So ist das Leben!

Lust Robert Webers Roman mit CD "Ich bin der Roman "

Jakob Hein hat´s gefallen, und Wladimir Kaminer davon gesprochen, dass Robert Webers Text "brutal, trashig, lakonisch und manchmal sehr komisch" aussieht. Yes, indeed, möchte der Rezensent hinzufügen - was ließe sich noch mehr über diesen knappen Roman mit dem mehr als doppeldeutigen Titel sagen: einen Roman über jenen knapp 35jährigen und hart an der lakonisch beschriebenen Altersgrenze kratzenden Roman in Berlin irgendwo und nirgendwann heutzutage.

Soll man ihn nun bewundern oder bedauern, das arme Schwein, den Glückspilz mit seinen drei Frauen?! Da ist Miriam, die Schönste und Kühlste und natürlich Begehrteste aller Frauen, dann Tina, mit der er unbedachterweise zeugt, was nicht ins Lebenskonzept passen will, und schließlich noch Helga K., Vamp, Luder und männerverschlingende Mänade, die sich unsern Roman unter den Nagel und auf den Schragen reißt: "Wenn sie lachte, dann laut und ordinär. Wenn sie weinte, dann lang und grundlos. Helga hatte sich auf betrunkene und/oder mit anderen Substanzen getrübte junge Männer spezialisiert, die alleine an der Bar hingen und traurig aussahen. - Manchmal hatte sie Glück."

Wie gesagt, bei Roman hat sie dieses Glück, und es endet für ihn - nackt - auf der Polizeiwache. Man muss es einfach lesen und sich amüsieren oder auch hören (auf der beigelegten CD) und lachen, wenn Weber hochartikuliert, slang- und mundartenfrei seinen schrägen Text, der dadurch nur umso lustvoll und lustiger wirkt, zum Besten gibt. Wohin er dabei seine Leser und Hörer entführt, ist eigentlich völlig belanglos und egal, ob nun in Szene-Kneipen und andere Etablissements, Hinterhöfe und Matratzenlager, ob zu seinen Frauen oder dem besten aller verschrobenen Kumpel, dem vermeintlichen Polizei- oder sonstwie Spitzel Kiesel, entscheidend ist immer die gelungene Szenerie, der passende Kalauer für jede Gelegenheit und die witzige Pointe zum Schluss: "Hast du nicht Lust vorbeizukommen?" - "Lust ist gar kein Ausdruck." - "Na, dann komm doch." - "Na, dann komm ich."- "Aber nicht nur einmal." - "Versprochen."

Wer hier anfängt zu denken, gar nachzudenken, hat die tiefste aller Weisheiten bereits verpasst: "Bergab geht´s wenigstens leichter." - "Was?" - "Ich sagte: Bergab geht´s leichter." - "Es tut mir leid, Roman, ich meine dass es so gelaufen ist, mit Miriam und Ziegenbart, mit Tina und dem Baby." - "Es muss dir nicht leid tun, Kiesel. Ich denke, so ist das Leben." - "Wie ein Roman." - "Fünf Euro in die Wortspielkasse."

Robert Weber: Ich bin der Roman. Voland Quist, Dresden Leipzig 2005, 128 S., mit Audio CD, 11,80 EUR


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