"Das Gott" oder der Raub der Kindheit?

Superstar"Das Gott" Wehret, um der Rettung unbeschwerter Kindheit Willen, den Anfängen dieses anschwellenden "Infant-Gott- Castinggesanges"

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Nachdem wir uns, eingedenk einer Konsumgesellschaft, die rundum die Uhr beworben, unabdinglich mit Infantilisierungstendenzen der Wahrnehmung unserer Lebensverhältnisse einhergeht, Eltern, Erzieher, Lehrer, Dozenten, mit Phänomenen lauernder Parentisierung unserer Kinder und Jugendlichen durch Werbung, heillos in alltägliche Überforderung treiben.

Tun wir was?

Wir schreiten nunmehr unverdrossen, unbekümmert, durch Familienministerin Kristina Schröder, auf einen gesichert eruierten Irrtum zu, den folgenden setzend, zum nächsten Schritt, der Vergottung unserer Kinder durch den Begriff "Das Gott"

In einer Welt des "Der" war es im Wege der Aufklärung seit dem 18.Jahrhundert unter beachtlichen Anfechtungen gelungen, sich einen menschlichen Begriff vom "Das" zu machen und die Kindheit, hegend und pflegend, als einen Bereich "sui generis" zu definieren (siehe François Marie Arouet Voltaires (1694- 1778) Entwicklungsroman "Candide") , der durch eine allgemein, staatlich garantierte Schulpflicht abzusichern sei.

Voltaire schrieb diesen Roman, mit dem Titel "Candide ou l'optimisme" unter dem Eindruck des verheerenden Erdbebens und Tsunamis von Lissabon im Jahre 1755.

Voltaire veröffentlichte diesen Roman im Jahre 1759 als anonym satirische Antwort und Angriff gegen den damals frei flotierenden absolutistischen Kultur- Optimismus in Europa und Nordamerika.

Dieser französische Roman, der im Jahre 1776 unter dem Titel

"Candide oder die besten aller Welten"

ins Deutsche übersetzt wurde, wendet sich satirisch gegen die optimistische Weltanschauung von Gottfried Wilhelm Leibniz, der die gegenwärtige als die beste aller möglichen Welten postulierte.

Voltaire zieht da seinen Kultur Skeptizismus und Pessimismus vor, indem er Leibniz' Postulat in den Kontext der gesellschaftlich, der allerorten mit den Händen zu greifenden Dramen, Tragödien und Katastrophen der Zeit, das Erdbeben von Lissabon 1755, die gleichzeitigen Siebenjährigen Kriege (1756- 1763) in Kontinental- Europa, Nordamerika rückt und dadurch, europaweit, zu gesellschaftlichen Diskursen herausfordert.

Voltaire begleitet mit scharfem Bilck, einredender "Zungengebete" und ermunternden Briefen die gesellschaftrlichen Reformversuche, darunter Abschaffung der Prügelstrafe, der "ius primae noctae" adeliger Grundeigentümer als Gerichtsherrn, Reformbestreben eines Armenarztes aus dem damals dänischen Altona, nahe Hamburg, Johann Friedrich Struenssee ( 1732- 1772); der am dänischen Königshof zu Kopenhagen vom Leibarzt der dänischen Königin Margareth, britischer Königshaus Herkunft, zum Ersten Minister König Christians VI aufgestiegen war.

Struensee scheiterte ab dem Jahr 1767 seiner Amtszeit bei seinen einschneidenden Reformversuchen, Einführung eines ordentlichen Staatshaushaltes, Einführung der Schulpflicht, Abschaffung des Sklavenhandels, der Prügelstrafe, des öffentlichen Prangers und Angers, tragisch im Wege einer, intrigant organisiert infamen Konter- Bande des altangestammt dänischen Hoch- und Hofadels mit der Folge seiner entsetzlichen Hinrichtung nach mittelalterlichem Brauch, öffentlich gefiedert, geteert zu werden, Abschlagen seiner rechten Hand, des Kopfes, Binden seines Torsos aufs Rad, von Pferden gevierteilt als Hinrichtungspektakels auf dem Marktplatz von Kopenhagen im April 1772 exekutiert.

Wieso passt diese historische Erinnerung und Erzählung zu dem Thema aus dem "Der Gott", "Das Gott" machen zu wollen?

Das klingt doch aus dem Munde einer christdemokratischen Familienministerin Kristina Schröder erst einmal unverfänglich, das klingt doch geradezu nach bester "Sesam Staßen- Nachmittags Fernseh- Laune "der, dIe, das"!?

Ein Schuft, wer da Böses denkt!

Mitnichten!

Weil in der Wende vom "Der Gott" der abrahamiitischen Religionen, Judentum, Christentum, Islam zum "Das Gott" ein Verhängnis liegt, das Verhängnis der Geschichtsfälschung biblischer Erzählungen, weg vom zürnenden, vom strafenden, vom versöhnenden Gott hin zum unschuldig neutralen Wesen "Das Gott", das weder Gut noch Böse kennt, das einfach nur als "Achse" da ist, um die sich alles und nichts kreist, das auf bedingungslose Liebe, Fürsorge, Hilfe, Zuwendung bis zu seinem Erwachsenenalter, aller Tage, Miitag, Abend Zeiten gefährdet, angewiesen bleibt.

In dieser Weise, das Kind durch "Vergottung" zu erhöhen steckt keine wirkliche Wahrnehmung und Wertschätzung einer Kinderseele, einer Lebensphase, die Kindheit heißt, sondern bedeutet Raub einer unbeschwerten Kindheit, bedeutet deren Überforderung von Anfang an, bedeutet den Versuch, den Sprachraum Religion als Bildungskanon der Menschheitsgeschichte dergestalt deklinierend, konjugierend, zu demolieren, als würden Archäologen ausgegrabene Pyramiden zur vermeintlichen Verschönerung mit norddeutsch rotem Sandstein Ziegeln bis zur Unkenntlichkeit umklinkern.

Heißt es dann schon Morgen, das Napoleon, das Hitler, das Stalin, das Pol Pot, das Sarkozy, das Mao, das Merkel, das Steinbrück, um diese zu vergöttern oder genau das Gegenteil?

Dann fehlt nur noch, dass Deutschland, nach langen Castings, bei RTL nicht mehr den "Superstar", sondern "Das Gott" sucht, um dann zu behaupten, die tibetischen Buddhisten suchen ja auch landesweit "castend" ihren Dalai Lama als zwölfjährig männliches Kind.

Ein Junge soll es schon sein?

Da gesellen sich zu den Vater- und Mutterwunden von Heranwchsenden dann noch "Castingwunden", Dauer- Kränkungen ganzer Kinderseelen- Generationen hinzu, die bei den Castings durchfielen, oder den Weg gar nicht erst zu diesen gefunden haben, weil es ihnen ihre Eltern nicht erlaubt haben?

Wehret, um der Rettung unbeschwerter Kindheit Willen, den Anfängen dieses anschwellenden "Infant-Gott- Castinggesanges"


Erleben wir hier über die Frage des "Der Gott" oder "Das Gott" nicht einen neuen Versuch, die Fortsetzung des Pharaonenwesens mit christlich papistischen Mitteln betreibend, das unbestimmte Erbe der "Jesus- Maria Pharaonen Dynastie", erweiternd und mehrend, zu hüten

JP

https://www.freitag.de/autoren/michael-jaeger/gut-gemacht-die-familienministerin-nimmt-das-c-im-namen-ihrer-partei-ernst
Michael Jäger
17.01.2013 | 01:00 18
Gut gemacht

Das Gott Die Familienministerin nimmt das C im Namen ihrer Partei ernst

http://de.wikipedia.org/wiki/Candide_oder_der_Optimismus

Candide oder der Optimismus

https://www.freitag.de/autoren/michael-jaeger/gut-gemacht-die-familienministerin-nimmt-das-c-im-namen-ihrer-partei-ernst
Michael Jäger
17.01.2013 | 01:00 18
Gut gemacht

Das Gott Die Familienministerin nimmt das C im Namen ihrer Partei ernst

http://de.wikipedia.org/wiki/Candide_oder_der_Optimismus

Candide oder der Optimismus

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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