Heimatlos - Rechtlos

Klimaflüchtlinge Der Klimwandel hat Memunatu zum Flüchtling gemacht, sie ist zwölf Jahre. Sie hat kein Recht auf Asyl, weil Klima aus bürokratischen Gründen dafür nicht ausreicht.

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Foto: CSIRO (CC)

Memunatu ist zwölf Jahre alt. Sie lebte im Norden von Ghanas, einem Land etwa halb so groß wie Deutschland, das im Westen Afrikas liegt und unterhalb der Sahara liegt. Vier von fünf Menschen leben dort von der Landwirtschaft. Umso härter treffen die Menschen dort Dürren, die in den letzten Jahren immer stärker und häufiger auftreten. Ein seltener, aber starker Regenfall zerstörte das ausgetrocknete Ackerland und die Ernte der Eltern von Memunatu. Ihr Vater beging daraufhin Selbstmord. Memunatu und ihre Familie sind Klimaflüchtlinge, sie sind drei von etwa 30 Millionen weltweit.

Der Klimawandel vertreibt vor allem im globalen Süden Menschen aus ihrer Heimat. Es ist die doppelte Ungerechtigkeit des Klimawandels, dass er die Ärmsten der Armen als erstes und am härtesten trifft – diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben. 30 Millionen Menschen, das entspricht der gesamten Bevölkerung Kanadas - jedes Jahr.

Kritiker argumentieren, dass nicht der Klimawandel die eigentliche Ursache für Klimaflüchtlinge sei, sondern Armut. In der Tat ist es die Armut die viele Menschen so verwundbar macht für Dürren, Stürme oder Überschwemmungen. Extreme Wetterereignisse sind aber Auslöser für Flucht und der Klimawandel hat solche Extremwetter häufiger werden.

Klimawandel in Ghana

In den letzten 30 Jahren hat sich die Durchschnittstemperatur um 1 Grad erhöht. Ghana war schon davor von Dürren und Überschwemmungen betroffen. Der Klimawandel aber macht das Wetter extremer und unberechenbarer. Der Norden ist besonders verwundbar, weil dort besonders viele Menschen in Armut leben, das Land ohnehin trockener ist und die Bevölkerung abhängig ist von der Landwirtschaft. Eine Dürre zerstört dort besonders schnell Existenzgrundlagen. Auch wenn die globale Erwärmung auf 2 Grad beschränkt wird, wird sie katastrophale Auswirkungen für die Menschen in Ghana haben. Umso wichtiger ist es aber, dass die internationale Gemeinschaft sich bis Ende des Jahres auf einen Klimavertrag einigt, der den Klimawandel effektiv begrenzt.

Ghanas Regierung ist zum einen mehr am wirtschaftlich stärkeren Süden des Landes interessiert, zum anderen überfordert. Es fehlen Ressourcen. Die Industriestaaten haben zugesagt, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Wer wie viel zahlt, ist aber noch unklar. Das wäre ein erster Schritt. Aber das reicht nicht aus

Klimaflüchtlinge in der Bürokratiefalle

Es gibt etwa 30 Millionen Menschen wie Memunatu, die obdachlos werden wegen des Klimawandels, Menschen die fliehen müssen, weil der steigende Meeresspiegel ihr Zuhause zerstört, Menschen, die fliehen müssen, weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlagen zerstört hat – jedes Jahr. Es könnten über 200 Millionen Flüchtlinge im Jahr werden fürchten Klimawissenschaftler.

Dass Klimaflüchtlinge ein enormes Problem sind, streitet kaum ein Politiker ab. Asyl sollen sie dennoch nicht bekommen. Die Genfer Flüchtlingskonvention adressiert das Problem von Klimaflüchtlingen nicht. Deswegen haben sie auch kein Recht auf Asyl.

Das einzige Land, das eine Ausnahme gemacht hat, ist Neuseeland.

Entwicklungsminister Müller hat erst kürzlich zugegeben, dass Klimaflüchtlinge ein reales Problem seien, eine rechtliche Grundlage will er Ihnen auf absehbare Zeit dennoch nicht geben. Ein Asylrecht wäre ein wichtiger Schritt. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit.

Es ist aber letztendlich aber auch nur ein Bekämpfen von Symptomen. Letztendlich müssen die Treibhausgas-Emissionen drastisch und schnell reduziert werden. Nur ein ehrgeiziges und rechtlich bindendes Klimaabkommen bei der Klimakonferenz in Paris Ende des Jahres bietet eine langfristige Perspektive. Die Vorverhandlungen dazu haben diese Woche in Bonn begonnen. Die Bundesregierung kann, insbesondere als Gastgeber des G7-Gipfels die Weichen für ein Klimaschutzabkommen stellen. Angela Merkel wurde mal Klimakanzlerin genannt. 2015 wäre ein gutes Jahr dem gerecht zu werden.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Farida Abubakari und Fariya Abubakari, 24, geschrieben. Sie sind Klimaaktivisten aus Ghana.

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