Dieses Mal ist die Bankenkrise anders. Tatsächlich ist sie schlimmer als 2007 und 2008. Damals konnten wir die aufeinanderfolgenden Zusammenbrüche der Banken auf Betrug im großen Stil, weitverbreitete räuberische Kreditvergabe, Absprachen zwischen Rating-Agenturen und zwielichtige Banker, die mit fragwürdigen Derivaten hausieren gingen, zurückführen – alles just ermöglicht durch die Deregulierung, für die Politiker mit Wurzeln an der Wall Street verantwortlich waren, etwa Robert Rubin, der als US-Finanzminister zwischen 1995 und 1999 den Glass-Steagall Act und damit die Trennung von Kredit- und Investmentbanking abräumte. Die Gründe für die heutigen Banken-Turbulenzen liegen anders.
Ja, die Silicon Valley Bank war töricht genug, extreme Zinsrisiken einzugehen, während sie hauptsächlich unversicherte Einleger bediente. Ja, die Credit Suisse hatte eine schmutzige Vergangenheit voller Krimineller, Betrüger und korrupter Politiker. Aber im Gegensatz zu 2008 wurden keine Whistleblower zum Schweigen gebracht, die Banken hielten sich (mehr oder weniger) an die nach 2008 verschärften Vorschriften, und ihre Vermögenswerte waren relativ solide. Außerdem konnte keine der Aufsichtsbehörden in den Vereinigten Staaten und in Europa glaubhaft behaupten, dass sie – wie im Jahr 2008 – überrumpelt worden sei.
Wie der Westen sein Geld vergiftete
Tatsächlich wussten die Aufsichtsbehörden und Zentralbanken alles. Sie hatten vollen Zugang zu den Geschäftsmodellen der Banken. Sie konnten genau erkennen, dass diese Modelle die Kombination aus einem deutlichen Anstieg der langfristigen Zinssätze und einem plötzlichen Abzug von Einlagen nicht überleben würden. Trotzdem taten sie nichts. Haben die Verantwortlichen nicht vorhergesehen, dass Herden großer, nicht versicherter Einleger panisch Flucht ergreifen würden? Möglicherweise. Aber der wahre Grund für das Nichtstun der Zentralbanken angesichts der fragilen Geschäftsmodelle der Banken ist noch beunruhigender: Es war die Reaktion der Zentralbanken auf den Finanzcrash von 2008, der diese Geschäftsmodelle hervorgebracht hatte – und die politischen Entscheidungsträger wussten das.
Harte Sparpolitik für die allermeisten Menschen und Staatssozialismus für Banker, beides nach 2008 in Europa und den USA zugleich praktiziert – das hatte zwei Folgen, wie sie den finanzialisierten Kapitalismus der vergangenen 14 Jahren geprägt haben. Erstens hat dieser Kurs das Geld des Westens vergiftet. Genauer gesagt, sorgte er dafür, dass es keinen einzigen Nominalzins mehr gibt, der das Gleichgewicht zwischen Geldnachfrage und Geldangebot wiederherstellen und gleichzeitig eine Welle von Bankenzusammenbrüchen verhindern könnte. Zweitens: Da allgemein bekannt war, dass kein einziger Zinssatz in der Lage ist, sowohl Preisstabilität als auch Finanzstabilität zu erreichen, gingen die Banker des Westens davon aus, dass die Zentralbanken ihre Zinssätze erhöhen würden, sobald die Inflation wieder auftaucht – und ihnen zugleich aus der Patsche helfen würden. Sie hatten recht: Genau das erleben wir jetzt.
Das Bankensystem soll gar nicht sicher sein
Vor die Wahl gestellt, entweder die Inflation einzudämmen oder die Banken zu retten, appellieren ehrwürdige Kommentatoren an die Zentralbanken, beides zu tun: die Zinsen weiter zu erhöhen und gleichzeitig den Sozialismus für Banker fortzusetzen. Nur so könne man verhindern, dass die Banken wie Dominosteine umfallen. Nur diese Strategie – die monetäre Schlinge um den Hals der Gesellschaft enger zu ziehen und gleichzeitig das Bankensystem zu retten – kann gleichzeitig den Interessen der Gläubiger und der Banken dienen. Es ist auch ein todsicherer Weg, die meisten Menschen zu unnötigem Leid zu verdammen (durch vermeidbar hohe Preise wie vermeidbare Arbeitslosigkeit) und gleichzeitig die Lunte für den nächsten Bankenbrand zu legen.
Damit wir nicht vergessen, was wir schon immer wussten: Die Banken sollten nicht sicher sein. Zusammen bilden sie ein System, das von Natur aus nicht in der Lage ist, sich an die Regeln eines gut funktionierenden Marktes zu halten. Das Problem ist, dass wir bisher keine Alternative hatten: Die Banken waren das einzige Mittel, um Geld zu den Menschen zu bringen (über Schalter, Filialen, Geldautomaten usw.). Dadurch wurde die Gesellschaft zur Geisel eines Netzes von Privatbanken, die den Zahlungsverkehr, das Sparen und die Kreditvergabe monopolisierten.
Ein kostenloses Konto für jede
Heute jedoch stellt uns die Technologie vor eine großartige Alternative. Stellen Sie sich vor, die Zentralbank würde jedem ein kostenloses digitales Portemonnaie zur Verfügung stellen – praktisch ein kostenloses Bankkonto mit Zinsen in Höhe des Tagesgeldsatzes der Zentralbank. Angesichts der Tatsache, dass das derzeitige Bankensystem wie ein unsoziales Kartell funktioniert, könnte die Zentralbank ebenso gut cloudbasierte Technologie nutzen, um allen kostenlose digitale Transaktionen und Sparguthaben zur Verfügung zu stellen, wobei die Nettoeinnahmen für wichtige öffentliche Güter der Daseinsvorsorge verwendet werden.
Befreit vom Zwang, ihr Geld bei einer privaten Bank aufzubewahren und für Transaktionen über deren System viel Geld zu bezahlen, können die Menschen frei entscheiden, ob und wann sie private Finanzinstitute nutzen, die als Risikovermittler zwischen Sparern und Kreditnehmern auftreten. Selbst in solchen Fällen wird ihr Geld weiterhin in perfekter Sicherheit auf einem Konto bei der Zentralbank liegen.
Harte Koste für Krypto-Freunde
Die Krypto-Community wird mich bezichtigen, ich rede einer Big-Brother-Zentralbank, die jede Transaktion, die wir tätigen, sieht und kontrolliert, das Wort. Abgesehen von ihrer Heuchelei – das ist dieselbe Truppe, die eine sofortige Rettung ihrer Silicon Valley-Banker durch die Zentralbank gefordert hat – ist erwähnenswert, dass das Finanzministerium und andere staatliche Behörden bereits Zugang zu jeder unserer Transaktionen haben. Die Privatsphäre könnte besser geschützt werden, wenn die Transaktionen der Zentralbank unter der Aufsicht einer Art „Monetary Supervision Jury“ konzentriert würden, die sich aus zufällig ausgewählten Bürgern und Experten aus den verschiedensten Bereichen zusammensetzt.
Das Bankensystem, das wir für selbstverständlich halten, ist nicht reparabel. Das ist die schlechte Nachricht. Aber wir müssen uns nicht länger auf ein privates, profitorientiertes, sozial destabilisierendes Netzwerk von Privatbanken verlassen, zumindest nicht so wie bisher. Es ist an der Zeit, ein hoffnungslos dysfunktionales Bankensystem, das Vermögenden und Aktionären auf Kosten der Mehrheit Vorteile verschafft, in die Luft zu jagen. Die Kohle-Kumpel haben auf die harte Tour erfahren, dass die Gesellschaft ihnen keine Dauersubventionen für die Zerstörung des Planeten schuldet. Es ist an der Zeit, dass die Banker eine ähnliche Lektion lernen.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.