungen in Kochbüchern und Internetforen, dass die Tomaten zu häuten und zu entkernen seien. Das ist Frevel.

Sollen die Paprikaringe noch etwas Biss haben? Ja, sollen sie, aber für Menschen mit frisch eingeschlagenen Zahnimplantaten machen wir gern eine Ausnahme.

Glaubensfrage: gehört am Ende das Ei verquirlt in dieses duftende Gemüseragout oder soll es langsam darin stocken? Ich mag es verqirlt, von weitem ähnelt mein Menemen dann allerdings der hanseatischen Delikatesse Labskaus und ist dann eher was für nervenstarke Feinschmecker. (*Bewusst ganz unten merke ich an, wie norddeutsche Gastronomiefachkräfte den Labskaus nennen, aber das sollten Sie nicht lesen!) Und bitte verzeihen Sie mir diese Ablenkung.

Mit verquirltem Ei dauert es noch zwei Minuten bei geringer Hitze. Eleganter: Sie drücken mit dem Löffelrücken ein paar Nester ins Ragout und schlagen dort die Eier hinein, mit unversehrtem Dotter. Menemenrezepte, die ich kenne, sehen keinen Knoblauch vor, aber ich. Ein paar Zehen in ganz hauchdünn geschnitzten Scheibchen kommen mit den Eiern dazu. Kleine Hitze, fünf Minuten, mit Deckel drauf. Zum Schluss auch Salz und schwarzer Pfeffer, auch der Pulbiber, der Plättchenpaprika.

Mit fein gewiegter Petersilie kommt die Pfanne in die Tischmitte, dicke Scheiben von ganz frischem türkischem Weißbrot oder Baguette im Körbchen daneben. Zwei Menschen, sich gegenüber sitzend, fallen mit der Gabel übers Menemen her, Brotstückchen mit der Hand eintunkend.

Verfeinerung: frische Thymianblättchen aufs fertige Menemen streuen, und/oder in den Händen verriebene frische Minze.

(*Manche norddeutsche Gastronomiefachkräfte nennen, wenn sie ganz unter sich sind, den Labkaus schon mal „Kellnerkotze“. Ich finde das furchtbar.)

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

weinsztein

Journalist. Lebt vorwiegend an der türkischen Ägäis. Guckt auf griechische Inseln. Kocht gern.

weinsztein

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