Kriminelle Selbstbedienung

EU-Umsatzsteuerkarusselle Jahr für Jahr gehen den europäischen Finanzämtern allein durch Umsatzsteuerbetrug 50 Mrd. EUR verloren. Auf Deutschland entfallen davon mindestens 10 Prozent

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Kriminelle Selbstbedienung

Foto: Philippe Huguen/AFP/Getty Images

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg versteht von Europa soviel, wie ein Nichtchrist von der heiligen Dreieinigkeit, nämlich rein gar nichts. Für ihn ist völlig unverständlich, wieso in Europa nationales Denken stattfindet, das er den Gespenstern des 20. Jahrhunderts zurechnet. Nationales Denken funktioniere seiner Meinung nach nicht mehr.

Er sagt sogar: "Jeder, der auch nur ein bisschen von Politik begreift und sich ansieht, woher seine eigenen Produkte kommen, wird bemerken, dass man mit nationaler Politik nicht mehr operieren kann." Tatsächlich wird umgekehrt ein Schuh daraus. Weil es in Europa nicht einmal bei der Mehrwertsteuer einen einheitlichen Steuersatz gibt, können sich Betrüger bei Raubzügen gegen die nationalen Finanzämter dumm und dusselig verdienen.

Nach Berechnungen der EU-Kommission umfasst der durch Umsatzsteuerkarusselle in Europa verursachte Schaden seit 1993 rund 50 Milliarden Euro pro Jahr! Das sind in 26 Jahren 1,3 Billionen EUR. Zum Schaden für Deutschland nennt das Bundesministerium für Finanzen keine Zahl. Schätzungen gehen von mindestens (!) 5 Milliarden im Jahr aus.

Einzig eine Staatsanwaltschaft in Augsburg ist bislang mit Leidenschaft gegen diesen Mega-Betrug vorgegangen, der 2,5 mal mehr kostet, als der deutsche Nettobeitrag zum EU-Budget. Jahr für Jahr. Hier zeigt sich der wahre pulse of europe. Zusammen mit den Beutezügen aus Cum/Ex- und Cum/Cum-Geschäften, summiert sich das zu einem Betrag, aus dem man wahrscheinlich ein einheitlich europäische Mindestabsicherung auf erträglichen Niveau etablieren könnte. Etwas, dass den europäischen Gedanken merklich befördern könnte, im Gegensatz zu der Folklore, die im EP-Wahlkampf abgesondert wird.

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