Sozialer Pflichtdienst: Mit Gemeinsinn gegen Ego-Müll

Gemeinschaft Wer glaubt, man könne die Verwahrlosung öffentlicher Räume allein mit Steuern und Bußgeldern bekämpfen, irrt. Ein Plädoyer für einen ästhetischen Republikanismus
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 04/2023
Man schaut sich um in der Nachbarschaft und fragt sich: Wollen wir so miteinander leben? Ist es hier schön?
Man schaut sich um in der Nachbarschaft und fragt sich: Wollen wir so miteinander leben? Ist es hier schön?

Foto: Katja Hoffmann/laif

Anfang Januar. Es nieselt. Ein junger Mann tritt vor die Tür eines Neuköllner Spätkaufs, er schaut in Richtung Sanderstraße. Dort sind noch immer die Spuren brennender Barrikaden, Autos und E-Roller aus der Silvesternacht zu finden. Der Mann öffnet eine neue Schachtel Zigaretten, zündet sich eine an – und wirft die kleine Schutzfolie aus Aluminium zu Boden. Ein kurzer Moment sozial-ökologischer Entrüstung: Und wer soll das jetzt aufheben? Macht er das zu Hause bei Mama auch so? Doch politisch produktiver und auch didaktisch sinnvoller wäre eine andere Frage: Sieht so der Kiez aus, in dem wir gemeinsam leben wollen?

Es gibt zunächst einen symptomatischen Zusammenhang zwischen der Verwahrlosung öffentlicher Räume in der verm