Die Linke: Das Strömungspendel

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Ich habe mir über die derzeitige, kontroverse Großdebatte innerhalb und außerhalb der Partei Die Linke Gedanken gemacht, und die Partei als kritisches Basismitglied vermessen. Je tiefer ich die Problematik untersuche, umso weniger taugen dualistische und eindimensionale Muster wie West vs. Ost, WASG vs. PDS, "Radikale" vs."Reformer" usw.

Die Wahrheit ist analog und multidimensional, wie ich es in meinem Blog-Artikel 'Der Titanic-Blasen-Effekt' skizziert habe. Die Positionsbündel verdichten sich letztendlich zu Strömungen mit den entsprechenden Organisationen.

Immer deutlicher wird dabei ein Polarisierungs-Dreieck, das ich in meinem Blog-Artikel 'Radikale, Reformer und der Rest' skizziert habe. Dieser bisher eher unscheinbare Quasi-Rest formiert sich als die Emanzipatorischen, wenn ich einigermaßen im Duktus bleibe.

Als alternativ-emanzipatorischer Linke gehöre ich auch dazu, und unterstütze deshalb diese Richtung, siehe dazu meinen Blog-Artikel 'Die Linke: Gemeinsam einen neuen Aufbruch wagen'.

Wenn ich die bedeutsamsten, derzeitigen Strömungen und entsprechenden Organisationen näher betrachte, dann kann ich Verbindungen im Dreieck herstellen:

Erstens das FDS - das Forum Demokratischer Sozialismus - als der reformerische Aufbruch. Reformerisch im positiven Sinne des Abkommens vom gewesenen, real existierenden Sozialismus und hin zum Demokratischen Sozialismus des 21. Jahrhunderts; aber auch im negativen Sinne des Anbandelns mit dem herrschenden Brachialkapitalismus. Das Pendel schlägt da zu weit nach rechts oben aus.

Zweitens die SL - die Sozialistische Linke - und der SL-nahe Teil der AKL - der Antikapitalistischen Linken. Radikal im positiven Sinne des Festhaltens an sozialistisch-antikapitalistischen Positionen; aber auch im negativen Sinne einer autoritär-konservativen Kader-Flügel-Organisation. Dabei frisst die dogmatisch-reaktionäre Schülerschaft allmählich die gemäßigt-standhafte Lehrerschaft, nämlich Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht. Das Pendel schlägt da zu weit nach links oben aus.

Drittens die Ema.Li - die Emanzipatorische Linke - und der autonome Teil der AKL mit dem Dritten Weg, um das Pendel nicht extrem ausschlagen zu lassen. Es geht letztendlich um eine Bunte Linke, siehe dazu auch meinen Blog-Artikel 'Die neue soziale Idee: Die Regenbogengesellschaft'.

Ein alarmistisches Fazit: Ein neo-sozialdemokratischer Kurs wird Die Linke zu einem assimilierten Teil der "Kapitalistischen Einheitspartei Deutschlands" machen, die im Zuge der kommenden globalen Krise und des folgenden Neo-Faschismus mit untergehen wird. Ein neo-bolschewistischer Kurs wird Die Linke crashen; von innen, weil wir freiheitlichen Linken auf die Barrikaden gehen werden, und von außen, weil auch die gemäßigten Kapitalisten auf die Barrikaden gehen werden. Ein maßvoller und bunter Kurs dagegen wird Die Linke gedeihen lassen, die somit auch in Zukunft ein wichtiges und notwendiges Gegengewicht hin zu einem humanistischen, demokratischen und sozialen Staat bleiben kann.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

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