Klammheimliche Freude darüber, dass jetzt einmal die selbstgerechten Grünen, das parteigewordene Gutmenschentum einen über die Mütze bekommen, sind so unangebracht, wie das Ganze für einen Sturm im Wasserglas zu halten.
Kaum eine Partei in Deutschland hat so eine weiche Flanke in Sache „Glaubwürdigkeit“ wie die Grünen. Nicht nur, dass sich die Grünen selbst für die besseren Menschen halten, auch viele Wähler tun das.
Wie das so ist, wenn man mit durch Wachs gehaltenen Flügeln der Sonne zu nahe kommt, hatte schon Ikarus erfahren und nun machen gerade die Grünen die Erfahrung, was passiert, wenn Menschen anfangen, die hochfliegende „pro bono - contra malum“- Mission der Grünen infrage zu stellen.
Der stolzen grünen Seele Höhenflug scheint beendet und die Erde hat sie wieder. Hiernieden auf Erden geht es für sie momentan recht rau zu. Der Vorwurf: „Pädophilie war in der grünen Ideologie angelegt“. So jedenfalls hat es Christian Füller auf den Punkt bringen wollen, was Ines Pohl die Chefredakteurin der taz zumindest für die Wochenendausgabe verhindert hatte. Normales Redaktionsgeschäft möchte man meinen. Nicht jeder bestellte Artikel schafft es auch, veröffentlicht zu werden. Nun hat das aber Stefan Niggemeier aufgegriffen und in seinem Blog öffentlich gemacht. Von da aus ging die Informationen u.a. via Facebook hinaus in die Welt und wurde inzwischen ungezählte Male geteilt und kommentiert.
Fünf Stunden später meldete sich Bettina Röhl zu Wort: „Presseskandal bei der taz. Die pädophil selber außerordentlich kontaminierte taz, die immer auch das Käseblatt der Grünen und der alternativen Bewegung war, außer, dass sie auch, was sie allerdings auch mit den Grünen gemein hat, einer kommunistischen Indoktrination erlag, hat jetzt einen waschechten Presseskandal an der Backe“. Von Zensur war die Rede, davon das Überparteilichkeit und Informationspflicht der taz nichts gelten würden und dass Mitgefühl für die Opfer pädophiler Übergriffe im Dunstkreis der grünen Bewegung zu mindestens in der Chefredaktion der taz nicht gegeben wäre.
Nach Auffassung von Bettina Röhl ist die taz „in besonderer Weise verpflichtet, die system -und ideologiebedingte Pädophilie der grünen Bewegung besonders kritisch öffentlich zu machen und zu diskutieren“. Vermutlich schon deswegen, weil der taz-Autor hier die gleiche These vertritt, „die ich in mehreren Artikeln in der WirtschaftsWoche, aber auch schon früher in anderen Medien vertreten habe“. Soweit Bettina Röhl. Thomas Baader vergleicht die Angelegenheit als Gastautor der „Achse des Guten“ mit einem Fall der Ausgrenzung im Lehrerkollegium der Odenwaldschule und Ulf Poschardt findet es einfach nur „krass!“ und fragt auf Facebook: „stimmt das, Ines Pohl?“ Politically INcorrect darf natürlich nicht fehlen und kommentiert wie folgt: „Insbesondere in den 1970er- und 1980er-Jahren war die linksradikale “taz” zusammen mit anderen marxistischen Medien wie der “konkret” Sprachrohr für Pädophile und deren Anliegen – der Legalisierung von Sex mit Kindern. Das war bekannt. Doch auch heute noch stellt sich die ultralinke Tageszeitung offenbar schützend vor pädophile Umtriebe“. Journalistenwatch.com fragt: „Grüne Zensur bei der taz?“ und bringt dann aber auch nur Auszüge aus Niggemeiers Blog (siehe oben).
Der Artikel, um den es geht, ist ja dankenswerterweise (link siehe oben) im Netz verfügbar und ist ein bemerkenswertes Dokument über das Scheitern guter Absichten, aber auch ein Beleg dafür, dass man sich als Journalist nie mit einer Sache gemein machen sollte, auch nicht mit einer guten. So schreibt Christian Füller beispielsweise: „Die pädophile Indifferenz der Grünen ist jedoch, anders als vermutet, keine Politik ohne Opfer. Es gibt sie, nur wagen sich bislang nur wenige Betroffene zu sprechen. Die Grünen haben Glück, dass sie als Partei keine Schulen, Kitas oder Internate betrieben haben, Orte also, an denen das Menschenmaterial vorhanden gewesen wäre, um ihre Befreiungsideologie jugendlicher Sexualität auszuleben“. Hierin ist alles angelegt. Das Wissen darum, dass die Grünen eben eine politische Partei sind und keine Glaubensgemeinschaft, die insbesondere Regeln für die Gläubigen und ihr individuelles Leben aufstellt und dass ihnen eigentlich, bezogen auf individuelles Verhalten von Parteimitgliedern kein Vorwurf zu machen ist.
Der ganze Artikel ist ein einziger Aufschrei hiergegen. Wieso dürfen die Grünen für sich in Anspruch nehmen, am individuellen Leid nicht Schuld zu sein, wo sie doch vor fast 30 Jahren den Päderasten Raum in ihrer Partei gaben? An diesem Punkt verzweifelt der Autor und schreibt gegen diese Aussichtslosigkeit an. Dabei geht es ihm ähnlich wie Sisyphos. Zwar rollt ihm kein Marmorblock den Berg hinunter, aber seiner Leidenschaft für das, was er für Gerechtigkeit hält, ist keine Erfüllung gestattet. Zwar darf er den nützlichen Idioten geben, für solche, denen er ansonsten politisch nicht sehr nahe stehen dürfte, aber die Grünen bleiben eben eine stinknormale Partei. Dies auch und gerade, weil sie es selbst nicht wahrhaben wollen. Hier decken sich die Ansichten Füllers und der grünen Partei. Beide denken, dass sie etwas ganz Besonderes ist, nur Füller glaubt, dass hieraus auch andere Ansprüche zu erwachsen haben und sich die Grünen gefälligst in Kollektivhaftung für individuelles Verhalten ihrer Mitglieder nehmen lassen müssen, weil der Missbrauch ihrer Ideologie entsprach.
Bei den Grünen ist der große Unterschied zu allen anderen Parteien, dass sie sich als sonstige politische Vereinigung erst 1979 gegründet hatte und in der Folge zum Kristallisationspunkt für Menschen aus den diversen verblassenden Bewegungen dieser Zeit wurden. Gleichzeitig zog sie Schrate aller Arten geradezu magisch an. Hiervon zeugt nun auch die berühmte BAG SchwuP (Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle). Dieser Prozess des Beginns und des Endes des offenen Tolerierens von Päderasten in den Grünen ist hoch interessant und der Politikwissenschaftler Prof. Franz Walter ist seit Juni dieses Jahres dabei Frage des Einflusses von Gruppen mit pädophilen Forderungen innerhalb der Grünen zu untersuchen. Diese Untersuchung wird natürlich keinem einzigen Missbrauchs Opfer gerecht werden und auch nicht die individuelle Schuld von Menschen mit grünen Parteibuch herausarbeiten. Insofern sind Projektionen auf diesen Prozess, die nämliches einfordern oder erwarten und die angebliche Verpflichtung der Grünen, Anlaufstellen für Missbrauchsopfer einzurichten, auch nichts weiter als mit dem Leid von Menschen Politik zu betreiben. Gewollt oder auch ungewollt.
Anders als die katholische Kirche mit der institutionell verordneten Unterdrückung priesterlicher Sexualität hat sich die grüne Partei um die Sexualität ihrer Mitglieder zu keinem Zeitpunkt gekümmert. Auch deswegen trägt sie für die individuellen Taten von Parteimitgliedern keine Verantwortung. Diese trägt sie für ihre Programmatik, für Positionspapiere, ihr politisches Agieren und für den Umgang mit Funktionären, wenn gegen diese Forderungen nach Rücktritt wg. päderastischer Momente in ihrer Biographie erhoben werden. Hier muss sie sich jeweils entscheiden, ob sie schweigt, solidarisch ist, sich abgrenzt usw. Wenn sich nun in Hinblick auf bestimmte Gruppen ein überproportionaler Einfluss hinsichtlich „pädophiler Forderungen“ zeigen sollte und davon darf man ausgehen, so lässt sich im Umkehrschluss hieraus keine Korrespondenz zu päderastischen Treiben oder Taten in der Privatsphäre konstruieren. Die Grünen waren keine Sekte, sondern sind politische Partei. Man politisiert zusammen, aber teilt nicht sein Leben mit den ParteifreundInnen und wenn, dann nicht weil, sondern obwohl sie Parteifreund(innen)sind. Gleiches gilt im Übrigen auch für Presseorgane. Auch der taz wurden ja immer wieder Vorwürfe in Hinblick auf Redakteure gemacht, die päderastische Neigungen hatten.
Hier muss man streng trennen zwischen politischer Kritik und der Kritik an Einzelnen. Die jetzt problematisierte Toleranz gegenüber pädophilen Neigungen kann und muss man konstatieren. Ob es Sinn macht, sie personell und institutionell zuzuordnen, um hieraus knapp 30 Jahre später Honig für Wahlkämpfe zu saugen, ist nicht zu bezweifeln, aber eben nur für CDU,CSU und die FDP macht es Sinn.
Es wird den Opfern gar nicht gerecht und es hilft den Tätern völlig zu unrecht. Die Täter waren nicht durch ein zu tolerantes Umfeld inspiriert und motiviert. Sie haben dieses Umfeld in einer für sie günstigen historischen Situation selbst mitgeschaffen. Natürlich brauchte es dafür Idioten, aber diese tragen nicht einen Teil der Verantwortung der Täter auf ihren Schultern.
Kommentare 12
Tja, irgendwie habe ich das alles auch schon anderswo gelesen. Das geistert seit Tagen durchs Netz.
Aber, zum päderastischen Treiben habe ich was Interessantes gefunden mit schönen Bildern:
http://www.itp-arcados.net/buch-paederastische-paare.pdf
"...aber auch ein Beleg dafür, dass man sich als Journalist nie mit einer Sache gemein machen sollte, auch nicht mit einer guten. "
Brav, brav, brabbel brabbel, nachgebrabbelt. Mein Gefühl ist, Sie machen sich am meisten mit dem Tratsch gemein. Nett zusammengefasst.
So und nun das Hecheln wieder einstellen.
"Tja, irgendwie habe ich das alles auch schon anderswo gelesen".
So, wo denn?
"Brav, brav, brabbel brabbel, nachgebrabbelt..." und zwar den unvergesslichen Hanns-Joachim Friedrichs: "Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein".
http://www.hanns-joachim-friedrichs.de/index.php?page=hjf&sub=2
Meinungsjournalismus ist auch Journalismus! Eine Zeitung, die auf Meinung verzichtet, muss erst noch konzipiert werden. Und ausgerechnet die taz in diesem Kontext in Schutz zu nehmen, das ist schon etwas bizarr. Die taz hat eine Meinung und das ist auch gut so. Das muss man auch der Jungen Freiheit oder Bild zugestehen. Das heißt aber nicht, dass jede Meinung unangreifbar ist. Letztlich haben nun nicht nur die Grünen wegen unaufgearbeiteter Pädophilie ein Problem, sondern nun auch noch die taz wegen eines allzu fragwürdigen Aktes der Pressezensur. In Zeiten des Internets ist dies eine mehr als offene Flanke für Ines Pohl, aber auch für die Grünen.
Das muss man ersteinmal schaffen! Zuerst das Plädoyer für Meinung, die man jeder Zeitung zugestehen muss und dann einen "fragwürdigen Akt.. der Pressezensur" konstatieren, weil Ines Pohl (Chefredaktion) entschieden hat, dass Füllers Artikel dieser Meinung nicht entspricht. Das Thema selbst ist ja zahlreich in der taz verhandelt worden, so - pars pro toto - am 13.08. durch einen Artikel von Jan Feddersen. Der Artikel von Füllner ist einfach zu obsessiv, zu überdreht und vermeidet damit sehr gekonnt jeden Anschein von sachlicher Darstellung. So etwas wäre, vielleicht als einer von mehreren Beiträgen im Bereich "Debatte" richtig angesiedelt, nicht aber als Solitär in einer Zeitung wie der taz. Letztendlich und im Zweifel, entscheiden muss immer die Chefredaktion. Das hat sie getan.
Ja, das hat sie getan. Der Bumerang ist ja auch prompt zurückgekehrt.
Damit muss und damit kann die taz vermutlich leben.
Das mag der Fall sein.
Das die Vorwürfe -oder eher Anklage- gegen viele führende Politiker wie Volker Beck oder der ehemalige Daniel Cohn-Bendit auch im Wahlkampf genutzt werden, ist ein üblicher Vorgang.
Dass es einen Wahlkampf brauch, dass die Partei Die Grünen, den Offenkundigen nachgehen, hat sie ganz selbst verantworten. Zudem sprach auch einige Zeit die politische Ausrichtung der Grünen sehr deutliche Bände.
Die Opfer der Mentalität des Wegguckens und des Relativierens, die damaligen Schutzbefohlenen, müssen mit den Abscheulichkeiten, die man ihnen antat, leben.
Die überfällige Anklage durch die Opfer ist niemals neutral, das kann sie nicht sein. Das muss die Partei die Grünen sich gefallen lassen, denn die Umtriebe wurden passiv vielleicht aktiv mitgetragen.
Dann soll man doch bitte Beck oder Cohn-Bendit anklagen, ihnen Vorwürfe machen, was auch immer, wie auch immer, nur konkret sollte es und damit nachprüfbar sein.
"(D)enn die Umtriebe wurden passiv vielleicht aktiv mitgetragen".
Keines von beiden trifft zu. Es waren immer konkrete Menschen, die duldeten, die aktiv etwas unterstützten usw. So verständlich es ist, dass Opfer ein Ziel für ihre Wut brauchen und wenn das grüne Parteimitglied, dass sie mißbraucht hat tot ist, so bleibt da ja noch die Partei, aber die ist nur Projektionsfläche. Das soziokulturelle Umfeld, dass bestimmt Sex mit Kindern begünstigte, weil es Sex per se für emanzipatorisch hielt, war aber nicht von den Grünen geschaffen. Umgekehrt, ein Teil dieser Szene ging in die Grünen und organsierte Päderasten folgten dann irgendwann. Im Windschatten der Schwulen und Lesben gelang es diesen, temporär einen gewissen und gewiss überproportionalen Einfluß auszuüben. Aber für die Liberalisierung von §§ 174, 175 und 176 StGB zu sein, oder Päderastentum zu akzeptieren, sind schon verschiedene Stiefel. Als den Grünen klar wurde, dass das Eine ggf. aus dem Anderen folgen könnte, wurde alle diese Beschlüsse aufgehoben.
Die Grünen haben sehr viel auf dem Kerbholz, Kinderfickerfreunde waren sie nie.
Atomkraft & Gen-Mais nein danke - Keine Pflanzen-Patente - Organischer Anbau - Umweltschutz - Sonnen- und Windenergie. - Das waren gute Gründe Die Grünen zu wählen.
Warum frage ich mich, ist mir das aktuelle Thema früher nie in Verbindung mit den Grünen und der FDP - aufgefallen?
Die von den Grünen beauftragte Studie vorliegen und allgemein ausgewertet sind, werden die Zusammenhänge vielleicht deutlicher.
Unverständlich ist für mich, dass Trittin wegen diesem Pädophilie-Skandal nicht längst zurückgetreten ist. Und warum ist er überhaupt als Spitzenkandidat angetreten?
Verehrter Aram Ockert, so langsam frage ich mich ja schon, welchzes Problem Ihnen so derart auf der Seele liegt, dass Sie sich nun schon im gefühlten 50. Blog innerhalb von 2 Tagen über eine einzige Sache so derart echauffieren :-)
Schon interessant, wie die Dämonisierung der Grünen nach wie vor ein hochaktuelles Thema ist. Da braucht man ein dickes Fell...