Von Menschen und Tieren: Das Schwein

als Beleidigung Warum sich in der deutschen Sprache im Laufe der Jahrhunderte der Begriff „Schwein“ als häufigste Form der Beleidigung durchgesetzt hat, ist unklar.

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Möglicherweise hängt es mit der Einfachheit der Aussprache zusammen. „Du Schwein“ kommt einfach flüssiger über die Lippen als z.B. „Du Kakerlake“ (so bezeichnete die Volksgruppe der Hutus die Gruppe der Tutsies während des Völkermordes in Ruanda).

Es lohnt sich, etwas genauer diese Art von Menschen zu betrachten, die andere mit dem Begriff "Schwein" beleidigen. Lassen Sie mich dazu einige Beispiele anführen:

In der Szene der „harten“ Fußballfans erfreut sich das Schwein als Schimpfwort besonderer Beliebtheit, gerne auch in seiner sexistischen Abwandlung „Sau“. So wird der Schiedsrichter bei tatsächlicher oder vermeintlicher Fehlentscheidung schnell zur „Schwarzen Sau“. Selbst harmlosere Fouls werden mit der Forderung „Raus die Sau“ quittiert. In Zeiten der Gender – correctness ist dies besonders verwerflich, auch wenn die Nutzung der weiblichen Form heutzutage auch an Universitäten („Herr Professorin“) anzutreffen ist. Aber die Benutzung von weiblichen Begriffen als Schimpfwort für Männer ist in keinem Fall hinzunehmen. Auch Spieler und Fans der gegnerischen Mannschaft werden gerne mit entsprechenden Sprechchören (z.B.“ Wir wollen keine - ………. – Schweine“) bedacht. Nun kann man den Schreihälsen aus der Fankurve zugutehalten, dass sie in einer emotionalen Ausnahmesituation gefangen sind und unter normalen Umständen von derartigen Beleidigungen Abstand nehmen, zumal sie im Wege der Gegenseitigkeit diese Beleidigungen auch sportlich einstecken müssen. Wenden wir uns deshalb denen zu, die das Schwein gezielt und durchdacht als Beleidigung einsetzen.

In der Regel aus einer Position der selbstempfundenen Überlegenheit heraus wird der Begriff „Schwein / Sau“ als Waffe (die zu einer verletzenden und verhetzenden Beleidigung führen soll) eingesetzt. Dabei kann die selbstempfundene Überlegenheit rassistischer oder antisemitischer Natur sein (z.B. der Begriff „Juden-Sau“ in den Schmierblättern der Nazis) oder moralischer Natur sein (z.B. die Titulierung als „perverse Schweine“ für Homosexuelle). Ebenso häufig ist die Nutzung der Beleidigung anzutreffen, wenn sich in der Diskussion / im Streit die eigenen Argumente als zu schwach herausstellen („Halts Maul, Du Sau“) oder wenn man im Wissen um die eigene argumentative Schwäche eine Diskussion verhindern will („Hau ab, Du Sau“), dann auch gerne im Zusammenhang mit Niederbrüllen.

Zusammenfassend kann man also festhalten, dass ein selbstgerechtes Überlegenheitsgefühl zusammen mit der Absicht, die „anderen“ herabzuwürdigen und die argumentative Schwäche der eigenen Position dazu führt, Beleidigungen allgemein, im deutschen Sprachgebrauch häufig in Verbindung mit dem Begriff „Schwein“ zu nutzen.

Wie bin eigentlich darauf gekommen, diesen Beitrag zu schreiben? Ach ja: deswegen….

http://de.indymedia.org/2013/07/347000.shtml

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