Mit Kerzen und Rosen gegen Intoleranz

Antifa-Protest Am 19. Januar versammelten sich in St. Petersburg etwa 150 Leute, um gemeinsam gegen gesellschaftliche und politische Missstände in Russland zu demonstrieren.

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Die Mitglieder von Russlands sozialistischer Bewegung haben zuvor zum friedlichen Protest aufgerufen. Die Demonstranten versammelte sich an der Malaya Sadovayastraße, marschierten von dort aus in Begleitung der Polizei über den Newski Prospekt, gingen vorbei an der Erlöserkirche und gelangten schließlich an den größten öffentlichen Platz in St Petersburg, das Marsfeld.

Obwohl den Initiatoren des Protestes keine offizielle Genehmigung der Behörden vorlag, “griff die Polizei nicht ein und der Protest verlief weitgehend friedlich”, erklärt Ivan Ovsjanikow, Aktivist und Mitglied der Russischen Sozialistischen Bewegung (RSD) in St Petersburg. Doch der bekannte Aktivist “ Igor Stepanych, 77 Jahre alt und Überlebender der Leningrader Blockade, wurde von der Polizei festgenommen und auf das berüchtigte Revier Nummer 78 in der Chekhovastraße gebracht.

Menschen mit verschiedenen Ansichten vereint

Das Ziel des Protestzuges war “Menschen mit verschiedenen Ansichten zu vereinen”, erklärt Ovsjanikov. Wichtig sei dabei lediglich gewesen, dass alle Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Militarismus ablehnen. Allem Anschein nach waren sich die Demonstranten in dieser Hinsicht einig. Auf dem Marsfeld legten die Menschen Rosen nieder und einige von ihnen hielten kurze Ansprachen.

Sergei Siljoyn ist zum Gedenken an die Journalistin Anastasia Baburova und den Anwalt Stanislaw Markelow, die rechtsextremer Gewalt zum Opfer gefallen sind an die Kundgebung gekommen. “Ich bin auch hier um gegen Antisemitismus, Homophobie und Xenophobie zu protestieren, sagt der junge Aktivist aus Moskau der zu Besuch in St. Petersburg ist.

Festgenommener Aktivist nach Verhör freigelassen

Später gingen etwa zwanzig Aktivisten zum Polizeirevier 78, um Andrejew dort nach einem dreistündigen Verhör abzuholen. “Wir sind froh, dass er freigelassen wurde“, bestätigen mir mehrere Aktivisten. Solche willkürlichen Verhaftungen und anschließenden protokollierten Verhöre kommen immer wieder vor bei friedlichen Protesten.

Auch in anderen russischen Städten, in Moskau und Murmansk fanden am gleichen Tag antifaschistische Proteste statt. Dort wurden mehrere Aktivisten von der Polizei verhaftet. In Russlands Hauptstadt wurden fünf Aktivisten verhaftet, in der nördlichsten Großstadt Europas waren es sogar zehn.

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Geschrieben von

Andreas Rossbach

Als freier Journalist schreibe ich aus Russland für russische und deutsche Medien über Politik, Kultur & andere Dinge, die mich interessieren.

Andreas Rossbach

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