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Die Einladung des syrischen Staatschefs in den Libanon scheint eine Entspannung zwischen Beirut und Damaskus anzudeuten, wenn auch nur eine strategische

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So werden aus Schurken-Staaten plötzlich Friedens-Mächte. Gleich in zwei­facher Hinsicht wurde dem syrischen Staatspräsidenten Baschar al-Assad am 30. Juli in Beirut Absolution erteilt. Er kam an diesem Tag gemeinsam mit dem saudischen König Abdullah in den Libanon. Was wohl heißen sollte, eine arabische Führungsmacht begleitet die Rückkehr Syriens in der Schoß der arabischen Nation. Der Verdacht, Damaskus könnte in das tödliche Attentat auf den damaligen libanesischen Premier Rafik Hariri am 14. Februar 2005 verwickelt gewesen sein, scheint vorerst ausgeräumt.

Auch die libanesische Regierung der nationalen Einheit – und das ist die zweite symbolische Geste, die der syrische Staatschef erfahren durfte – teilt diese Ansicht. Ob mehrheitlich oder geschlossen, ist zweitrangig. Sie wollte Assad einladen, und sie hat ihn durch Präsident Suleiman und Premier Saad Hariri (ein Sohn des vor fünf Jahren Getöteten) empfangen. Die Botschaft lautet: Dem Dominator Syrien ist bis auf weiteres verziehen, der Eroberer Syrien gilt als Kreatur der Vergangenheit. Der ordnungsmächtige Besatzer Syrien (immerhin seit 1976) hat schließlich bereits 2005 Abschied nehmen müssen, als nach dem Hariri-Anschlag ein Abzug seines Militärkorps nicht mehr zu vermeiden war.

Seinerzeit standen die Amerikaner dank der Okkupation des Irak auch vor der syrischen Tür und drohten, diese einzutreten. Die Domestizierung der arabisch-islamischen Welt, wie sie Präsident George W. Bush nach dem 11. September 2001 zu seiner Mission erklärt hatte, machte um Damaskus erst recht keinen Bogen. Als Hort der arabischen Standhaftigkeit blieb der Frontstaat Syrien den Israelis im Unterschied zu Ägypten und Jordanien den gebeugten Rücken und somit einen Friedensvertrag schuldig. Baschar al-Assad, der 2000 seinen verstorbenen Vater Hafez im höchsten Staatsamt beerbt hatte, mochte in vielem konzilianter und kompromissfreudiger sein als der Vorgänger, doch verpflichtete auch ihn die Staatsräson, niemals auf die seit 1967 besetzten Golan-Höhen zu verzichten. Bis heute gilt: Wer den Ausgleich mit Israel ohne vollständige Rückgabe dieser strategischen Höhen sucht, kann in Damaskus nicht überleben. Man tut gut daran, zuerst an dieses patriotische Gebot zu denken, wenn über einen möglicher­weise wieder wachsenden syrischen Einfluss im Zedern-Staat spekuliert wird.

Präsident Assad hat ein vitales Interesse an der Stabilität des Nachbarlandes, wie sie seit November von einer christlich-muslimischen Koalitionsregierung unter Einschluss der Partei Gottes (Hisbollah) gewährleistet wird. Seit jedoch das UN-Sondertribunal zur Aufklärung des Hariri-Mordes einzelne Hisbollah-Mitglieder als Täter anklagen will, beginnt der innere Kitt dieser fragilen Allianz zu bröckeln. Sie braucht Sympathisanten wie Saudi-Arabien. Und sie könnte schon bald auf Garantiemächte wie Syrien angewiesen sein, denen der innere Friede im Libanon Gewähr dafür ist, dass Israel zu keiner erneuten Aggression wie im Sommer 2006 ausholt – jenem ersten massiven Versuch, den Gegner Hisbollah auszuschalten und dessen Schutzmacht Iran herauszufordern. Gerade jetzt, da der Rückzug der US-Armee aus dem Irak seinem Land lange entbehrte Handlungsspielräume eröffnet, käme das Baschar al-Assad höchst ungelegen.

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