Wenn jemand in Deutschland eine Firma an die Wand gefahren hat, rümpft man über ihn die Nase. Wenn in den USA jemand mit einem Startup scheitert, spricht man ihm Erfahrung zu. Wer in dieser Republik nicht die geforderten formalen Voraussetzungen für den Berufseinstieg aufweisen kann, hat oft keine oder nur geringere Chancen. Viel seltener als in den Vereinigten Staaten finden sich in diesem Land Quereinsteiger oder Anfänger, die formale Hürden überspringen können.
Wahrscheinlich ist, dass diese Überlegungen bei Petra Hinz, die über die SPD in den Bundestag wollte, eine wesentliche Rolle spielten, als sie ein bestandenes Abitur und ein Jura-Studium mit erstem und zweitem Staatsexamen in ihren Lebenslauf einfügte. Sie hoffte wohl, in den SPD-Orts- und Kreisverbänden die Chance zu erhöhen, als Kandidatin für den Bundestag nominiert zu werden. Vermutlich wollte sie es nicht darauf ankommen lassen, mit einem Abschluss der 12. Klasse und ohne weitere berufliche Ausbildung bei den Genossinnen und Genossen in den Kandidatenring zu steigen. Früher, in den Anfängen der Sozialdemokratie, wäre es wohl eine Auszeichnung gewesen, jemanden, der keine Berufskarriere vorzuweisen hat, in der Fraktion zu haben. Auch die Grünen waren in ihren Anfängen großzügig. Die berufliche Vorbildung war nicht so bedeutend. Wichtiger waren die persönliche Präsenz und das Beharrungsvermögen in politischen Fragen.
Heute dominieren die Juristen das Parlament. Juristen und Politik, sagt man, passten bestens zusammen. Deshalb ist die Aussage von Frau Hinz, die sie über ihre Advokaten verbreiten ließ, nicht glaubwürdig: "In der Rückschau vermag Frau Hinz nicht zu erkennen, welche Gründe sie seinerzeit veranlasst haben, mit der falschen Angabe über ihren Schulabschluss den Grundstein zu legen für weitere unzutreffende Behauptungen über ihre juristische Ausbildung und Tätigkeit." Zumindest jetzt, nachdem das Desaster eingetreten ist, hätte sie alle Beweggründe auf den Tisch legen können, statt die Unwissende zu geben, die sich heute nicht mehr erinnern könne, weshalb sie falsche Angaben gemacht hat und damit bis in die Gegenwart lebte.
Jetzt ist auch plausibler nachzuvollziehen, dass die Staatsanwaltschaft 2009 wegen Steuerhinterziehung aktiv wurde. Seit 2003 hatte Frau Hinz keine ordentliche Steuererklärung abgegeben. Die Vermutung liegt nahe, dass ihre Angabe, sie würde als freiberufliche Juristin arbeiten, vom Finanzamt nicht verifizierbar gewesen wäre. Schließlich wurde sie zu einer Vergleichszahlung verurteilt. Auch zu diesen Vorgängen gab sie sich ratlos und unschuldig: "Ich kann mir keinen Reim darauf machen und bin überzeugt, mir nichts vorwerfen zu müssen." Gerade wer im Finanz- und Haushaltsausschuss sitzt, hat Ahnung davon, wie eine Steuererklärung auszufüllen ist. Sie verdrängte das Problem, schob es weg, legte es in die unterste Schublade.
Die Reihe der persönlichen Verfehlungen ist damit noch nicht zu Ende. Die Büro-Mitarbeiter/innen werfen ihr Mobbing übelster Art vor. Insgesamt mehr als 50 von ihnen hätten in der Ära Hinz gekündigt oder seien entlassen worden. Dass sie bei diesem biographischen Hintergrund, den alltäglichen Widerspruch mit sich herumtragend, keine ausgeglichene Persönlichkeit sein kann, dürfte nicht von der Hand zu weisen sein. Wir hören und lesen immer wieder: Die Parlamentarier repräsentierten das Volk. Deshalb finden wir uns in Frau Hinz wieder. Nicht alle, aber auch nicht niemand.
Kommentare 31
an kleineren und größeren hochstaplern gibt es keinen mangel in dieser republik. um mal hier zu kehren. vor der eigenen tür.
was den einen der erschlichene doktorhut, ist den andern das erfundene staatsexamen. schaulaufen.
dass die eliten in politik und wirtschaft in sowas glänzen, ist nicht neu. nur kommt es heute etwas häufiger ans licht.
der neuerliche fall spricht nicht eben für transparenz im politikbetrieb. volksvertreterisch ist das schon, nur in einem etwas negativen sinn. das treten ist wichtig.
Hätte sie Grips in der Birne, hätte sie nun durchaus die Flucht nach vorne antreten und alles als beabsichtigt zugeben können, etwa im Sinne einer lang angelegten Kunstaktion zur Anprangerung und Demaskierung des Politbetriebs mittels Eulenspiegelei.
Das hätte ihr, bei geschicktem Promoten, wo möglich sogar die Stellung und das Renommee einer Lichtgestalt einbringen können, so daß es sich vielleicht sogar als sehr lohnend hätte erweisen können, auf dieser „revolutionären“ Basis eine neue Partei zu gründen. –
- Nicht wahr, in der Architektur gibt es den Kunstgriff: was man nicht verbergen kann, muß man übersteigern, dann wird es zum Stilelement^^.
Wenn man schon bisher soviel Unverfrorenheit investiert hat, sollte man es auch auf die Spitze treiben. Die Möglichkeit, zu Kreuze zu kriechen, ist keine wirkliche Option; und zwar deshalb nicht, weil solchen Individuen in ihrer Persönlichkeitsstruktur grundlegend die Fähigkeiten zu Souveränität, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Demut ect. fehlen, was ja deutlich an ihren bisherigen Taten entsprechend abzulesen ist.
Die Masse vergißt schnell, nur keine Spottwürdigkeiten, daß wissen wir doch. Mit ihrem jetzigen Dummstellen stellt sie sich obendrein selbst ein Zeugnis als geprüfte 8/7tel-Idiotin aus.
Was für eine abderitenhaft dürftiger Abklatsch!
Top!
;-)
Das Zitat des Tages:
„Das politische Engagement von Frau Hinz war und ist von Aufrichtigkeit und Integrität geprägt“, behaupten die Anwälte in dem Schreiben.
http://www.welt.de/newsticker/news1/article157176595/SPD-Bundestagsabgeordnete-Hinz-raeumt-massive-Faelschung-ihres-Lebenslaufs-ein.html
PS:
Ziemlich gruselig, was manche Anwälte so behaupten, diskret gesagt.
der neuerliche fall spricht nicht eben für transparenz im politikbetrieb.
Das Phänomen ist, dass jemand, der wie Frau Hinz in der Öffentlichkeit steht, so lange mit diesen Lügen durchkommt. Heute Morgen stand noch folgende Passage auf der offiziellen Website des Bundestags:
1983 Fachhochschulreife, 1984 Abitur, im Anschluss einjähriges Praktikum bei der Sparkasse. 1985 bis 1987 Ausbildung zur Moderatorin für den Bereich Moderation und Kommunikation. 1985 bis 1995 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, Abschluss erstes und zweites Staatsexamen, im Rahmen der Ausbildung die Stationen in Körperschaften, Verwaltung und Wirtschaft durchlaufen.
1995 bis 1999 tätig als freiberufliche Juristin, 1999 bis 2003 Juristin im Management eines Konzerns für den Bereich Immobilien, Bewirtschaftung, Expansion und Reorganisation. 2003 bis 2005 tätig als freiberufliche Juristin im Krisen- und Projektmanagement.
Ich besitze davon einen Screenshot. Jetzt steht dort dieser Text:
1983 Fachhochschulreife, im Anschluss einjähriges Praktikum bei der Sparkasse. 1985 bis 1987 Ausbildung zur Moderatorin für den Bereich Moderation und Kommunikation.
1999 bis 2003 im Bereich Immobilien- und Standortentwicklung.
Seit 1990 Mitglied in der Margarethe-Krupp-Stiftung, seit 1989 Mitglied in der AWO.
Seit 1980 Mitglied der SPD, seit 1982 in unterschiedlichen Funktionen und Ebenen tätig, u. a. 2003 bis 2016 stellvertretende Unterbezirksvorsitzende. 1989 bis 2005 Mitglied im Rat der Stadt Essen, 2004 bis 2005 stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Alle Kunst von Juristen erschöpft sich nunmal darin, bei der Rechtsbeugung keine Formfehler zu begehen.^^
Wenn man schon bisher soviel Unverfrorenheit investiert hat, sollte man es auch auf die Spitze treiben.
Kann man machen. Aber nicht jeder ist Felix Krull. Sie hätte aber zumindest sagen können, weshalb sie ihre Biographie fälschte, statt zu sagen, es heute nicht mehr zu wissen. Hätte sie gesagt, sie wollte einen gut dotierten Job und dazu benötigte sie die Voraussetzungen, die sie sich selbst geschaffen hat, wäre das für mich akzeptabler als das jetzige Gebaren.
Aber doch nicht bei dem ungenügenden Recht- bzw. Unrechtsempfinden. Von einer Sau kann man doch auch kein Ochsenfleich erwarten, sagt der Volksmund.
mich ekelt vielmehr das uneinsichtige/arrogante verhalten der frau hinz im umgang mit ihren fehlleistungen an.
Man hat es ihr aber auch leicht gemacht. Jeder Student, der in Rheinland-Pfalz, da kenne ich mich ein wenig aus, einen Honorarvertrag mit dem Land abschließt, z.B. weil er an einer Ganztagsschule vorübergehend einen Job übernimmt, benötigt ein amtlich beglaubigtes Führungszeugnis, das zentral in Bonn ausgestellt wird. Wer in den Bundestag einziehen will, braucht nix.
Scheint auch sonst nicht ohne zu sein, die Dame: http://www.derwesten.de/staedte/essen/essener-spd-abgeordnete-nach-mobbing-vorwurf-sprachlos-id11945383.html
Zumal Ihr alle ja dafür sorgt, dass dieses Pack das am besten beschütze im Lande ist!
Das müsstest du etwas genauer erläutern. Wer ist in diesem Fall "Ihr alle". Warum nicht "wir alle".
Sorry, die Ironie in diesem Blog kommt bei mir nicht an!
Gut, für Ironie braucht man auch ein Ohr. Sie ist immer dann am besten, wenn man sie nicht gleich bemerkt oder zweifelt, ob überhaupt Ironie im Spiel ist.
Dann dürfte es ja ein Leichtes für Sie sein, mit Führungszeugnis in den BT einzuziehen, versuchen Sie es doch mal.
Mein Problem ist: Ich weiß noch nicht mit welcher Partei, obwohl ich, da bin ich mir sicher, ein lupenreines Führungszeugnis in Bonn ausgestellt bekäme. Schließlich bin ich ein lupenreiner Demokrat.
Der Artikel entstand noch vor dem großen Reinemachen. Da steht nämlich: ...nach dem die gelernte Juristin abseits anderer Hobbies auch „gerne aber schlecht“ singt. Die Mobbing-Sache geht jetzt vielleicht erst richtig in die Eisen. Die Betroffenen müssten nun aus dem Gebüsch kommen.
Ist zwar nicht einfach, aber bei Ihren Fähigkeiten....
Ja, danke. Meine Fähigkeiten werden weit und breit geschätzt.
Dass die Dame seit 11 Jahren im BT sitzt, ohne dass eine/r von den ebenfalls dort sitzenden zahlreichen JuristInnen gemerkt hat, dass sie juristisch nichts drauf hat, ist bemerkenswert.
Die Dame hat keinerlei Konsequenzen zu fürchten, wenn sie genügend Chuzpe hat, sitzt sie sogar ihr Mandat bis zum Ende der Legislaturperiode aus. (Wahrscheinlicher ist ein SPD-Posten und eine lautloser Abgang....)
Zitat aus Wiki:
Nach dem Ende des Mandats erhalten die ehemaligen Abgeordneten ein zu versteuerndes Übergangsgeld, welches der Wiedereingliederung in ihrem früheren Beruf dienen soll. Für jedes Jahr der Mandatsausübung wird das Übergangsgeld einen Monat lang ausgezahlt, höchstens jedoch für 18 Monate. Ein ehemaliger Abgeordneter erhält momentan für ein Jahr im Bundestag ein Übergangsgeld von 9.082 €, für 18 Jahre und mehr stehen ihm insgesamt 163.476 € zu (zu zahlen in 18 Monatsraten à 9.082 €).
Das bedeutet auf Frau Hinz angewandt: Schiede sie jetzt aus, erhielte sie für 11 Jahre Mitgliedschaft im BT 11 Monatszahlungen à 9.082 €, also rund 100.000 Euro.
Wenn sie dann in BT-Rente geht, bekommt sie pro Jahr BT-Mitgliedschaft 2,5% der Grunddiät, das sind bei 11 Jahren 27,5%, also monatlich 2.482,50 Euro Rente, wobei für die Jahre 2005 bis 2008 eine Übergangsregelung gilt, da die Grundlage noveliert wurde.
Na ja, die offiziell Abgestempelten sind halt auch nur abgestempelt. Am Zustand etlicher Gesetze kann man erkennen, daß die auch nix draufhaben.
Gefallen hat mir, weil so bitterböse-bissig treffend, ein Kommentar in der Angelegenheit bei "welt-online": "also wenn sich ein Pakistani als Afghane ausgeben kann, kann eine Friseuse aus der SPD auch behaupten sie wäre Anwältin.."
Dass die Dame seit 11 Jahren im BT sitzt, ohne dass eine/r von den ebenfalls dort sitzenden zahlreichen JuristInnen gemerkt hat, dass sie juristisch nichts drauf hat, ist bemerkenswert.
Das ist wirklich bemerkenswert. Normalerweise merkt man doch, ob es sich um einen Berufskollegen handelt. Sogar ich als Nichtjurist meine dies einschätzen zu können. Aber auch im heimatlichen Umfeld hätte man das merken müssen: Abi-Jahrgang, Klassentreffen etc. Oder wenn im heimatlichen Ortsverein eine juristische Frage auftauchte, hat man doch sicher auch den Rat von Frau Hinz eingeholt, etwa so: Petra, was meinst du als Juristin dazu?
Hinzu kommt, dass sie erpressbar war. Wer ihre echte Biographie kannte, etwa ein ehemaliger Lover oder auch Verwandte, hätte Möglichkeiten gehabt, das "freie" Abgeordnentenmandat zu beeinflussen.
Ich gehe davon aus, daß sie nicht mal Urkunden gefälscht hat und deshalb nicht belangt werden kann, nicht mal standesrechtlich und ob der §263 StGB (Absicht der Beschaffung rechtswidriger Vermögensvorteile) hier greifen kann? Wir werden gespannt sein dürfen, was sich da noch so gestaltet.
Es ist nicht nur bemerkenswert, fürchte ich, sondern überhaupt nicht nachvollziehbar.
Heute gab es im WDR ein Interview mit dem Justizminister von Nordrhein-Westfalen, Thomas Kutschaty, aus demselben SPD-Unterbezirk wie Petra Hinz und dort Chef, der sich auch nicht erklären kann, wie die Frau ihnen "über dreißig Jahre lang [!] eine falsche Biographie auftischen" konnte. Er habe aber mit Frau Hinz im Parteivorstand "sehr gut, sehr intensiv zusammengearbeitet". Allerdings habe er ihr dringend zum Rücktritt geraten (was denn im weiteren auch so erfolgte).
Der Mann soll nicht bemerkt haben, dass er es nicht mit einer Volljuristin zu tun hatte?
Stutzig machte ja schon der von Achtermann eingestellte Bundestagseintrag: […]im Rahmen der Ausbildung die Stationen in Körperschaften, Verwaltung und Wirtschaft durchlaufen.
1995 bis 1999 tätig als freiberufliche Juristin, 1999 bis 2003 Juristin im Management eines Konzerns für den Bereich Immobilien, Bewirtschaftung, Expansion und Reorganisation. 2003 bis 2005 tätig als freiberufliche Juristin im Krisen- und Projektmanagement."
Hoher bis höchster Abstraktionsgrad - aber derlei ist bei diesen Eintragungen vielleicht auch üblich.
Und sind nicht die meisten von uns in diesen Zeiten mit "Krisen- und Projektmanagement" (haha) beschäftigt, in der ein oder anderen Form?
Der Stern meldet:
Petra Hinz ist keine Bundestagsabgeordnete mehr. Einen halben Tag, nachdem die SPD-Politikerin aus Essen zugegeben hat, die wichtigsten Teile ihres Lebenslaufs erfunden zu haben, hat sie ihr Mandat niedergelegt.
Hinweisen möchte ich auf einen weiteren Text, der auf der Website von Petra Hinz am 19.07.2016 erschienen ist. Da schreibt sie zu ihrem Verhalten den Mitarbeiter/innen gegenüber:
Gegenstand des „offenen Briefes“ und der Medienberichterstattung sind die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in meinem Bundestagsbüro aus den Jahren von vor 2012. (...)
Sollte der Autor des Schreibens SPD-Mitglied sein – was ich einfach nicht glauben mag – müssten die Essener Sozialdemokraten dafür sorgen, dass er oder sie nicht mehr lange Mitglied bleibt. Jemand, der in ehrabschneidender Weise sozialdemokratische Mandatsträger diffamiert und sozialdemokratische Delegierte nötigt, hat in unserer Partei nichts mehr zu suchen. Er verstößt gegen die Grundprinzipien der Partei, der Solidarität, der fairen demokratischen Diskussion und der demokratischen Wahl unserer Mandatsträger. (...)
Dann - ich denke, so kann man das interpretieren - wirft sie ihren Mitarbeiter/innen vor, faul gewesen zu sein:
Als Bundestagsabgeordnete habe ich gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes die Verpflichtung, meine volle Leistungskraft der Wahlkreis- und Parlamentsarbeit und damit den Interessen der Bürgerinnen und Bürger zu widmen. In gleicher Weise können die Bürgerinnen und Bürger jedoch verlangen, dass auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abgeordneten sich im Rahmen ihres Vertrages und ihrer Leistungsfähigkeit in vollem Umfang einbringen. Dazu werden sie nach den Grundsätzen und Tarifen des Bundestagspräsidiums ordentlich bezahlt. Wer das anders sieht, möchte vielleicht lieber Vetternwirtschaft und Schlendrian im Bundestag sehen. Mein Verständnis von Parlamentsarbeit ist das nicht.
Sie wird nicht die Letzte sein und bald abdanken oder lieber doch nicht,weil wir dann ihren Vorruhestand bezahlen?
Petra Hinz hat sich wohl als unterfinanzierte Ich- AG im Vorgriff auf Peter Hartz & Gerhard Schröder Söhne interpretiert, die fremd- oder selbstermächtigt mit unbürokratischen Mittlen legal, scheinlegal, illegal, scheißegal gefördert gehört.
Nur aus der Perspektive der Ich- AG im geschröderten Sinne gedacht, hat sich der Ertrag unterm Strich der Moral allemal gelohnt,, samt Rentenanwartschaften parlamentarisch gestützt höherer Ordunung, oder etwa doch nicht?, wenn nicht, dann zumndest für das Mitgliedsbeitragsaufkommen der SPD
...weil wir dann ihren Vorruhestand bezahlen...
Der Steuerzahler legt durch den Rücktritt drauf, da sie für elf Jahre im Bundestag elf Monate ihre Diäten weiter erhält, während ihre Nachfolgerin, eine echte Juristin, ebenfalls bezahlt wird.
Nur aus der Perspektive der Ich- AG im geschröderten Sinne gedacht, hat sich der Ertrag unterm Strich der Moral allemal gelohnt...
Die Ich-AG-Mentalität bei Politikern hat sich für diejenigen, die beruflich nichts auf die Reihe gekriegt haben, auf jeden Fall gelohnt. Sie werden in Anlehnung an die Fähigkeiten eines Bundesrichters bezahlt. Da hat die Scheinjuristin auf jeden Fall ein gutes Geschäft gemacht. Wer unter den Juristen schafft es schon zum Bundesrichter?
"Die Ich-AG-Mentalität bei Politikern hat sich für diejenigen, die beruflich nichts auf die Reihe gekriegt haben, auf jeden Fall gelohnt. "
Während abertausende Ich- AGs als Aussteuerungsprogramm im Wege der Agenda2010 mit ihren heillios unterfinanzierten Start Ups, es reichte nicht einmal für die eigenen , geschweige die Krankenkassenbeiträge von prekär Beschäftigten als befristete Angestellte, insolvent gegangen, gescheitert, nun die Marschkolonnen der AfD, Pegida füllen und den Marschtritt ins Ungemach von uns allen bestimmen wollen?
Die Frau wäre in der CSU, wäre sie in Bayern geboren
Vermutlich ist man bei Sozialdemokraten stärker verärgert, weil man ihnen unterstellt, die Welt verbessern zu wollen (ok, zumindest tat man das bei den vor-Schröderschen Sozialdemokraten). Dazu passt ein primär eigenen Vorteil suchendes Schlawinertum irgendwie nicht.
Leider kennen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht einmal die Oberflächen-Schicht dieses Falls. Fakt ist offensichtlich nicht nur, dass die Essener SPD, die NRW-SPD sowie im Speziellen ihr Seeheimer-Amigoklüngel Hinz’ Hochstapelei über Jahrzehnte mit gewußt und mit abgedeckt haben. Auch der Terror und das Mobbing in ihrem – von Ex-Mitarbeitern als »Gulag« bezeichnetem – MdB-Büro waren innerhalb der Bundestags-Fraktion offensichtlich seit Jahren bekannt.
Was bleibt als Lehre (wenn auch nur vorläufige, provisorische)?
Ganz sicher nicht die Reinwasch- und Abwiegel-Taktik, die der (meines Wissens auch im Freitag-Umfeld tätige) Autor Stephan Hebel in der Frankfurter Rundschau auffährt. Beim gesunden Volkszorn von wegen der Hochstapelei – wie sie im Ausgangsartikel anklingt – bin ich allerdings ganz sicher ebenfalls nicht mit an Bord. Njet – mit mir nicht zu machen; Punktum. Was ist denn der eigentliche Skandal? Dass die Frau hochgestapelt hat von wegen ihrer akademischen Qualifikationen – ähnlich wie andere dieser Polit-Spezies auch, nur in etwas überzogener, tendenziell offensichtlich sogar etwas paranoider Form? Oder nicht vielmehr die Tatsache, dass sich an diesem neoliberalen Karriere-Styling mittlerweile alle beteiligen – mit dem bekannten Ergebnis, dass keine Partei mehr (ich wage zu behaupten: inklusive Linkspartei) Nichtakademiker für Mandate aufstellt. Ist es das: Wir wollen keine Nicht-Doktoren mehr als Politiker – und wenn sie auffliegen, dann weg mit dem Mandat, ab in den Knast, Rübe runter? Ist das so ungefähr die gesellschaftspolitische Perspektive, die ich mir beim Lesen des Online-Bereichs des Freitag auszumalen habe?
Hebel als Sozialdemokrat mag via Rundschau-Glosse ja noch zu retten versuchen, was nicht mehr zu retten ist: eine rundum abgefuckte Partei, deren Essenz anscheinend nur noch aus kleinbürgerlicher Schikaniergeilheit besteht – übertroffen allenfalls noch von der ebenso kleinbürgerlichen Karrieregeilheit ihres oberen und mittleren Personals. Wenn eins die Message aus diesem Fall ist, dann ist es das. Ich für meinen Teil jedenfalls hoffe, dass der Hochstapelei-Aspekt nicht ganz die infernalischen Arbeitsbedingungen in die zweite Reihe abdrängt, die am Beispiel MdB-Büro Hinz nunmehr – als paradigmisches Beispiel sozusagen – für Schlagzeilen sorgen. Und – darüber hinaus – natürlich, dass noch viel mehr Details über diese sicherlich parteiübergreifende Form von politischer »Kultur« auf angemessene Weise in die öffentliche Problemzone gelangt.
Fazit: die Zustände sind politische – nicht formale Verfehlungen einzelner Protagonisten. Pointiert gesagt: Käsmann weiter an der ESK-Spitze wäre mir durchaus Recht gewesen – ungeachtet der paar Promille und der (in meinen Augen nach wie vor arrangierten) Verkehrskontrolle. Desweiteren wäre mir mit einem Wulff im Schloss Bellevue (mit oder ohne Gemahlin) nach wie vor deutlich wohler als mit dem preußisch-nationalkonservativen Hardliner, der für die Hardliner-Fraktion des deutschen Imperialismus nunmehr den politischen Rahmen absteckt.
Speziell auch in Anbetracht der Tatsache, dass letzterer nach wie vor als die Ausgeburt der persönlichen Vorbildhaftigkeit hingestellt wird.
Hier habe ich einen kuriosen Fall der Titel-Täuschung auf regionaler Ebene beschrieben.
Die Parteien sind als Feld, eine berufliche Karriere zu machen, nicht zu unterschätzen. Wenn ich derzeit die AfD mir vor Augen führe und mir vorstelle, wie viele jetzt schon in die Landtage eingezogen sind und einziehen werden, ohne den langen Weg der Ellenbogen gehen zu müssen. Wer ein wenig clever ist, sich traut vor anderen aufzutreten, hat in diesen Tagen schon Möglichkeiten, sich einen gut dotierten Job im rechten Lager zu ergattern.
Vor einigen Jahren, als in BaWü die CDU noch als alleinige Herrscherin die Politik des Landes bestimmte, berichtete mir ein sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter, dass ein CDU-Netz übers Land gelegt worden sei, um Söhne und Töchter in gute Jobs zu bringen. Die CDU sei im Grunde ein Arbeitsamt für die eigene Klientel. Schließlich bildeten sich über die Jahre Beziehungsstrukturen mit der Wirtschaft heraus. Das ist sicherlich ein Grund, weshalb eine Partei ohne nach außen dringende parteiinterne Streitigkeiten sich lange oben halten kann. NRW dürfte das sozialdemokratische Spiegelbild sein. Kaum eine Gruppe außerhalb des Parteienwesens schafft es, so viel Staatsknete für die eigene Klientel zu akquirieren: Fraktionsgelder, Mitarbeitergelder, Sachleistungen für Büros, Diäten, Partei-Stiftungen...
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