Selbstvermarktung: Yanis Varoufakis über den seltsamen Tod des liberalen Individuums

Essay Selbstbestimmung im Kapitalismus – für den Vater von Yanis Varoufakis war das früher immerhin begrenzt möglich. Heute ist es anders: In der Online-Gesellschaft müssen junge Menschen ständig ihre Identität vermarkten
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Foto: Imago

Mein Vater war der Inbegriff eines liberalen Individuums – obwohl er ironischerweise sein Leben lang Marxist war. Um sein Brot zu verdienen, musste er seine Arbeitskraft an den Chef eines Stahlwerks in Eleusis vermieten. Aber seine Mittagspausen verbrachte er glücklich im Hinterhof des archäologischen Museums der Stadt, wo er uralte Säulen bewunderte, die darauf hindeuteten, dass die Techniker der Antike fortgeschrittener waren als bisher angenommen.

Um kurz nach fünf kam er dann nach Hause, um nach einem späten Mittagsschlaf an unserem Familienleben teilzunehmen und seine Erkenntnisse in akademischen Artikeln und Büchern niederzuschreiben. Kurz gesagt, sein Leben in der Fabrik war von seinem persönlichen Leben sorgfältig getrennt.

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