Hunde, die bellen ...

SPD-Bankenkritik Sigmar Gabriel hat die Diktatur des Finanzkapitals "scharf" kritisiert. Ein Thesenpapier enthält richtige Feststellungen und Forderungen. Aber die SPD handelt nicht.

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Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel übte “scharfe” Kritik an den Verursachern der Bankenkrise. Die SPD-Analysen treffen sogar ins Schwarze. Auch ist beschrieben was zu tun wäre. Doch warum handeln die Sozialdemokraten nicht längst danach? Gabriels Kritik muss deshalb wie eine ärgerliche Schmierenkomödie auf das Publikum wirken.

Wieso, warum, weshalb?

Nur wieso, die Frage drängt sich einen nun wirklich kopfschüttelnd auf, will der gute Gabriel mit der Bändigung der Diktatur des Finanzkapitalismus, der Zockerbanden, bis 2013 warten? Warum tat sein Kollege Peer Steinbrück, damals Finanzminister im Kabinett Merkel, nach dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 nichts gegen die Zocker? Warum ließ die SPD-Führung es zu, dass seitdem immer mehr Geld – wie im Falle Griechenlands – nicht, wie immer suggeriert wird, in die Rettung des Landes, sondern stets die Kassen der Banken gespült werden konnte? Weshalb gab die SPD-Fraktion im Bundestag – zwar zuvor leicht knurrend – ESM und Fiskalpakt ihren Segen? Wie konnte die SPD erst kürzlich – wieder knurrte Gabriel und klopfte ein wenig mit Pfoten aufs Bundestagsrednerpult – guten sozialdemokratischen Gewissens die so genannte Spanienhilfe durchwinken? Wohl wissend, dass den Spaniern weiter die Luft zum Atmen nimmt, weil die die für die Banken bluten müssen!

Wie’s wohl kommen wird

Sigmar Gabriel hätte besser fein geschwiegen, anstatt den Mund soweit aufzureißen! Oder war das alles nur ein (Schau-)Spiel, um wieder mal ein bisschen die Opposition heraushängen zu lassen. Wer im Volk nimmt den dieser verkommenen SPD überhaupt noch ab, eine wirkliche und ehrliche Oppositionsaufgabe im Bundestag wahrzunehmen? Glaubt denn ein Herr Gabriel – selbst wenn er es gut meinen sollte – wir, das Volk hätten die Hose mit der Kneifzange angezogen? Der große SPD-Vorsitzende hat den Mund sehr weit aufgerissen. Dann hat er die Lippen gespitzt. Aber zu Pfeifen hat er vergessen. Wahrscheinlich sogar mit Bedacht. Aber fallen Wählerinnen und Wähler wirklich noch auf so plump ins Werk Gesetztes herein? Und: Was wird wohl 2013 passieren? Die in seiner Kritik enthaltenen Forderungen könnte er Gabriel in einer mehrheitlich linken Bundesregierung aus SPD, DIE LINKE, Grüne und Piraten (?) umsetzen. Doch wer an so etwas glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann! Es wird vielmehr so kommen: Sigmar knuckert und grummelt noch ein wenig auf Kritik machend herum bis zum Bundestags-Wahltermin 2013. Dann macht er’s wie manche Hunde: Er zieht den Schwanz ein und kriecht brav in Angela Merkels Koalitionsbett und kleidet die Politik von „Mutti“ ein wenig sozialdemokratisch aus. Basta.

Schmiere

Wahr noch was? Ach, da kommt einem wirklich der kalte Kaffee wieder hoch! Gut gebellt, Gabriel! Im Theater kennt man Schauspieler, die gern mal für die Gasse spielen. Genau dies hat Sigmar Gabriel getan. Onkel Gabriels Schauspiel-Kollegen haben in der „Gasse“ nur aufs Stichwort gewartet. Prompt warf Unionsfraktionschef Volker Kauder Gabriel wegen seiner Kritik am Bankensektor Populismus vor. Er kritisierte, die frühere rot-grüne Bundesregierung habe damals durch neue Gesetze Regulierungen im Bankensektor abgebaut. Da hat Kauder allerdings deutsch und klar gesprochen! Nun dürfte Sigmar Gabriel das Bellen im Halse steckengeblieben sein. Oder? Mal abwarten. Man sagt ja auch: getroffene Hunde bellen! Wow! Das Volk, respektive Publikum, um im Theaterjargon zu bleiben, dürfte den arg extemporierenden „Schauspieler“ in der Rolle eines Sozialdemokraten als miserablen Darsteller erkannt haben. Der Bankenverband nannte Gabriels „harte“ Kritik an ihrer Branche “flache Wahlkampfpolemik”. Es ist Sommer. Und Sauregurkenzeit. Die meisten Theater haben Spielpause. Sigmar Gabriel betrat kurz die Brettl-Bühne. Doch Kabarett vom Feinsten war das nicht. Das war Schmiere! Früher mussten sich solche Spieler nach der Vorstellung rasch vom Acker machen. Da flogen nämlich Eier. Deshalb schnell den Vorhang zu! Dennoch: Viele Fragen an die SPD bleiben offen. Es ist wirklich ein alter Hut. Und Sigmar Gabriel ist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Aber das Sprichwort stimmt: Bellende Hunde beißen nicht.

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Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

asansörpress35

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