Mythos? Hype? Flop?

Elektroauto Das Projekt "Elektroauto" scheint zu scheitern. Doch warum fokussieren wir uns so darauf, anstatt auch über andere ökologische wie ökonomische Alternativen nachzudenken?

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Nach Daimler jetzt auch noch Audi. Regelmäßig melden Automobilhersteller in den letzten Monaten, wenn nicht in Wochenrhythmus, die leise Abkehr vom Projekt „Elektroauto“ - bevor dieses eigentlich so richtig angefangen und ausgefahren wurde. Hinzu wird bemängelt und darauf hingewiesen, dass eine fehlende flächendeckende E-Tankstellen-Infrastruktur eines der Hauptgründe für die schleichenden Verbreitung, oder eigentlich – für den Flop des E-Autos maßgeblich verantwortlich sei.

Dabei haben uns einige Hersteller (Renault, Opel, VW) noch vor wenigen Jahren mit smarten Werbefilmen das „CO2-freie Autovergnügen“ oder „umweltfreundliche Mobilität“ angeboten, während die deutsche Bundeskanzlerin 2010 sogar einen verdoppelten Fünf-Jahres-Plan ausgerufen hatte, mit dem Ziel im Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge in Deutschland zu erreichen. Keine Bange, dieses Ziel wird erreicht werden – jedoch nur, wenn man alle batteriebetriebenen Spielzeug-Autos mitrechnet.

Liegt der Grund des ursprünglich so gehypten und nun gefloppten Elektroautos darin, daß die Regierung Merkel in ihrem Wirtschaftszentralismus anders als realsozialistische Regierungen viel weniger für das ausgerufene – realistisches oder nicht – Ziel tut? Oder sind doch die fehlenden Steckdosen schuld? Eine Verschwörung der Automobil-Hersteller, die insgeheim riesige Eigentümer-Anteile an Erdölunternehmen halten? Ist der Mensch als Konsument schuld, weil er nicht bereit ist, viel Geld für ein viel langsameres Gefährt hinzublättern?

Was mich von Anfang an an dieser großmäulig ausgerufenen „Initiative“ störte, war der Fokus auf das Elektrische. Es ist klar, daß man – zentral oder nicht – an der Verbreitung von umweltfreundlicheren Fortbewegungsmitteln arbeiten sollte. Und zwar nicht nur aus Umweltaspekten heraus, sondern einfach auch deshalb, weil die fossilen Energieträger weniger und damit teurer werden. Das seltsame ist, dass man das Elektroauto als traumhafte Lösung aller mit Mobilität verbundenen Umwelt- und Energieprobleme herausgepickt und zum Zukunftsmythos hat. Was ist mir den Hybrid-Autos? Und mit den Brennstoffzellen? Würden diese auch nicht zumindest eine rein auf Papier und Fernsehbildern existierende „Initiative“ verdient? Hat etwa die Regierung – lassen wir unseren Verschwörungstheorien doch freien Lauf – Anteile an Stromunternehmen (und keinen Chemieunternehmen)? Oder hat besitzt die Physikerin Merkel ein Geheimwissen über eindeutige Vorteile von Strom gegenüber der Brennstoffzelle?

Ich möchte das Projekt „Elektroauto“ keinesfalls verteufeln, vor allem, weil energetisch die Vorteile eines Elektroautos gegenüber Verbrennungsmotoren klar im Wirkungsgrad liegen. Wenn die antreibende Energie (Strom) zuerst in einem großen Kraftwerk und nicht in einem kleinen Verbrennungsmotor erzeugt wird, nehmen wir in beiden Fällen als Energiequelle das Erdgas, kann es zu Einspareffekten (ökologisch wie ökonomisch) von bis zu 40% führen.

Aber genau das – die Erzeugung der Energie in einem Kraftwerk – ist der Punkt, den man beim Thema „Elektromobilität“ gerne zu erwähnen vergisst. Es ist die Tatsache, daß ein „Stromauto“ keinesfalls immer ein „CO2-freies“ oder „umweltfreundliches“ Fahrvergnügen ist. Klar, Feinstaub fällt weg, und auch die Abgase – denn nicht nur Kohlendioxid wird beim Verbrennungsmotor ausgestoßen und ist umwelt- bzw. gesundheitsschädlich – wird niemand am Auspuff eines E-Autos entdecken. Jedoch möglicherweise eben dort, wo der getankte Strom erzeugt wurde - aus fossilen oder nuklearen Energieträgern, und nur in kleinem Ausmaß aus tatsächlich „CO2“-freien und sonst nachhaltigen Energieerzeugungsverfahren und -quellen. Ist ein Elektroauto wirklich so toll, wenn der es antreibende Strom aus alten Kernkraftwerken oder aus verbrannter Braunkohle stammt?

Die einzig umweltfreundliche und energie- (und geld-) sparende Maßnahme wäre ein Fünf-Punkte-Plan: Die vermehrte Nutzung des größten Anbieters der Elektromobilität – und das ist die Bahn. Zweitens - mehr Fahrrad. Drittens – mehr Fußwege. Mehr Carsharing. Und, fünftens, ganz einfach – weniger Autofahren.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Lukasz Szopa

Balkanpole. Textverarbeiter. Denker-in-progress. Ökokonservativer Anarchist.

Lukasz Szopa

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