Festivaltagebuch - Tag 2. Die Retro-Eröffnung

Retrospektive Am zweiten Festivaltag eröffnete die Retrospektive ihre Türen und zeigt ersten Berlin-Film der Reihe. Festivalleitung und Filmteam waren bei der Premiere anwesend.

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Es gibt wohl kaum einen besseren Ort, um die Retrospektive-Reihe des diesjährigen „achtung berlin“-Filmfestivals einzuleiten als das 1927 eröffnete Kino Babylon am heutigen Rosa-Luxemburg-Platz. Das geräumige, gelbgetönte Foyer mit den zwei breiten Treppen hinauf zur Empore und der beachtliche Zuschauerraum vermitteln den Filmbesuchern bereits ein Gefühl vergangener Tage. Roter Teppich und Scheinwerferlicht stehen vor dem Eingang bereit, um dem bunt gemischten Publikum den ersten Film der Reihe vorzustellen. Einige der Festivalbesucher wirken, als hätten sie den Film 1994 bereits im Original gesehen und sich auf viele Erinnerungen freuen. Andere wiederum hoffen, eine Stadt neu entdecken zu können, bevor sie weltweit in aller Munde war.

Die Retrospektive wird durch kurze Ansprachen der beiden Festivalleiter eröffnet. Sebastian Brose und Hajo Schäfer merken an, dass sie sich diese Filmreihe eigentlich selbst zum Jubiläum geschenkt haben und freuen sich, nach monatelanger Filmsichtung, nun endlich die Begrüßungsworte sprechen zu dürfen. Als Eröffnungsfilm wurde „Oben - Unten“ des Regisseurs Joseph Orr ausgewählt. Inhalt: Franz, ein echter Unglücksrabe in seinen frühen Dreißigern, wohnt in der Großbaustelle Prenzlauer Berg kurz nach der Wende. Seine Freundin Sarah hat ihn gerade für einen Wollpullover-tragenden Vegetarier sitzen gelassen und außerdem muss er sich noch mit der drohenden Pleite seines kleinen Verlages rumschlagen. Auch Zuhause kommt er nicht zur Ruhe, seitdem unter ihm ein neuer Nachbar, der den ganzen Tag nur bohrt und sägt, eingezogen ist und seine gutbetuchte Nachbarin ihren bereits verschiedenen Gatten ständig in seiner Wohnung sucht. Dabei will Franz doch endlich nur „die Eine“ treffen. Es ist um ihn geschehen, als ihn dieses Glück schon bald in einer vorbeifahrenden Straßenbahn (im Blaumann) ereilt. Daraufhin klappert Franz alle Baustellen nord- und südlich der Spree ab, um später herauszufinden, dass es sich bei seiner Angebeteten um den unliebsamen hämmernden Nachbarn handelt. Dies ist der Beginn einer sonderbaren Liebesgeschichte. Die Hauptdarsteller Marco Bahr, Nadja Schulz und Sophie Rois setzen die eigentlich vorhersehbare Geschichte sympathisch um und zeigen dabei gutes humoristisches Gespür. Auch, weil Regisseur Orr in seinem Drehbuch viel Fingerspitzengefühl für die Widrigkeiten des alltäglichen Lebens bewiesen hat.

„Oben-Unten“ bietet dem Zuschauer amüsante 80 Filmminuten und führt dabei durch die marode Berliner Stadtlandschaft der frühen Neunziger Jahre. Zur Festivalpremiere kam das ganze Team zusammen, um das 20-jährige Filmjubiläum mit einem abschließenden Foto in Erinnerung zu behalten.

Von Maxi Beigang / im Rahmen des Studiengangs Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation – MHMK, Standort Berlin.
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achtung berlin

Der achtung berlin - new berlin film award ist ein Filmfestival, das sich mit Leib und Seele dem Hauptstadtkino verschrieben hat. 9.-16. April 2014

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