Entscheidung des EGMR: Geiseldrama in Beslan

Straßburg – Der Europäischen Gerichtshof urteilt über das Geiseldrama von Beslan. Bei der Erstürmung des Gebäudes im Jahr 2004 starben mehr als 330 Menschen, davon 186 Kinder.

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Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg hat Russland wegen der blutigen Beendigung des Geiseldramas von Beslan im Jahr 2004 verurteilt.

Die Straßburger Richter gaben am Donnerstag 409 Klägern Recht - unter ihnen Überlebende und Angehörige von Opfern, die bei dem Einsatz der russischen Sicherheitskräfte damals getötet oder verletzt wurden.

Bei der Erstürmung der von den Geiselnehmern gehaltenen Schule in Beslan in der Kaukasusrepublik Nordossetien waren am 3. September 2004 mehr als 330 Menschen getötet worden, unter ihnen 186 Kinder.

Die Überlebenden, Verletzten, Angehörigen und Toten von Beslan werfen den russischen Sicherheitskräften vor, diese hätten zu wenig getan, um das Leben der Geiseln damals, im September 2004, zu retten; mehr noch: sie seien falsch vorgegangen und hätten damit für noch mehr Tote gesorgt. Vor russischen Gerichten scheiterten die Kläger in Hunderten von Verfahren.

Die Sicherheitskräfte setzten bei der Befreiung der Geiseln schwere Waffen ein, unter anderem Granatwerfer. Bei dem Beschuss geriet die Turnhalle der Schule in Brand, dort waren viele Geiseln gefangen, die meisten kamen in den Flammen um.

Der Straßburger Gerichtshof räumte zwar ein, Russland habe angesichts der unnachgiebigen Haltung der Geiselnehmer vor einer schwierigen Entscheidung gestanden. Die bei der Erstürmung der Schule angewandte Gewalt sei jedoch "unverhältnismäßig" gewesen.

Bei der Vorbereitung und der Kontrolle des Einsatzes habe es zudem "schwere Versäumnisse" gegeben. Das Urteil wurde von den sieben Richtern einer kleinen Kammer gefällt. Russland kann dagegen binnen drei Monaten Rechtsmittel einlegen. Der Gerichtshof kann den Fall dann zur Überprüfung an die 17 Richter der Großen Kammer verweisen, er muss dies aber nicht tun.

(APA/AFP/Reuters)

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Geschrieben von

Andreas Rossbach

Als freier Journalist schreibe ich aus Russland für russische und deutsche Medien über Politik, Kultur & andere Dinge, die mich interessieren.

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