Liberation Music

Charlie Haden Der Jazzmusiker Charlie Haden verstarb im Alter von 76 Jahren. Er war stilistisch vielseitig und prägend, scheute sich auch nicht, politisch Farbe zu bekennen.

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Liberation Music

Foto: RAFA RIVAS / AFP / Getty Images

"Beim Freejazz-Ensemble von Ornette Coleman gehörte er zu den Gründungsmitgliedern, bevor er sich 1967 dem Ensemble von Jarrett anschloss. Später führte er verschiedene eigene Gruppen. Im Laufe seiner langen Karriere spielte Haden auch mit Popstars wie Yoko Ono, Ringo Starr und Beck.

Das US-Magazin Time würdigte ihn als einen der begabtesten und kühnsten Jazzmusiker überhaupt. "http://www.sueddeutsche.de/kultur/gewinner-von-drei-grammys-jazz-musiker-charlie-haden-ist-tot-1.2043644

Nun, kühn muss man schon sein, wenn man im Jahr 1969 im Nixon-Amerika eine Platte produziert, in der das Andenken an die im Spanischen Bürgerkrieg in der Abraham-Lincoln-Brigade kämpfenden US-Amerikaner hoch gehalten wird, zugleich ein "Song for Che" (Guevara) mit einer Komposition von Ornette Coleman, die an Kriegswaisen erinnert und die Bürgerrechtshymne "We shall overcome" als tönender Protest gegen den Vietnamkrieg erklingen, begleitet von der Erklärung:

"The music in this album is dedicated to creating a better world; a world without war and killing, without racism, without poverty and exploitation; a world where men of all governments realize the vital importance of life and strive to protect rather than destroy it. We hope to see a new society of enlightenment and wisdom where creative thought becomes the most dominant force in all people's lives. "

Das Ensemble, das diese Platte aufnahm, nannte Haden programmatisch "Liberation Music Orchestra" . (http://de.wikipedia.org/wiki/Liberation_Music_Orchestra)

Wenn dieses Album singulär gewesen wäre, wäre es immer noch etwas, das Haden in der Jazzszene zu einem seltenen Beispiel für politisches Engagement gemacht hätte. Aber 1982 folgte mit "Ballad of the Fallen" ein Album gegen die US-Amerikanisierung Lateinamerikas (Bürgerkrieg in El Salvador), 1990 verlieh er mit "Dreamkeeper" dem "Traum, dass rassische und sexuelle Gleichheit eine Realität in der ganzen Welt " wird eine musikalische Form, die für mich zu den am tiefsten emotional berührenden Musikstücken zählt, die ich kenne.

2005 folgte Hadens Kommentar zum Krieg gegen die "islamische Bedrohung": "Not in our name". Er konstatierte, dass Bush ebenso wie im Jahr 2000 durch Wahlfälschung die Wahl gewonnen hat und schlußfolgerte: "Although we lost the election, we have not lost the commitment to reclaim our country in the name of humanity and decency. Don't give up -- the struggle continues!"

Wenn auch jetzt mit Barack Obama ein Demokrat Präsident ist - die Verpflichtung , von der Haden spricht, bleibt.

Danke, Charlie.

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Geschrieben von

bertamberg

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