Aufschwung mit Krücken

Im Gespräch Der Ökonom Rudolf Hickel sieht für die deutsche Wirtschaft noch kein verlässliches Zwischenhoch und statt Wachstums- bisher eher Schuldenbeschleunigung

Freitag.de: Die Wirtschaftsleistung 2009 ist stärker zurückgegangen als zuletzt erwartet. Ein Minus von 5,0 Prozent für das Bruttoinlandsprodukt bilanziert das Statistische Bundesamt. Zugleich ist immer wieder von einem Ende der Rezession die Rede, wie passt das zusammen?

Rudolf Hickel:

Es gab in der Tat nicht nur den schwersten ökonomischen Einbruch der Nachkriegsgeschichte, sondern auch im Vergleich zur Weltwirtschaftskrise Anfang der dreißiger Jahre. Andererseits muss hervorgehoben werden, dass der ökonomische Absturz – auch im Vergleich zur Weltwirtschaftskrise –sehr schnell beendet worden ist. Dies hat nichts mit der endogenen Kraft der Wirtschaft zur Umkehr zu tun. Vielmehr ist das Ende des Absturzes der Erfolg einer gegen die Krise gerichteten Finanz- und Geldpolitik à la Keynes. Die Geldpolitik hat weltweit unkonventionell für eine Flut billiger Liquidität gesorgt. Die großen Industriemetropolen – vor allem auch China – haben mit massiven Konjunkturprogrammen erfolgreich gegengesteuert. 


Reicht deren Schubkraft für 2010?


Welchen Krücken?


Könnten die Finanz- und die Geldpolitik, je nach dem, wie man sie betreibt, auch Risiken für 2010 sein?


Wenn Sie vom Aufschwung auf Krücken sprechen, wie sollte man damit finanz- und wirtschaftspolitisch umgehen? Indem die Niedrigzinspolitik fortgesetzt wird oder weitere Konjunkturprogrammen aufgelegt werden?


Löst nicht derart billiges Geld irgendwann einen Inflationsschub aus?


Das müsste ergänzt werden müsste durch eine entsprechende Finanzpolitik des Bundesregierung ...


Halten Sie nach den Konjunkturprogrammen I und II ein drittes Maßnahmenpaket dieser Art für wünschenswert?


Wenn man jetzt ein weiteres Zukunftinvestitionsprogramm auflegt, wäre doch zunächst einmal für wachsende Staatsverschuldung gesorgt?


Warum gibt es in der Gesamtbilanz für 2009 einen positiven Ausschlag beim privaten Konsum von plus 0,4 Prozent?


Rudolf Hickel ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Er war Professor für Finanzwissenschaft an der Universität Bremen und ist seit 2001 Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft in Bremen. Aktuelle Texte finden sich auf seiner Homepage.

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Geschrieben von

Lutz Herden

Redakteur „Politik“, zuständig für „Ausland“ und „Zeitgeschichte“

Lutz Herden studierte nach einem Volontariat beim Studio Halle bis Ende der 1970er Jahre Journalistik in Leipzig, war dann Redakteur und Auslandskorrespondent des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin, moderierte das Nachrichtenjournal „AK zwo“ und wurde 1990/91 zum Hauptabteilungsleiter Nachrichten/Journale berufen. Nach Anstellungen beim damaligen ORB in Babelsberg und dem Sender Vox in Köln kam er Mitte 1994 als Auslandsredakteur zum Freitag. Dort arbeitete es von 1996 bis 2008 als Redaktionsleiter Politik, war dann bis 2010 Ressortleiter und danach als Redakteur für den Auslandsteil und die Zeitgeschichte verantwortlich.

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