Man braucht ja mittlerweile nur noch Köln zu sagen und die Menschen denken unisono nur an eines. Nämlich die ekelhaft zu nennenden Vorfälle in der Silvesternacht 2015/2016 in der Domstadt am Hauptbahnhof.
Widerlich sind darüber hinaus das Gebaren der üblichen Verdächtigen in der Politik zu nennen, die zum x-ten Male solche oder ähnliche Ereignisse nutzen, um nach der Verschärfung der Gesetze rufen, zu nennen. Und die Abschiebung von kriminellen Asylbewerbern fordern. Noch bevor überhaupt bekannt ist, ob die Täter von Köln zu dieser Gruppe gehören. Wie bereits angemerkt: Ekelhaft das eine und widerlich das andere. Beides führt bei mir zu einem nicht enden wollendem Brechreiz. Und zu Empörung. Dazu kommt das noch Versagen der Polizei. Dass nun Kölns Polizeipräsident seinen Hut nahm – damit ist es nicht längst nicht getan. Wann geht NRW-Innenmister Ralf Jäger? Wie viele Skandale müssen denn noch passieren? Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopfe her. Mag die Politik noch so schrill Zeter und Mordio schreien. Haben die nämlichen Damen und Herren vergessen, dass sie seit mindestens zwei Jahrzehnten unreflektiert neoliberalen Ideologie folgend und dem dumm zu nennenden Diktum der Schuldenbremse und obendrein noch drauf Schäubles irrsinnige Politik der schwarzen Null, vergessen, dass sie seit der Jahrtausendwende dazu beitrugen, allein 16.000 Polizeistellen in Wegfall zu bringen?!
Mut machendes aus Köthen
Wo bleibt das Positive? Das werden Journalisten immer wieder einmal gefragt. Auch wenn angeblich nur bad news good news sind, mal etwas Mut machendes, in diesem Sinne Positives: Über das sachsen-anhaltinische Köthen hinaus macht nun auch bundesweit die Initiative „Willkommen in Köthen – weltoffen und bunt“ von sich reden. Laut Eigenauskunft hat diese sich vorgenommen, Menschen auf der Flucht konkrete Hilfe anzubieten, die über die Willkommenskultur hinausgeht. Helfer unterstützen Fluchtsuchende bei Behördengängen, Hausaufgaben und dem Erlernen der deutschen Sprache.
„Nun hat sich“, wie auf dem Blog Spiegelfechter zu lesen ist, „eine Gruppe von Flüchtlingen zusammengetan und einen offenen Brief verfasst, der Nicole Gewinner, Unterstützerin von “Willkommen in Köthen” übergeben wurde und sich in erster Linie an die deutschen Frauen richtet, die jeden Tag helfen.“
Ich möchte meinen Leser*innen diesen Brief (via Der Spiegelfechter) zur Kenntnis geben:
"Liebe deutsche Frauen,
wir sind Männer aus Syrien und Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr in Köthen (Anhalt) angekommen sind. Einige von uns sind hier mit unseren Familien, einige ohne sie. Wir wollen Euch sagen, dass wir uns schämen für die ekelhaften, unmenschlichen Dinge, die in Köln am Silvesterabend passiert sind.
Wir sind hier in Köthen auf sehr schöne, herzliche Art willkommen geheißen worden. Wir sind sehr froh und dankbar, hier eine Zuflucht und Frieden gefunden zu haben. Viele unserer Helfer und Unterstützer hier sind deutsche Frauen. Für uns sind die deutschen Frauen wie Schwestern, Tanten, Mütter und Töchter. Es ist keine Frage für uns, sie mit großem Respekt zu behandeln und wir glauben, in Notfällen ist es unsere Pflicht, sie vor allen Angreifern zu schützen.
Jetzt, nach den Ereignissen von Köln, befürchten wir, dass die Deutschen und vor allem Frauen Angst vor uns haben könnten. Bitte habt keine Angst. Wir sind hier, weil wir in Frieden leben wollen, nicht, um jemandem zu schaden oder zu verängstigen.
Wir danken allen Menschen in Deutschland und vor allem den vielen Helfern, die uns hier unterstützt und begrüßt haben. Was in Köln passiert ist, zeigt nicht das wahre syrische Volk, die Angreifer in Köln sind Verbrecher. Wir hoffen, dass Ihr uns versteht und wünschen Euch alles Gute und besonders den Opfern in Köln.
In Dankbarkeit
Flüchtlinge in Köthen"
Kommentare 4
Danke!
Ach, wunderbar. Ich habs bei mir auch noch als Kommentar drangehangen. Aber, das kann man nicht oft genug berichten.
So sehe ich das auch, mein Blick auf Syrien, die Menschen dort;
und viele, viele mittlerweile hierzulande angekommen, sind gerade unsere Tornados unterwegs, auf dass es noch mehr werden, die hier Schutz suchen müssen.
Allerdings mag mein Blick auf die Menschen dort in der Region etwas beschränkt sein, beschränkt auf diejenigen, welche mir im Beruf als IT-ler begegneten; also Teile der dortigen technischen Intelligenz und möglicherweise schon längst außer Landes.
Wie es (mental) um diejenigen bestellt ist, welche im westlich-weissen abendländischen Kampf gegen den Terror zu sog. Kollateralschäden wurden, das mag ich mir nicht vorstellen.
"Dass nun Kölns Polizeipräsident seinen Hut nahm – damit ist es nicht längst nicht getan. Wann geht NRW-Innenmister Ralf Jäger?"
Mir tut der Kölner Polizeipräsident nicht wirklich leid, aber sein Rücktritt war vorprogrammiert. Er hat die Öffentlichkeit belogen. Welcher Politiker oder politische Beamte tut das nicht? Politisch korrekt hat der die Flüchlinge aus der Schußlinie halten wollen. Das war politische Vorgabe all derer, die jetzt nach vollständiger Aufklärung verlangen, von Hannelore Kraft bis zur Bundesregierung. Er ist das Bauernopfer.
Was wäre geschehen, hätte er von Anfang an wahrheitsgemäß von der Beteiligung einiger Migranten an diesen Ausschreitungen gesprochen? Er wäre sofort in die rechte Ecke gestellt, als Ausländerfeind denunziert und aus dem Amt entfernt worden.
Es stimmt: Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken.