Bahrein - Transit

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Bahrain – Transit

Es ist elf Uhr nachts, als ich in Bahrain ankomme. Der Anschlussflug soll um zwei Uhr starten, ich muss mich nicht beeilen. Heute machte mir das nichts aus, diesmal habe ich tatsächlich nur eine kleine Tasche als Handgepäck.

Vor einem Counter sammelt sich eine Schlange, ordentlich durch die übliche Bandabteilung aufgereiht. Am Eingang zur Wartezone steht ein Flughafenangestellter, schickt mich weiter in Richtung Transitlounge. Anstehen müssen nur die, die keine Bordkarte für den Weiterflug haben.

Eine Treppe höher Neonlicht in Hochpotenz, duty-free-Läden glitzern. Ein weiterer mit roter Weste Uniformierter kontrolliert nochmals Bordkarten, schickt die zurück, die die Schlange unten scheuten, gibt den anderen die Gate-Nummer für ihre Flüge. Auswendig. Auf arabisch. Gut, dafür reichts bei mir schon, ich muss nicht einmal zu einer der Anschlagtafeln wandern. Gate 36 – hört sich an, als würde das ein längerer Spaziergang, hier ist 6 und die Abstände zwischen den Gates, gefüllt mit Läden und anderen Einrichtungen, dehnen sich.

Bei Gate 17 jedoch zeigt ein Pfeil nach unten, in ein weiteres Treppenhaus. Eine Etage tiefer öffnet sich ein fast quadratischer Raum, in dem Wartezonen für mindestens vier Gates sich an den Fenstern entlang ziehen. Von Gate 36 geht zunächst ein anderer Flug ab – nach Karachi. Ich suche mir also im Vorraum einen Sitz und richte mich auf zwei Stunden Warten ein.

Meist bleibt jedoch mein Buch ungeöffnet auf dem Schoß, das Drumherum ist zu interessant. Personal läuft hin und her, der Reinigungsdienst, der auf seinem Rücken den Namen einer recht bekannten deutschen Baufirma trägt, ist im Dauereinsatz, trotz der späten Stunde. Das sieht man: der Flughafen ist pieksauber. Auch, wie ich später feststelle, die Toilette – oft ein Stiefkind in öffentlichen Gebäuden. Hier nicht.

Gegenüber meines Sitzplatzes schließt gerade ein gähnender Angestellter die Tür eines Copy- und Internet-shops. Schade, ich hätte ja mal Mails lesen können – oder den Freitag besuchen.

Neben dem nun geschlossenen Eingang ist ein kleiner Verkaufsstand, Kaffee, Kleingebäck. Der Kaffee duftet, Kardamom liegt in der Luft. Soll ich? Nein, muss nicht sein.

In der Ecke steht ein Wasserspender – Wasser umsonst. Das habe ich bislang noch an keinem anderen Flughafen erlebt, außer vielleicht in Jeddah. Ich packe mein Buch in die Tasche, einen Becher Wasser könnte ich wohl vertragen. Ein Mann kommt mir zuvor, zapft einen Becher, sieht mich an und reicht ihn mir, bevor er einen weiteren für sich füllt. Den trinkt er im Hocken am Boden.

Auch er trägt, wie viele der Pakistani, die auf ihre Maschine nach Karatschi warten, Shalwar-Khameez, in beige, mit schwarzer Weste. Viele von ihnen flanieren durch die Wartezone, um wach zu bleiben oder sich die Zeit zu vertreiben. Ihre Frauen bieten mir eine Modenschau: anscheinend werden die Khameez inzwischen viel kürzer getragen. Die Farben sind lebhaft wie immer, hoffentlich kaufen sie in der Heimat ein paar schönere Stoffe. Hier sehe ich zu viel Kunstfaser und Glitzer.

Mir gegenüber lässt sich eine arabische Familie auf einer Stuhlreihe nieder, der Vater trug den schlafenden, vielleicht fünfjährigen Jungen, hält ihn noch immer auf dem Schoß, für den der eigentlich schon zu große ist. Dass er dabei seine Dishdasha verknittert, scheint ihm egal zu sein.

Daneben versucht die Mutter, die beiden jüngeren zu beschäftigen, die offensichtlich hellwach sind. Ihr Gesicht ist unter dem schwarzen Hijab blass, vor Müdigkeit? Ich gähne auch ein bisschen.

Immer wieder kommt ein kleiner Mann, der die Flüge aufruft und die Passagiere zum Boarding zusammensucht. Auch mich hat er gefragt, wo es hingehen soll, ich sitze hier aber erst mal richtig.

Auffällig sind ein paar richtige Blondschöpfe, auch ein Vater mit zwei Söhnen. Die Anzeigetafel lässt mich vermuten, dass sie auf das Flugzeug nach Kopenhagen warten, die Sprachfetzen, die ich mitbekomme, lassen den Schluss zu. Lebhaft sind sie, mal an diesem Kiosk, mal an jenem, und sie hätten auch noch gerne dies oder jenes.

Zwei Damen in der Nähe, eine in Jeans, T-Shirt und Zottellook, die andere mit Hippie-Rock, beide nicht mehr jung, sehen etwas aus der Zeit gefallen aus. Zeitlos sind dagegen ein paar europäische oder amerikanische Geschäftsleute mit Aktenkoffer, und der unvermeidliche Tourist mit kurzer Hose, weißen Tennissocken und Sandalen. Sonnenbrand hat er auch. Nein, ich bin wach. Noch.

Kopenhagen und Karatschi beenden den Einstieg, ich wechsele nach Kontrolle der Bordkarte in die Wartezone. Platz genug, einige legen sich über mehrere Sitze, um zu schlafen. Ein junges Paar neben mir flüstert und futtert Süßigkeiten. Ich wende mich doch wieder meinem Buch zu. Noch eine halbe Stunde.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Alien59

Nächster Versuch. Statt PN: alien59(at)live.at

Alien59

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