Verschiedene Wörter sind ein gutes Indiz dafür, dass es sich bei den benannten Gegenständen um unterschiedliche handelt: Eine Meinungsäußerung ist etwas anderes als eine Satire, und beide unterscheiden sich wiederum von einer „Schmähkritik“. Letztere kommt als Wort im Alltag praktisch nicht vor, sondern existiert nur zur Unterscheidung strafrechtlicher Relevanz in den Konfliktbereichen von Meinungsfreiheit, Beleidigung und Satire: Meinungsäußerung ist ein Grundrecht, Beleidigung kann strafrechtliche Konsequenzen haben. Satire darf alles, im Rahmen der Satire. Schmähkritik hingegen sind verbale Attacken, die nicht unter Satire fallen: Verunglimpfende Anwürfe, die auf reine Beleidigung abzielen - ohne Zusammenhang mit inhaltlicher Kritik an einem realen Sachverhalt.
So haben es am Vorabend des 1. April Herr Böhmermann und Herr Kabelka in schönster Erklär-Bär-Manier und mit schmückendem Negativ-Beispiel im NEO Magazin Royale vorgetragen, einer (Achtung!) Satire-Show. Der Beitrag war ca. 5 Minuten lang und zur einmaligen Sendung vorgesehen, aber weit darüber hinaus gedacht: Er war ein Kanister Benzin in die flackernde Satire-Freiheit-Debatte, aktiver Teil davon und - ähnlich der mittlerweile zu Grimmepreis-Würdigung gekommenen Varoufake-Performance – ein Anlass zu weiterer Eskalation, Erschütterung und Verunsicherung auf allen Ebenen und an allen Fronten, der die mediale Verselbständigung schon mit einpreist, einschließlich des Missverständnis- und Missbrauch –Potentials… Um es gleich zu sagen: Ich halte das für richtig. Darunter ist Aufklärung nicht zu haben. Das ist die Welt, in der wir leben, all das gehört zum Diskurs…
Nicht nur die Sache selber, sondern auch die Choreographie der Inszenierung wurde in der „Schmähkritik“-Nummer deutlich erklärt. Wer wollte, hätte es diesmal kapieren können. Aber viele wollten nicht, und so kam es, wie es kommen musste: In den folgenden Stunden und Tagen konnten alle, die vom Satire-Diskurs nicht genug kriegen, in der öffentlichen Nachbereitung verfolgen und feststellen, dass die Sache in der Tat schwer zu erklären ist, wenn ein Gegenüber die Frequenz nicht wahrnehmen kann, auf der gesendet wird…
Es fängt ja schon beim Hausgebrauch von Ironie an, die nur Eingeweihten zur Verständigung dient: Das uneigentliche Sprechen und Performen kann nur funktionieren, wo Absender und Empfänger sich über den Kontext und die inhaltliche Brechung des Wortlauts/ der Geste einig sind… Wie im Grunde jeder Witz ist auch Satire nie etwas anderes als eine Inszenierung in einem abgesteckten Rahmen und beruht auf bestimmten Voraussetzungen und Verabredungen. Ohne diesen Kontext zerfällt die Stimmigkeit der Aussage, ihr Wahrheitsgehalt ist dann nicht mehr greifbar, sie wird zu beliebig einsetzbarem Wortlaut, der plötzlich das Gegenteil meinen kann…
Böhmermann, erklärter Clown und kein Erklärer, spielt die Fragestellung in der Praxis durch und lässt uns noch nicht mal die sichere Distanz des Betrachters, sondern reißt uns mitten rein in die Zweifel an allem - wir müssen tatsächlich entscheiden, uns mindestens fragen, was wir von der Sache halten. Weil es eben nicht alles klar ist, und auch nicht gleichgültig: Was wir rezipieren. Was wir verstehen und wie. Wie wir reagieren und interagieren. Wo wir uns befinden.
Diese als Unterhaltung inszenierte Zumutung kommt genau richtig in eine Zeit, in der große Teile der sich aufgeklärt-kritisch einschätzenden Mediengemeinde es sich schon auf dem Missverständnis gemütlich gemacht haben, das im oft gehörten Satz „Heute machen die Kabarettisten die besseren Nachrichten“ seinen Ausdruck findet… Nicht, dass dieser Satz keine Berechtigung hätte: Dem, was er sagen will, würde ich sogar bedingt zustimmen. Was er aber sagt, ist falsch: Kabarettisten machen überhaupt keine Nachrichten. Kabarettisten machen Unterhaltung. Satiriker reflektieren Nachrichten, sie reagieren darauf. Ihre Arbeit besteht nicht in Information, auch nicht eigentlich in ihrer Deutung, sondern in deren Überhöhung und Pointierung im Rahmen einer Inszenierung: Transformation. Imagination. Theater.
Zur Weltentschlüsselung taugt diese durch mehrere Filter gebrochene Abbildung der Information nur bedingt: Eben dann, wenn wir uns jederzeit darüber im Klaren sind, dass wir uns im Theater befinden, und von den Spielern das erwarten, was sie uns geben können: Starke Formulierungen, emotionale Erleuchtungen, Katharsis, Affirmation. Unser Hunger nach sinnstiftender Illusion ist groß - aber es gibt auch Bedürfnisse, die damit nicht zu stillen sind: Konkreter Hunger etwa, oder auch politische Prozesse, in denen wir uns berücksichtigt finden. Wenn wir nun anfangen, die Schauspieler für potentiell fähigere Politiker und Journalisten zu halten, korrespondiert das zwar mit unserem Wunsch, die Welt möge so übersichtlich sein wie ein Kabarettprogramm, ist aber so irreführend wie die Annahme, der Mann in der Zahncreme-Werbung sei Mediziner.
Böhmermann lässt zumindest an einem keine Zweifel: Dass er letztendlich „ nur der Quatschvogel“ (Böhmermann) ist, und die Einordnung seines kulturellen Beitrags in ein sinnvolles Gesamtbild uns überlassen bleibt. Wir müssen halt mitdenken, um nicht sofort misszuverstehen. Ironische Brechungen, authentische Statements, deren gleichzeitige Infragestellung und mindestens eine Meta- Dimension: Er thematisiert alles, was zum Thema gehört, und das ist immer auch die Inszenierung selbst, seine eigene und unsere Rolle darin.
Im Neo Magazin Royale vom 31.03. (einer insgesamt bemerkenswert sperrigen und holperigen Ausgabe) gab es noch einen zutiefst zweifelhaften Auftritt, der dann in der „Schmähkritik“- Aufregung rasch unterging – vielleicht auch deswegen, weil es, als Ronja von Rönne kam, erst richtig ungemütlich wurde… Auch hier fand etwas statt, was eigentlich niemand im Fernsehen sehen möchte. Aber noch in diesen peinlichst vergeigten Sendeminuten gelang es, durch doppelte und dreifache ironische Brechungen die Dinge zu zeigen, wie sie sind: Eine zutiefst unwillige und unsichere Autorin eben so zu inszenieren – unwillig, unsicher, nur zu dem einzigen Zweck angetreten, ihr Buch in die Kamera zu halten… Das hätte als Statement funktionieren können, wenn die Roman-Vermarktungs-Debütantin sich nicht auch dabei noch selber im Weg gestanden hätte und selbst zu den Nachweisen ihrer angeblichen Coolness noch getragen hätte werden müssen...
Konsequent fortgesetzt wurde die Pein in der maximalen Demütigung der TV-Show: Den bescheuerten Spielchen, mit denen vermeintlich die Stimmung aufgelockert werden soll, aber eigentlich nur die zuvor als Ikonen inszenierten Promis final der Kamera und dem Publikum zum Fraß vorgeworfen werden… Schmerzhaft vorgeführt und durchlitten wurde der klaffende mehrfache Widerspruch der inszenierten Unlust auf den Zirkus in genau diesem Zirkus, durch den eine junge Autorin, die aus unergründlichen Marken-Platzierungs-Erwägungen unbedingt Erfolg haben muss, in unseren Tagen eben getrieben wird… Man müsste mitfiebernder Fan sein, um sich dabei nicht spontan an den Spruch „Augen auf bei der Berufswahl!“ zu erinnern … Sodass es im Rahmen der Inszenierung tatsächlich einen authentischen Ausschnitt Showbiz zu sehen gab: Die Konsequenzen der eben nur bedingt freien Entscheidung, bei sowas anzutanzen, den misslungenen Versuch, sich dem gleichzeitig entgegenzustellen – und die Erkenntnis, dass Haltung bewahren sehr verschieden aussehen kann…
Der Profi und Gastgeber Böhmermann stellte sich dann im Alleingang den Wellen der Scham und Fremdscham, die von der Szene ausgingen, kasperte die Sendezeit ab und brachte es irgendwie fertig, dabei auch nicht vollkommen professionell und souverän zu wirken… Und abermals bleibt die Frage, ob hier die ironisch gebrochene Uncoolness, die authentisch gebrochene Coolness, die Empathie höchstselbst oder die Profi-Trickkiste am Werk war – ob all das überhaupt klar trennbar ist, oder ob am Ende wieder alles zur Inszenierung gehörte…
Böhmermanns Performance ist wie die ganze Show gespickt mit Hinweisen, von Augenbraue über offene Ansprache bis Zaunpfahl, mit was wir es hier zu tun haben: Einer Show. Einer Show im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mithin. Einer Show, die nicht die Arbeit eines einzelnen hochbegabten Unterhaltungs-Anarchisten ist, sondern eine solide Firma mit bienenfleißigen Produzenten, Zu- und Mitarbeitern, ohne die so ein Unternehmen nicht in dieser Qualität möglich wäre… Einer Show, die es sich in jeder Hinsicht leisten kann, neben dem plastischen Beispiel für „Schmähkritik“ auch noch eins für „Zensur“ zu liefern…
Einer Show, die vorbereitet und in mehreren Takes aufgezeichnet wird: Wie spontan, wie authentisch, wie nicht schon im Produktionsprozess mitgedacht kann irgendetwas noch sein, was in dieser Show und um sie herum passiert? Wie überraschend für die Involvierten die Folgen? Wie viele Anwälte hält sich das ZDF, um die mustergültige Entgleisung seines Klassenclowns zu begleiten? Ohne es zu wissen, bin ich sicher: Hätte die „Schmähkritik“-Nummer tatsächlich irgendeinen der im Sender gepflegten Standards gesprengt, wäre sie unter dem Schreibtisch gestorben und wir hätten bereits bei der ersten Ausstrahlung einen anderen Gag serviert bekommen…
Die Frage indes, was Satire ist, darf und kann: Sie ist auch von Böhmermanns Beitrag nicht allgültig geklärt worden, sondern nur wieder noch deutlicher zu Tage getreten. Wir müssen zugeben: Der Satire-Begriff ist keineswegs ein Allgemeingut in unserer sich aufgeklärt findenden Gesellschaft. Wir stellen fest: Satire ist nicht gleichzusetzen mit Spaß. Im Gegenteil: Satire ist verdammt anstrengend. Mit erklären ist es nicht getan. Aufklärung beinhaltet immer schon die nächste Fragestellung. Und nicht zuletzt: Die Frage, was „echt“ ist, bzw. was in welcher Offensichtlichkeit wie gemeint: Sie ist nicht nur im Rahmen der Satire-Debatte relevant, sondern eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit und unserer Kommunikation.
Applaus für den Clown!
Die Show geht weiter.
Kommentare 80
Viiiiel zu lang.
"Kirze Wirze" empfahl Alexander Roda Roda.
Sie machen Witze...
Dies ist mein kürzester Artikel überhaupt, bisher.
Richtig kurz Gewürztes gäb es bei Twitter, sagt man...
Aber nicht von mir.
"Das uneigentliche Sprechen und Performen kann nur funktionieren, wo Absender und Empfänger sich über den Kontext und die inhaltliche Brechung des Wortlauts/ der Geste einig sind… Wie im Grunde jeder Witz ist auch Satire nie etwas anderes als eine Inszenierung in einem abgesteckten Rahmen und beruht auf bestimmten Voraussetzungen und Verabredungen."
Die gemeinsame Nomenklatura nicht zu vergessen!
Ansonsten geschieht entweder, daß man sich selbst der Absichtlichkeit überführt oder ungerechtfertigt in die Falle dessen gerät, was Prof. Werner Mausfeld als die (Basis)-Techniken der Manipulation aufzeigt:
"Für diese einfachen Techniken benötigt man keine besonderen Kenntnisse der Psychologie, sie sind das Standardgeschäft der Massenmedien:
1. Deklariere Fakten als Meinungen. In der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen, liegt, wie Hannah Arendt bemerkte, einer der erschreckendsten Aspekte totalitärer Denksysteme.
2. Fragmentiere die Darstellung eigentlich zusammenhängender Fakten so, daß der Sinnzusammenhang verlorengeht.
3. De-kontextualisiere Fakten, löse sie aus ihrem eigentlichen Zusammenhang, so daß sie als isolierte Einzelfälle erscheinen.
4. Re-kontextualisiere Fakten, bette sie so in einen neuen, mit ‚positiven‘ Begleitvorstellungen
versehenen Kontext ein, daß sie ihren ursprünglichen Sinnzusammenhang und ein damit möglicherweise verbundenes moralisches Empörungspotential verlieren."
Neben Absichtlichkeit und Falle gibt es dann auch noch eine dritte Variante. Das ist die unbedarfte Blödheit. Unbedarfte Blödheit kann sehr wohl auch eine gewisse Originalität (im Sinne von maniristischer Einseitigkeit) an sich tragen, daß sie von anderen, welche selbst in einem persönlich indifferent ausgebildeten Verhältnisses zu Blödheit stecken, als besonderes, herausragendes Erreichnis (nicht Ereignis!) derselben erscheint, - mithin als ein in gewisser Weise mittels pseudo-elitärer Definitions-Legitimität gegebener Integritätsbeweis des eigenen Status.
Mir scheint es eine manipulative Inszenierung zu sein, eine Melange aus (camouflagierter) Absichtlichkeit mit der Akzeptanz aus Letzterem herzustellen.
Jan Böhmermann hat den intelligentesten und charmantesten Satirebeitrag seit langem geliefert.
Die Bundeskanzlerin mit ihrer übergriffigen Bewertung des Beitrags gegenüber Erdogan (und kein Wort zu dem Extra3-Einbestellungsquatsch) hat sich disqualifiziert. Dr. Angela Merkel sollte zurücktreten, schier deshalb, weil ihr Verhalten in diesem Fall vor Inkompetenz und Selbstentlarvung nur so strotzt.
Was kommt als nächstes? Soll sich der Verfassungsschutz für Hakenkreuze im Verfassungsschutzbericht rechtfertigen und sich die Kanzlerin bei Netanjahu dafür entschuldigen?
Diese Kanzlerin ist nicht mehr tragbar.
Geschmacks-Moral-Kriterien sind keine Verfassungskriterien. Schon längst aber ist ein Rücktritt wegen wiederholter Verletzungen und Mißachtungen von Verfassungskriterien überfällig.
Viel interessante Gedanken. Aber - Weinsztein hat Recht. Wenn man dem Text gerecht werden will, muss man ganz schön lange drüber hängen.
Die Frage indes, was Satire ist, darf und kann: Sie ist auch von Böhmermanns Beitrag nicht allgültig geklärt worden, sondern nur wieder noch deutlicher zu Tage getreten.
Ja, so ungefähr hat mir das gestern eine - jüngere - Freundin erklärt. Ich hab da keinen Bock mehr drauf.
Vor allem, wenn man alles - damit es nicht daneben geht oder, wenn es daneben gegangen ist - auch noch erklären muss, dann ist eine neue Ära der Satire angebrochen. Die Satire mit Beipackzettel oder so.
Z. B. kann man dann anmerken: Das ist keine Schmähkritik, sondern nur eines von vielen Beispielen, wie Schmähkritik geht.
Oder - wie eine putzige Sendung beim ZDF mal hieß: "Bitte nicht nachmachen", denn es könnte justiziabel werden. Ich darf das - im richtigen Passepartout - Sie nicht.
Och nee, danke danke danke. Früher war das einfacher, ich will lieber "früher" wieder. Früher war mehr Spaß - heute ist zuviel Erklärung.
Diese Kanzlerin ist nicht mehr tragbar.
Herrje, hat sie schon wieder zugenommen? Das ist ja furchtbar. (Reine Satire :-))))
Wenn man Professor Mausfelds wegweisende Punkte ganz ernstnehmen wollte und nicht nur als eine Liste für die Bezichtigung anderer, müsste man konstatieren: In uns allen sitzt der Mausfeld, nicht nur in den bösen bösen Politikern und ihren willigen Helferlein. Auch die größten und auch kompetenten Gesellschaftskritiker mit ihren logischen und "schlagenden" Argumenten - greifen immer und immer wieder zu genau dem gleichen Instrumentarium und deklarieren die Argumente derer, die ihnen nicht in den Kram passen, zu Meinungen. Auch sie fragmentieren hin und wieder Fakten oder setzen sie nach dem Defragmentieren reichlich wirr wieder zusammen. Vor allem, wenn sie politisch wirksam werden wollen. Anders gehts fast nicht. Nur, wenn man das mal - selbstkritisch -betrachtet, kommt man aus der ganze albernen Rechthaberei wieder heraus ohne Schaden. Vor allem aber gefällt mir die bei Mausfeld intendierte Absage an Meinungsfreiheit überhaupt nicht. Sie hat auch was gefährlich einseitiges.
Der Gag ist ist nur, dass es - im großen Stile und mit viel Geld - ein bisschen einfacher ist, Leute zu manipulieren. Gemacht oder versucht wird es aber von allen, die ihm Meinungs- und Kommunikationszirkus unterwegs sind.
Ich verstehe vollkommen nicht, was mit Ihrer Aussage: "In uns allen sitzt der Mausfeld, nicht nur in den bösen bösen Politikern und ihren willigen Helferlein." gemeint ist. Mausfeld ist ja immerhin doch derjenige, der eben nicht ein "böses" und "williges Helferlein" ist, sondern derjenige, der demaskiert.
Insofern verstehe ich insbesondere nicht, welche Ihrer Heerscharen Sie mit "In uns allen ..." meinen.
"Vor allem aber gefällt mir die bei Mausfeld intendierte Absage an Meinungsfreiheit überhaupt nicht. Sie hat auch was gefährlich einseitiges."
Wodurch um alles in der Welt, und womit gefährdet Prof. Mausfeld durch seine Vorlesung, die unter dem Titel und über die Videoaufzeichnung "Warum schweigen die Lämmer" bekannt geworden ist, die Meinungsfreiheit?! Wo erteilt er der Meinungsfreiheit eine Absage?! Diese Ihre Aussage halte ich für vollkommen abenteuerlich.
Zum anderen: Gegen pädagogisch bewußt eingesetzte Paradoxie, resp. paradoxe Intervention zur Bewußtmachung, habe ich nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil(!), gerade paradoxe Intervention ist ein sehr probates Mittel, die sprichwörtliche Kirche wieder ins Dorf zu rücken, wenn es gilt, Verschrobenheiten zur Korrektur den Weg zu leiten. In diesem Sinn bewußt und aus liebevollen, heilsamen Motiven angewendet, dient paradoxe Intervention stets der Wiederherstellung und Heilung von Integrität und Konsistenz.
Paradoxie als Effekt und/oder "Gag" zur Dekonstruierung (wobei E n t z w e i u n g es wesentlich besser Trifft) angewendet (wie u.a. Böhmermann), ist alles andere als gedeihlich für ein integratives Miteinander.
Es ist Zeit für einen linken Politikwechsel, der sich nicht mehr vereinnahmen lässt.
Böhmermann sitzt warscheinlich seit Tagen vor seinem Iphone und kriegt sich garnicht mehr ein vor Begeisterung über die Reaktion auf seine 'Schmäkritik'. Wie hätte die Medienöffentlichkeit ihm mehr in die Hände spielen können, als genauso? Dass sogar die Kanzlerin reagiert dürfte für einen Endorphinrausch bis zur nächsten Sendung gereicht haben. Böhmermann zuzugucken ist, abgesehen von einem ständigen Chauvinismus, mit dem er seine eigene Qualität untergräbt, eine wöchentliche Freude. Nicht weil jede Sendung immer besonders gut ist, im Gegenteil, sondern weil sie in ihrer Komplexität gespickt ist mit sehr intelligenten Anspielungen auf tagespolitische Dynamiken (die restlichen 35 Minuten kann man_frau sich meist sparen). Hätten all jene weißen älteren Männer der deutschen Medienlandschaft (siehe bspw. der FAZ) nicht schon nach dem ersten Ansehen angefangen uninformiert ihren Senf abzulassen, dann hätten sie möglicherweise verstanden, wo die eigentliche Qualität des genannten Beitrags, nämlich IM KONTEXT liegt. Das haben Sie, Herr Schulze, wirklich sehr schön herausgearbeitet. Ich danke Ihnen und plädiere dafür, dass all jene, die sich als Helden der Moral aufspielen und öffentlich über Böhmermann urteilen, vorher mal eine Runde in Sachen social media nachsitzen, auch wenn sie das mit dem Internet erst vor kurzem mitbekommen haben.
Chapeau Böhmi!
Der beste Artikel bisher zu dem Thema.
Die "Schmähkritik" des Herrn Böhmermann, einschließlich des daraus resultierenden Streisand-Erdogan Effektes sind im Netz:
hier und hier.
Viel Vergnügen dabei.
Ja, danke, kenne ich ja.
Aber helfen Sie mir lieber mal bei dem Problem hier: 05.04.2016 | 18:32
Hallo Charlie Schulze.
Ich will mal meine Gedanken reinkippen, ohne Anspruch auf Antwort und Tiefsinn, eher so assoziativ.
„Kabarettisten machen Unterhaltung. Satiriker reflektieren Nachrichten, sie reagieren darauf. Ihre Arbeit besteht nicht in Information, auch nicht eigentlich in ihrer Deutung, sondern in deren Überhöhung und Pointierung im Rahmen einer Inszenierung: Transformation. Imagination. Theater.“
Bist Du hier nicht ein Stück weit in die U und E Falle getappt, die ja gerade oder zumindest auch Böhmermann hinterfragen will? Die Überhöhung und Überdehnung ist ja eine neue Deutung, zwingt zu einer Veränderung der gewohnten Perspektive. Und Leute wie Pispers haben ja schon ziemlich viel E im U.
Und das Fass mit der Aufschrift „Wahrheit“, Untertitel: „Die einzige wahre Perspektive oder die Idee der reinen Information“ lasse ich gleich zu.
„Eben dann, wenn wir uns jederzeit darüber im Klaren sind, dass wir uns im Theater befinden, und von den Spielern das erwarten, was sie uns geben können: Starke Formulierungen, emotionale Erleuchtungen, Katharsis, Affirmation.“
Und dann verlassen wir die Komödie und betreten die Tragödie, in der wir selbst mitspielen, weil wir denken es sei die einzig wahre Möglichkeit der Interpretation, weil die Wahrheit eben so ist, wie die Wahrheit eben ist.
„Wenn wir nun anfangen, die Schauspieler für potentiell fähigere Politiker und Journalisten zu halten, korrespondiert das zwar mit unserem Wunsch, die Welt möge so übersichtlich sein wie ein Kabarettprogramm, ist aber so irreführend wie die Annahme, der Mann in der Zahncreme-Werbung sei Mediziner.“
Oder wir lauschen auf das Kind, das uns sagt, dass der Kaiser nackt ist oder uns in modernerer Version fragt, warum wir diese Komiker eigentlich ernst nehmen. Man will doch überall flache Hierarchien.
„Er thematisiert alles, was zum Thema gehört, und das ist immer auch die Inszenierung selbst, seine eigene und unsere Rolle darin.“
Eben. Und die Beschäftigung im Saal der Spiegel die Spiegel zu spiegeln, ist doch längst ein Faktum. Wird von uns mit so großem Ernst aufgeladen und gespielt, dass das Züge einer modernen, surrealen Theaterinszenierung hat. Da hat die Welt, die reale, doch oft kaum noch Platz. Ist doch sogar etwas, an dem Du Dich gerne abarbeitest – und nein, für meinen Geschmack keinesfalls zu lang, ich mag mäandernde Gedanken, den Quickie gibt es doch an jeder Ecke – diese Grenzgänger im medialen Zirkus. Mal die Abteilung schlechte Laune und Attacke (der Waldorfschüler), mal die Abteilung Quatschkopf, aber doch immer schillernd und einen zweiten Blick und eine Betrachtung von Dir wert. Ist natürlich auch meta, wenn das Reden und Lesen über etwas wichtiger ist, als das Ereignis selbst, auf der anderen Seite kann uns keiner sagen, was die Hauptebene ist.
nicht des Gewichtes wegen, sondern wegen der Gewichtung.
Rechtslastig geht gar nicht. :-)
Danke für den Kommentar. Da muss ich erstmal wieder nachschlagen und nachdenken ... Mach ich aber.
Bitte, gerne. Sie kennen den Vortrag von Prof. Mausfeld? Wenn nicht dann bitte hier: "Warum schweigen die Lämmer?"
Wenn man dem Text gerecht werden will, muss man ganz schön lange drüber hängen.
Umsomehr: Danke für die Aufwendung! :-)
Zugegeben, meine Gedankengänge sind manchmal ein bißchen über die Dörfer. Interessant aber, dass der Einwand hier kommt, wo ich eigentlich erstmalig versucht habe, nicht ganz so viele Milchkannen abzuklappern...
Natürlich ist es mit Böhmermanns Sendung wie mit jedem anderen Kulturangebot: Niemand wird gezwungen, sie wichtig zu finden. Ein Jedes suche sich die Inspiration, die es braucht.
Danke für Kommentar und Wertschätzung!
Nee, ich fand das schon interessant. Vielleicht ist das ja auch wirklich eine Generationenfrage. Dieses Meta-Sachen sind am Ende aber auch so eine Art "Überironie". Hyper, Hyper ...
Schöner Text! Dass er eine Wahrheit über den "Meta-Clown" Böhmermann darlegt, wurde mir erst klar, als ich die Sequenz mit seinem "Gedicht" sah: Der Mann war sicher, dass er seine Absicht, Merkel werde sich beim Partner Erdogan entschuldigen, erreichen würde.
Liebe Moorleiche,
Danke für´s einkippen - besonders dies:
Bist Du hier nicht ein Stück weit in die U und E Falle getappt, die ja gerade oder zumindest auch Böhmermann hinterfragen will? Die Überhöhung und Überdehnung ist ja eine neue Deutung, zwingt zu einer Veränderung der gewohnten Perspektive. Und Leute wie Pispers haben ja schon ziemlich viel E im U.
... Ist mir ein willkommener Trigger zur Klarstellung:
Es gibt diese überkommene "E" und "U" -Trennung, die Kulturbeiträge einer Wertung nach bildungsbürgerlichen Kriterien von Anno Dunnemals unterziehen will... Das funktioniert für Kunst schon länger nicht mehr (obwohl diese Kategorisierung in der Praxis noch stattfindet, z.B. bei der GEMA, der das "E"-Fach nach wie vor bessergestellt ist) ... Aber diese Unterscheidung und wertende Kathegorisierung, die ich ablehne, ist die innerhalb der Welt der Kulturbeiträge. Man muss und kann (um bei unserem Thema zu bleiben) keine genauen Grenzen zwischen Kabarett, Satireshow, Comedy, Chanson, Clownerie, Bühnenliteratur ect festlegen: All das (und noch viel mehr) fällt in den Bereich Unterhaltungskunst, kann sich ergänzen und inspirieren.
Es gibt aber eine andere Unterscheidung, die mir extrem wichtig scheint - gerade in unserer Multimediazeit mit dem ganzen Meta-Gedöns, wo zwischen Info- und Histotainment alles ein bisschen verschwimmt (ich bin nicht gegen diese Formate, ich bin nur gegen deren Egalisierung - es geht mir um Bewusstmachung)... im Text oben heißt sie: "Wo wir uns befinden"...
In der HBO-Serie "The Wire" gibt es eine Szene, in der ein Vorgesetzter junge Stadt-Polizisten darauf drillt, jederzeit ihren Standort benennen zu können: Viertel, Straße, Himmelsrichtung, Block, Haus, Etage, was immer: Sgt. Sowieso, wo befinden Sie sich in diesem Moment?
Das gefällt mir sehr als Metapher der Selbstverortung und Orientierung. Gerade beim aktuellen Beispiel der Satire -Frage kam ja wieder zutage, wie wichtig Kontext ist, und das ist er meiner Meinung nach noch viel grundsätzlicher... Gerade da, wo Fiktion und Realität verschwimmen, wenn man nicht bei der Sache bleibt: Ein Darsteller ist eben ein Darsteller und nicht der Typ, den er spielt... Man kann in der physischen Welt nicht von drei Kugeln getroffen werden und noch seinen Text zuende sprechen... Und eine Flasche, die auf einem Kopf zerbricht (wie es in einer älteren Böhmermann-Sendung mal vorkam und sich heute unter "Carolin Kebekus rastet aus" o.ä. bei youtube findet), war keine echte Flasche - nicht, wenn der getroffene Moderator danach noch die Sendung abmoderiert...
Warum ich sowas wichtig finde? Unter anderem, damit wir in unseren Erwartungen nicht durcheinanderkommen...
Georg Schramm hat mich mal mit einer Nummer gekriegt, in der er dem Publikum ein Grundeinkommen-Modell erklärt, das so einfach gerechnet und überzeugend vorgetragen war, dass auch ich in diesen Eifer geriet: Ja, verdammt, es wäre alles so einfach, und es würde echt funktionieren! Warum lassen wir nicht Herrn Schramm unsere Volkswirtschaft machen, er hat den Durchblick! ... Sodass ich regelrecht angepisst war, als Herr Schramm die Nummer in eine eiskalte neoliberale Vision vom sozialverträglichen freiwilligen Ableben mit Mitte 50 abstürzen ließ: Die Rechnung ging auf, aber die Märchenstunde war vorbei: Es war ein Gedankenspiel, kein politischer Vorschlag.
Wo befinden Sie sich in diesem Moment, Schulze? - Im Kabarett.
Vielleicht Generationen- aber auch allgemein Interessefrage....
Schon richtig, ich habe ein Faible für dieses Meta-Zeugs... Es gibt sicher auch andere Koordinaten zur Verortung des eigenen Standpunktes und der Welt drumherum.
Sie ist gelernte DDR-Bürgerin, völlig ironiefrei und mit ausgeprägter Autoritätsmeise. Erdogan ist eine autoritäre Figur, der sich Frau Merkel sofort unterwirft. Sie hat mal in einem Gespräch zum Besten gegeben, dass sie mit der Haltung der West-68er überhaupt nichts anfangen kann. Das hat sie mit 90% ihrer Landsleute und mit 50% der BRD-Bürger gemeinsam, und es macht einen wesentlichen Teil ihres politischen Scheiterns aus.
A.M. ist eine politische Totalversagerin, im Osten auf der falschen Seite, im Westen nur in der Oberschicht angekommen und von konservativen Deppen schlecht beraten. Bloß weil sie mal einen gefühlsduseligen Schabowski-Moment hatte ist diese Träne noch lange nicht Bundeskanzlerin. Oh, wie sehr ich diese blöde Ost-Truse verabscheue! Fast so sehr wie den dicken aus Oggersheim.
Danke ... Ob Böhmermann beim Vortrag an Merkel gedacht hat?
Ist natürlich alles Spekulation, aber mein Eindruck war eher, er wollte einfach diese Show in den Kasten kriegen...
Kann aber auch sein, dass der Eindruck der anstrengenden Aufzeichnung auch wieder bewusst inszeniert war - immerhin war das Motto und Meta-Thema an diesem Abend Widerspenstigkeit und "keinen Bock" (Dendemann, R.v. Rönne) zu haben.
„Es gibt aber eine andere Unterscheidung, die mir extrem wichtig scheint - gerade in unserer Multimediazeit mit dem ganzen Meta-Gedöns, wo zwischen Info- und Histotainment alles ein bisschen verschwimmt (ich bin nicht gegen diese Formate, ich bin nur gegen deren Egalisierung - es geht mir um Bewusstmachung)... im Text oben heißt sie: "Wo wir uns befinden"...“
Ich glaube, dass die Bildung durch Unterhaltung schon weit tiefer in unseren Köpfen verankert ist, als wir das oft meinen. Was wir über Piraten, Cowboy & Indianer, das Mittelalter, Sissi, Nero, den zweiten Weltkrieg und so weiter wissen, oder zu wissen glauben ist vermutlich überwiegend aus medialer Inszenierung.
Stärker bezogen auf die satirische Meta-Ebene (wobei ich zugeben muss, ausgerechnet Böhmermann kenne und sehe ich kaum, was aber mehr ein Zufall ist), ich sehe aber gewisse Ähnlichkeiten zu Harald Schmidt, der ja auch mehrfach gebrochene Kontexte darbot, inklusive das Peinliche, das Scheitern und das sich nichts zu sagen Haben zum Teil der Show zu machen. Bei mehrfach gebrochenen Kontexten und einem halben Dutzend Meta-Ebenen kann man sich nicht mehr aussuchen, was sich der Zuschauer aussucht, man weiß nicht mehr, was denn nun eigentlich die Botschaft, die eine, wahre, wirkliche sein soll.
„Sodass ich regelrecht angepisst war, als Herr Schramm die Nummer in eine eiskalte neoliberale Vision vom sozialverträglichen freiwilligen Ableben mit Mitte 50 abstürzen ließ: Die Rechnung ging auf, aber die Märchenstunde war vorbei: Es war ein Gedankenspiel, kein politischer Vorschlag.“
Ja, wir haben halt zu wenig Ahnung und das ist es, was wir oft nicht gut verknusen können. Man weiß ja kaum, was die ganzen Abkürzungen, denen täglich jongliert wird in ganzen Worten bedeuten, geschweige im Sinne des Inhalts. Und nicht alles was gut klingt, ist auch gut. Das bedingungslose Grundeinkommen klingt gut, aber die Frage, wie das zu finanzieren sei, ist gar nicht der Hauptpunkt der Kritik, sondern dass es sich dabei um eine de facto Steuersenkung für die Reichen handelt. Habe ich letztens zum ersten Mal so in aller Klarheit gehört, von nicht von einem neoliberalen Scharfmacher, sondern von jemandem, dem das zu unsozial war. Und schwupp, schon ist man bei Gravitationswellen und was sie bedeuten, lenkt im Geiste die Flüchtlingsströme und diskutiert ukrainische Innenpolitik plus ZIKA Virus.
Servus Charlie,
Vielen Dank für die Differenzierung. Durch die doppelte und dreifache Verdrehung sich zu entwirren von Missverständnis- und Missbrauch –Potentials… Er hat einfach den versäumten Job des Regierungssprechers erledigt - den Unterschied zwischen Schmähkritik und Satire kenntlich gemacht. Und wird dafür jetzt dafür angeklagt?
Wichtigere Frage: Wer hat Anklage erhoben? Das sind die wahren Problemfälle von Satire, Meinungs-und Pressefreiheit. Die entfremden ein Thema, missbrauchen es für ihre Zwecke. Deren Motive sollte man genau durchleuchten.
Äh, Wiederholungsschleifen. Kann man die nicht mal abstellen?
R.W. Fassbinder schrieb 1976 "Der Müll, die Stadt und der Tod" als Thema: Antisemitismus - dringliches Thema, nicht wahr? Und wurde als Antisemit beschimpft. Auch kritisiert Fassbinder in seinem Stück die Gesellschaft, die alles und jeden zur Ware macht. Alles wird Ware, auch die Liebe, Fassbinder inszeniert künstlerisch das Marx' Diktum der “einen gewissenlosen Handelsfreiheit”.
Fassbinder schrieb in einem Offenen Brief vom 28. März 1976 aus Paris, „... wann hat es das zuletzt gegeben, gegen den Autor eines Stückes mit Sätzen argumentieren, die er - um sie kritisierbar und transparent zu machen - für seine Figur erfunden hat....Und natürlich gibt es in diesem Stück auch Antisemiten, leider gibt es sie nicht nur in diesem Stück, sondern eben beispielsweise auch in Frankfurt. Ebenso natürlich geben diese Figuren, und ich finde es eigentlich überflüssig, das zu sagen, nicht die Meinung des Verfassers wieder, dessen Haltung zu Minderheiten aus seinen anderen Arbeiten eigentlich bekannt sein sollte. Gerade einige hysterischen Töne in der Diskussion um dieses Stück bestärken mich in der Angst vor einem neuen "Antisemitismus", aus der heraus ich dieses Stück geschrieben habe".
Ich glaube, dass die Bildung durch Unterhaltung schon weit tiefer in unseren Köpfen verankert ist, als wir das oft meinen. Was wir über Piraten, Cowboy & Indianer, das Mittelalter, Sissi, Nero, den zweiten Weltkrieg und so weiter wissen, oder zu wissen glauben ist vermutlich überwiegend aus medialer Inszenierung.
D´accord. Aber wir können uns heute auch bewusster darüber werden als vormals, und ich halte für eine gute Idee, dieses Bewusstsein weiter zu schärfen...
Die Mittel der Manipulation werden ja ständig verfeinert, also muss auch Aufklärung am Ball bleiben und das alles aus allen Richtungen befragen... Gerade bei medialer Inszenierung ist höchstes Misstrauen geboten (und eine Unterhaltungshow, die diese Wechselwirkungen thematisiert, ist das geringste Problem) - nicht immer unbedingt den Inhalten gegenüber, sondern was Form, Dosis und Subtext angeht: wie viel Gehalt dem Format zum Opfer fällt, was das Übriggebliebene erzählt und in welche Richtung es weiterhilft...
Unser Wissen über die scripted reality kann uns, wenn uns eben nicht alles gleich gilt, aufmerksam machen auf die Durchlässigkeit und Verhandelbarkeit von Realität, mit der wir uns, die Erkenntnis liegt ja nun einmal vor, beschäftigen sollten - gerade weil wir zunehmend Zeit im virtuellen Raum verbringen und unsere Wirklichkeit sich zu großen Teilen aus Medienbildern zusammensetzt...
Bei mehrfach gebrochenen Kontexten und einem halben Dutzend Meta-Ebenen kann man sich nicht mehr aussuchen, was sich der Zuschauer aussucht, man weiß nicht mehr, was denn nun eigentlich die Botschaft, die eine, wahre, wirkliche sein soll.
Genau - das beschreibt die Welt, in der wir leben, ziemlich gut... Zwar ist das inhaltlich auch nicht ganz neu, weil gerade bei Kunst ein Aspekt der Wirksamkeit: Was die Autorenfeder meinte, die Sängerstimme transportierte und was bei den Zuhörenden ankam, können sehr unterschiedliche Botschaften sein... (An diesem Punkt wäre mir eine Unterscheidung - idealerweise - der Kontexte wichtig - z. B. erwarte ich persönlich im Politik -Teil einer Zeitung eine Verhaftung im faktisch Nachvollziehbaren und nicht affirmative Poesie ) ...
Mit der neuen medialen Interaktivität ist die Rolle der Rezipienten eigentlich nur deutlicher geworden, hat aber Publikumseits auch ein neues Bewusstsein dafür ausgelöst, und nun müssen erstmal alle damit klarkommen...
Die Vorstellung, dass wir unsere Wirklichkeit selber zusammensetzen, insofern das "wie" auch selbst zu verantworten haben, ist nicht nur reizvoll, sondern auch anstrengend.
... Und schwupp, schon ist man bei Gravitationswellen und was sie bedeuten, lenkt im Geiste die Flüchtlingsströme und diskutiert ukrainische Innenpolitik plus ZIKA Virus.
Exakt. :-) Deswegen: Wenn es alles ganz einfach klingt, ist Vorsicht geboten - und Selbstverortung.
Danke für die Erinnerung an diese Fassbinder-Episode - woran wir sehen können, dass die Missdeutungs-Kultur kein neues Phänomen ist, sondern im Programm Satire - nein, eigentlich im ganzen Programm Kunst - inbegriffen.
Auch Walther von der Vogelweide und Erasmus von Rotterdam sollen ihrerzeit Ärger mit sowas gehabt haben... Sokrates hat die Debatte über Meta-Spitzfindigkeiten gar mit dem Leben bezahlt.
dessen Haltung zu Minderheiten aus seinen anderen Arbeiten eigentlich bekannt sein sollte
Fassbinder mit Böhmermann zu vergleichen - für mich ein Unding - welches wohl gern für die "junge Generation" so hinsuggeriert versucht wird (ich meine nicht Sie, sondern die Kulturpropagandisten) ... und vor allem: Bühmermanns Haltung zu Minderheiten ist mitnichten klar!!! sondern eindeutig auf "seine" Meta-Ebene verschwurbelt - doch diese Fakten und Beispiele scheinen seine Fans nicht zu interessieren - für mich ist Böhmermann ein Teil der politischen Metaebene und in seinem "Gedicht" mag er alles möglich im Kontext darum zur Scheinaufklärung anzubieten: es bleibt ein Spach+Kulturmißbrauch den er befördert und welcher schon - gruseliger Weise- als völlig "normal" , und keiner Diskussion würdig, akzeptiert wird.
Alle starren wie die Kriminalisten auf das Motiv dahinter - dabei ist der Vordergrund so klar - soll wohl ein neues "Gesellschaftsspiel" einläuten: der Vordergrund ist unerträglich in seiner Präsentation und der Hintergrund wird weggeschreddert - also genau das Gegenteil von Fassbinders Arbeit.
Meta-Spitzfindigkeiten
Findet jeder sehr gut beim NSU-Prozeß, aber auch bei der EU-Politik, der Sozialpolitik ... also ÜBERALL in der Politik
Wunderbar wenn dies jetzt auch noch nach den Medien in der Satire eingeführt wird ... würde ich genauso machen, wenn ich die Hintergründe des Sytems verschleiern wollte ... einfach so viel Verwirrung für meine braven Bürger, wie nur möglich ... in allen Bereichen ... auch ein schönes Beispiel für den Schulunterricht - oder sind die Kinder dafür noch nicht verblödet genug?
Am 18.4. werden die Blumen überreicht?? Sitzt dann auch Böhmermann als Überraschungsgast im Publikum? ... so als "künstlerischer Ansatz" mit einem Gedicht für die beiden Protagonisten auf der Bühne???
Drei wackere Kämpfer für die gleiche Sache???
Der Freitag hatte Böhmermann und nun hat er auch bald Altmaier. Jakob Augstein ist für beide der Gastgeber. Was er über Böhmermann geäußert hat, ist nachzulesen, was er von Altmaier erwartet auch: Das Prinzip Offenheit geht verloren.
Ganz nebenbei etwas Realsatire vom Feinsten im Spiegel, denn wie kann Böhmermann sich sooo lustig in Szene setzen, wie er es in der Realität macht ?
Der Satiriker Jan Böhmermann hat wegen seines Erdogan-Gedichts Kontakt mit Kanzleramtschef Altmaier aufgenommen. Doch der ließ nach SPIEGEL-Informationen nach einer ersten Reaktion nichts mehr von sich hören.
Er bitte nicht um Hilfe in seinem Fall, sondern um "Berücksichtigung meines künstlerischen Ansatzes und meiner Position, auch wenn er streitbar ist", so Böhmermann.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jan-boehmermann-bat-kanzleramtschef-peter-altmaier-um-beistand-a-1086128.html
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/nee-der-stinkefinger-ist-von-uns
https://www.freitag.de/autoren/freitag-salon/radioeins-freitag-salon-mit-peter-altmaier-1
In einer zunehmend doppelbödigen Welt soll es nun ausgerechnet Kunst sein, die eindeutige, unmissverständliche Aussagen macht? Und dann auch noch ausgerechnet Satire, ein Medium, das ohne (mindestens) doppelten Boden überhaupt nicht funktioniert...
Das ist exakt das, was ich weiter oben mit "falschen Erwartungen, "Verortung"" und "durcheinanderkommen" meine.
Die Blumen wurden bereits (siehe) ganz oben abgeliefert, und ich leiste mir in aller Bescheidenheit die Illusion, sie seien sogar angekommen ... Jedenfalls hat die gestrige Folgesendung des Neo Magazin Royale gemacht, dass ich mich geradezu total verstanden fühle: https://www.youtube.com/watch?v=Ro6CSNEnBKY
Vielleicht einfach mal bei "Kommando Böhmermann" nachfragen oder am besten unabhängig beim Denken bleiben:-)))
http://www.titanic-magazin.de/news/achtung-keine-satire-das-schmaehrkelgedicht-7997/?cHash=8217d076736bffceb825849aa0d13a34&no_cache=1&sword_list[0]=b%C3%B6hmermann
Ich glaub, Sie haben da was falsch verstanden (aber vielleicht denken Sie das ja auch von mir;) M.M.n. ist es Geschmackssache - und m.M.n. schlechter Geschmack in diesem Fall.
Der ehemalige Geschäftsführer des Grimme-Instituts und Medienwissenschaftler Bernd Gäbler spricht im DLF von einer misslungenen Glosse, die von der ZDF Redaktion aufgrund seiner Qualität nicht hätte gesendet werden dürfen. Denn es sei weder lustig noch aufklärerisch gewesen. Erdogan werde nicht kenntlich gemacht und niemand gezeigt, der unter ihm leide. Zum Vergleich nannte Gäbler eine Satire, in der man Hitler dafür kritisiere, dass er Vegetarier sei, nicht aber für seine Verbrechen.
http://www.deutschlandfunk.de/bernd-gaebler-boehmermann-hat-nicht-begriffen-was-satire-ist.694.de.html?dram:article_id=350619
Danke für den Link - gute Arbeit, Titanic. Sehr solide.
Ich glaub, Sie haben da was falsch verstanden (aber vielleicht denken Sie das ja auch von mir;)
Genau: Hier grüßt das Murmeltier wieder ... Welche Dimension ist jetzt die eigentlich gemeinte, welche die "richtige"?
Aus meiner Sicht ist halt auch der Medienwissenschaftler auf der falschen Baustelle, wenn er so tut, als sei das umstrittene Gedicht ohne Kontext vorgetragen worden (dass er nur den Zusammenschnitt kennt, in dem die Moderation fehlt, mag ich nicht glauben): Es ging nicht um Herrn Erdogan bei der Nummer. Sein Name wurde nur als aktueller Bezug zur grundsätzlichen Satire-Frage benutzt...
Über die Frage, wie justiziabel das ist, haben ein paar Anwälte nun einen interessanten Job bekommen - für unsere Medienkompetenz und Kommunikation spielt es kaum eine Rolle. Dafür sind wir selber zuständig.
Welche Dimension ist jetzt die eigentlich gemeinte, welche die "richtige"?
Also ich beharre keinesfalls auf Rechthaberei, bin jedoch im Unterschied zu Ihnen der Meinung, dass Böhmermann "dazu" gehört - besonders sein "Hilfesuchen" bei Altmaier würde er wohl sonst unterlassen haben (erinnert mich an Wulffs Anruf bei Diekmann). Er ist wohl "ermuntert" worden zu dieser Satiriker-Rolle - gut aufgebaut und hat sich mißbrauchen lassen und selbst überschätzt.
Danke für den Link.
Mich hat dieser Nebenschauplatz angesichts der wichtigeren Geschehnisse abgenervt, doch die Zuspitzung der Banalitäten sind durchaus bemerkenswert.
Denn es sei weder lustig noch aufklärerisch gewesen.
Das stimmt, doch anscheinend fand das ´Showpublikum´ es ´lustig´ _ zumindest wurde viel gelacht. Das mag Dir & mir nicht nachvollziehbar, weil diese Art Schmähkritik unterste Schublade ist, aber da scheinen sich die gesellschaftlichen Parameter zu verschieben.
Andererseits: Die JB-Schmähkritik hat weder mit Humor noch Satire zu tun sondern mit dem, was öffentlich gesagt werden darf & was nicht _ & da wird es spannend! Dank unserer Meinungsfreiheit dürften Satiriker sagen & schreiben:
- dass Erdogan & seine Clan-| Marionetten-Regierung einen brutalen, unangemessen Krieg gegen Kurden führen
- dass Erdogan & seine Clan-| Marionetten-Regierung gegen alle nicht genehme Journalisten, Politiker Richter, Polizisten, Armeeangehörige uva., die seine Politik in der Türkei kritisieren, offensiv agieren
- dass Erdogan & seine Clan-| Marionetten-Regierung den grausamen Krieg in Syrien aktiv wie passiv unterstützen
- dass Erdogan & seine Clan-| Marionetten-Regierung als Terrorhelfer der Daesh wirken& nicht nur dieser Crew
- dass Erdogan & seine Clan-| Marionetten-Regierung den Transfer der gestohlenen Öl-Förderung aus den Daesh-Gebieten via Türkei bzw. via türkischen Häfen wie z.B. Ceyhan dulden bzw. an den Profiten beteiligt sind
…..
Last but not least: Dass Erdogan & seine Clan-| Marionetten-Regierung nicht so unbehelligt agieren könnten, wenn sie kein grünes Licht aus Kreisen der US-Regierung erhalten würden. Inwieweit die Merkelsche Politik auch Part dieser Kreise sind, wäre betrachtenswert…
Nun _ es gibt zwar einige deutsche Satiriker, die den ein oder anderen Punkt thematisieren, leider nicht in Gänze oder der Schärfe, die aus den Folgen der durch & durch verwahrlosten Politik der sog. westlich-demokratischen Wertegemeinschaft abgeleitet werden kann. Das darf Satire offensichtlich auch nicht, erst recht nicht in den ÖR-Medien. Das traut sich auch kein Satiriker, der trotzdem Karriere machen möchte. Dabei wäre eine aufklärerische Satire heute wichtiger wie lange nicht mehr…
Es ging nicht um Herrn Erdogan bei der Nummer. Sein Name wurde nur als aktueller Bezug zur grundsätzlichen Satire-Frage benutzt...
So argumentieren kleine Jungs, die meinen sich einen Riesenschabernack getraut zu haben, aber als er in die Hose ging, sich in Ausreden & dubiosen Erklärungen winden _ oder Feiglinge.
Natürlich war Erdogan gemeint _ wer denn sonst?
Über die Frage, wie justiziabel das ist, haben ein paar Anwälte nun einen interessanten Job bekommen
Meinen Sie nicht, dass es im Vorfeld Konsultationen gab?
- für unsere Medienkompetenz und Kommunikation spielt es kaum eine Rolle. Dafür sind wir selber zuständig.
Das sehe ich etwas anders. Durch solche Schwachsinnsaktionen & deren Aufbauschen wird Kritik & Satire in eine Richtung gelenkt, die weder Ihnen noch mir gefallen wird.
Ich schau aus unterschiedlichen Gründen mir den Kunst+Kulturbetrieb immer recht genau an, weil er durch seine subversive Kraft in alle Richtungen wirken kann und ich mir natürlich integrere und aufgeklärte Akteure dort wünsche.
Andererseits werden "Promis" natürlich auch als mögliche Identifikationsfiguren aufgebaut - besonders dann, wenn die Politik genau in diesem Punkt völlig versagt. Und dann auch noch die Medien. Und die Fußballer allein können ja nicht noch über die Emotionen hinaus den "kulturellen Geist" besetzen.
Bedenklich finde ich schon, wenn B. sagt, dass er die "Öffentlichkeit" ablehnt, aber nicht den Preis und sich "enttäuscht" darüber zeigt, dassAltmaier ihm nicht hilft (wer hat ihm Glauben gemacht, dass dies so wäre???)
Böhmermann wolle den ihm für eine Satire über den ehemaligen griechischen Finanzminister Giannis Varoufakis zugedachten Preis aber annehmen, er verzichte nicht darauf. «Er hat im Prinzip die Öffentlichkeit abgelehnt, nicht den Preis», sagte der Sprecher.
http://bazonline.ch/kultur/fernsehen/Fuehle-mich-erschuettert-in-allem-an-das-ich-je-geglaubt-habe/story/29306961
So argumentieren kleine Jungs, die meinen sich einen Riesenschabernack getraut zu haben, aber als er in die Hose ging, sich in Ausreden & dubiosen Erklärungen winden _ oder Feiglinge.
So argumentieren auch gestandene Satiriker - Herr Sonneborn sogar aus der staatstragenden Perspektive des EU-Abgeordneten: https://soundcloud.com/swrinfo/satire-im-titanic-stil
Natürlich war Erdogan gemeint _ wer denn sonst?
Der Diskurs. Alle. Also quasi: Wir.
Meinen Sie nicht, dass es im Vorfeld Konsultationen gab?
Doch, glaube ich. Aber dadurch, dass es wohl Anzeigen gab, muss wohl alles in der Praxis noch mal durchgekaut werden.
Das sehe ich etwas anders. Durch solche Schwachsinnsaktionen & deren Aufbauschen wird Kritik & Satire in eine Richtung gelenkt, die weder Ihnen noch mir gefallen wird.
Hier kann ich nur wiederholen (s.o.): All das gehört zum Diskurs. Darunter ist Aufklärung nicht zu haben.
Und: Ein Satiriker, der die Mechanik und Wirkweise von Satire thematisiert, ist nicht auf einem Nebenschauplatz tätig, sondern auf seiner höchsteigenen Baustelle.
Hier kann ich nur wiederholen (s.o.): All das gehört zum Diskurs. Darunter ist Aufklärung nicht zu haben.
Nein _ All das gehört zur Blablabla-Ziegenficker-Ablenkung _ mit Aufklärung hat das nix zu tun. Dazu trägt auch Sonneborn in Brüssel nicht bei, der außer Späßken & Spesen keinen Beitrag leistet & damit zum Konzept passt.
Tatsächlich empfiehlt sich auch hier, nicht alles dem Hauptdarsteller persönlich zuzuschreiben, sondern das Autoren- und Produzenten-Team zu berücksichtigen. Da sind Leute am Werk, die so richtig wissen, was sie tun...
Soeben erreichte mich ein weiterer Querverweis, diesmal ein historischer: Sakorober Kosaken vs. Sultan Memet, anno 1676.
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Saporoger_Kosaken_schreiben_dem_t%C3%BCrkischen_Sultan_einen_Brief
(Angeblich... )
Gehen wir ruhig davon aus, dass das alles sehr durchdacht ist - auch jeder öffentliche Move derzeit.
Erst mit ´Varoufake´ fand Böhmermann meine Sympathie. Das war eine geniale Inszenierung, die die mediale Manipulation thematisierte. Die Auszeichnung ist ausnahmsweise mal verdient _ Punkt.
Alles andere ist Show, Altmaier, seine Abwesenheit etc. So clever ist Böhmermann dann schon...
Grimme-Preis
Böhmermann erhält Auszeichnung in Abwesenheit
Auch "Besondere Ehrung" geht an Böhmermann
Zusätzlich bekam Böhmermann noch eine "Besondere Ehrung" des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV), der Stifter des Grimme-Preises ist. Diese "Besondere Ehrung" wird jedes Jahr bei der Grimme-Preis-Gala verliehen.
Bemerkenswerte Laudatio der saarländischen Ministerpräsidentin (CDU)
Schade, dass er nicht dabei war.
Am Ende steckt mal wieder der Putin dahinter :-)))
Wer hätte gedacht, dass Böhmi ein undercover RT-Agent sein könnte??? Natürlich im Auftrag, Merkel zu entmachten....
Sie sollten Ihr RT-Abo endlich kündigen und durch eins von NOVAYA GAZETA ersetzen.
Um den Putin zu zerlegen, wird der Böhmermann nicht gebraucht, das schafft Wladimir Wladimirowitsch schon ganz alleine.
hier schon mal eine Kostprobe:
EIN NEUES JALTA AUF DEN TRÜMMERN SYRIENS?
"Varoufake" war Rachmaninov mit dem PC - genialer Schnitt.
Aus heutiger Sicht - vor allem nach dem ich gesehen habe, wie Böhmermann einen Flüchtling (der gerade 5 Monate in D war) in seiner Sendung hat auflaufen lassen und die Themen "Tod-Suizid+Austernessen" zelebrierte, frgae ich mich , WOZU er seine "Cleverness" nutzt und bin sehr kritisch geworden.
Also: "Varoufake" wurde von Jauch thematisiert und von den Medien kampagnenhaft aufgebaut (diese kurze Sequenz mußte schon mit der Lupe gesucht - okay - aber trotzdem ..)
War es nicht schon möglich, von Anfang an dieses Zauberwerk von Böhmermann als "Nachschlag" mit zu planen? Okay ... "wir" wissen es nicht ... "wir" können nur beobachten und unsere Schlußfolgerungen daraus ziehen - die dann oft "Verschwörungszeug" genannt wird - ich nenne es "Hypothese" zur Erkenntnis der Motive und Hintergründe - und hab mir die Hosen noch nie mit einer Kneifzange angezogen - fühle mich also frei in meiner Meinungsbildung - die sehr gern auch WIDERLEGT werden kann - aber nicht mit blabla - denn meine Meinung bilde ich mir aus Zusammenhängen und Gedanken und nicht aus Launen o.ä.
hier noch ein Beispiel zum Thema: ist Böhmermann so clever, wie er scheint und dann eher charakterlos - oder einfach nur eine geeignete Marionette für andere Strippenzieher ... WARUM steht er nicht zu seinem "Schmähgedicht, wenn es seine "Aufklärungsarbeit" ist, die er dann als "Meinungs+Kunstfreiheit" vertritt, sondern rennt zur Regierung? Tja, wo fängt die Inszenierung an?
Mehrheitlich entdecke ich Hetze - die wohl aus seinem Mund "lustig" und satirisch-korrekt-geschützt klingen soll - also das Gegenteil vom Vernichten "entarteter Kunst" = die Integration von Primitivität in die "Kultur" = Dschungelcamp für alle
„Sachsen sind keine Nazis! Sachsen sind bloß ganz normale Bürger, die nicht wissen was Nazis sind oder, wenn doch, nichts gegen sie haben.“
Es gibt bei Meinungsfreiheit auch kein „Aber“, und keine Einschränkung. Meinungsfreiheit bedeutet, dass man alles sagen darf, was man denkt. Es ist nicht davon die Rede, dass Meinungsäußerungen keine Konsequenzen haben und man diese nicht tragen müsse.
Freiheit bedeutet, etwas nicht tun zu müssen, das man nicht will.
http://splash-mag.de/jan-boehmermann-hat-strassenrap-nicht-verstanden/
Ich versuche es zu verdeutlichen und es hilft Ihnen vielleicht die Namen wegzulassen:
Ein Theaterregisseur schreibt ein Theaterstück, dass sich mit den Ursachen und Gründen von Antisemitismus befasst - der Theaterregisseur wird deswegen oder weil er sich damit beschäftigt als Antisemit beschimpft.
2) Ein Satiriker beschreibt in seiner Satire-Sendung, den Unterschied von Satire und Schmähkritik über ein Schmähgedicht - was ganz deutlich als Schmähkritik kenntlich gemacht wird und wo auch Referenzen zum Grundgesetz genannt werden. Warum macht er das? Weil der Bezug nimmt auf eine andere, vorhergehenden Satire-Beitrag von extra3 des Landes A, von dem sich ein Staatsoberhaupt des Landes B angegriffen fühlte und behauptete, es sei Schmähkritik - der Regierungssprecher_IN des Landes A hätte genauso mit dem Grundgesetz des Landes A argumentieren können, wurde aber nicht. Damit hat der Regierungssprecher_IN das Grundgesetz ganz schön alleine gelassen) - der Satiriker, der den Unterschied von Satire und Schmähkritik kenntlich verdeutlicht hat - in Bezug auf das Grundgesetz des Landes A, wird jetzt - WEIL er Schmähkritik von Satire abgrenzt, wegen Schmähkritik angeklagt. Ver-rückt.
Dafür wird Satiriker JB jetzt mit allen möglichen Projektionen belegt und diese Projektionen sagen sehr viel mehr über uns aus, als über ihn oder das Thema, was verhandelt wurde.
Für mich hat er nebenbei den Job des Regierungssprecher_IN im Namen des Grundgesetzes des Landes A gegenüber des Staatsoberhauptes B gemacht. (und: das Gedicht fand ich nicht gut, aber darum geht’s doch gar nicht)
Hallo Charlie Schulze.
„Die Mittel der Manipulation werden ja ständig verfeinert, also muss auch Aufklärung am Ball bleiben und das alles aus allen Richtungen befragen...“
Finde ich schon richtig, das Problem scheint mir nur zu sein, dass es an 1000 Ecken, gerade im Internet ja ebensoviele Verkäufer der wirklich wahren Realität gibt. Darum mag ich die Philosophie, sie hat hier eine ordnende Kraft.
„Gerade bei medialer Inszenierung ist höchstes Misstrauen geboten (und eine Unterhaltungshow, die diese Wechselwirkungen thematisiert, ist das geringste Problem) - nicht immer unbedingt den Inhalten gegenüber, sondern was Form, Dosis und Subtext angeht: wie viel Gehalt dem Format zum Opfer fällt, was das Übriggebliebene erzählt und in welche Richtung es weiterhilft...“
Eigentlich sollte das beste Gegenmittel das sein, was man unter gesundem Menschenverstand läuft. Nur leider reklamieren den auch die Ungesündesten für sich. Einerseits stimme ich Dir zu, dass man Misstrauen walten lassen sollte, andererseits sehe ich eine Gefahr darin, nur noch misstrauisch zu sein. Heute ist ja der Zweifel an allem und jedem Volkssport. Jeder Trottel meint, nach 8 Kommentaren die er auf facebook gelesen hat, auf Augenhöhe mit Leuten zu sein, die sich seit 20 Jahren mit etwas beschäftigen und das tut irgendwie weh. Und dennoch ist in der Internetwelt vermutlich maximale Paranoia die beste Verhaltensweise und im Umgang mit der medialen Welt vielleicht die grundlegende Unterschiedung zwischen seriöser und populärer Presse. Irgendwie ist das verloren gegangen: Viel Bild, wenig Text. Dicke Schlagzeilen und klarem entweder/oder-Weltbild. Viel „Gefühl“ (eigentlich Voyeurismus) und das gute Gefühl, dass die Reichen und Schönen auch nur mit Wasser kochen das ist alles Boulevardjournalismus.
Analyse heißt ja nicht, alles zu bezweifeln zugunsten obskurer Weltverschwörungstheorien, sondern das ist einfach zu 90% niveauarme Scheiße. Wenn man überhaupt mal so weit kommt, dass man auf das achten muss, was Du da zurecht kritisierst, dann ist schon viel gewonnen. Aber frag doch mal die Meinungstarken, was über die Form eines Formats und was ein Subtext ist.
„gerade weil wir zunehmend Zeit im virtuellen Raum verbringen und unsere Wirklichkeit sich zu großen Teilen aus Medienbildern zusammensetzt...“
Ja, das sagte Luhmann schon vor 30 Jahren oder so und heute muss man vermutlich ziemlich weit unten anfangen. Bzw. es ist bunt gemischt, man hat völlige Blitzbirnen, die sich in Diskurse drängeln, in 90% der Fälle profitiert keiner davon. Diskurshygiene wäre angezeigt, ich weiß nicht, warum es so schwer ist, auf Trolle nicht zu reagieren, aber einer findet sich immer der versuchen muss, Trolle argumentativ nieder zu knüppeln, verkennend, dass die gar nicht argumentieren wollen. Der Umgang mit Trollen in der FC ist übrigens nach meinem Dafürhalten erfreulich souverän.
Und ja, Wirklichkeit ist das, was wir dafür halten, weil wir uns auch entsprechend dazu verhalten.
„(An diesem Punkt wäre mir eine Unterscheidung - idealerweise - der Kontexte wichtig - z. B. erwarte ich persönlich im Politik -Teil einer Zeitung eine Verhaftung im faktisch Nachvollziehbaren und nicht affirmative Poesie ) ...“
Faktisch nachvollziehbar ist ja viel, abhängig von den zugrunde gelegten Prämissen. Die Position der Amis kann in sich schlüssig sein, die der Russen auch. Man trennt ja gewöhnlich Nachrichten und Kommentar. Natürlich sind die Nachrichten nie so ohne Kommentar, wie es erscheint, das war es ja, worauf Du oben hingewiesen hast. Sind „seriöse“ Nachrichten evtl. zum größeren Teil auf gewohnten Formaten beruhende Propaganda? Den Eindruck haben zumindest immer mehr Menschen, ob, wo und wie umfangreich er gerechtfertigt ist, bleibt zu untersuchen.
„Die Vorstellung, dass wir unsere Wirklichkeit selber zusammensetzen, insofern das "wie" auch selbst zu verantworten haben, ist nicht nur reizvoll, sondern auch anstrengend.“
Und erschreckend, wenn man sieht in welchem Ausmaß Hass und Verschwörungsideen um sich greifen.
„Exakt. :-) Deswegen: Wenn es alles ganz einfach klingt, ist Vorsicht geboten - und Selbstverortung.“
Ja, nur alles ganz einfach ist eben nicht nur dämlich sondern hat auch noch eine vitale Seite. Diejenigen die sich unter der Trompete der monokausalen Interpreten versammeln, finden sich ja selbst nicht dumm, undifferenziert und primitiv, sondern die denken von sich, dass sie diejenigen sind die Mumm haben (während die anderen nur weichgespülte Laffen sind), heiß oder kalt sind (statt lauwarm), unbequeme Meinungen äußern und dort hinschauen, wo es sonst niemand tut.
Dadurch fühlt man sich aber postwendend auch wissend und überlegen, stolz und mächtig und das lässt sich verständlicherweise keiner gerne nehmen. Eine Gegenstrategie muss auch diese psychologische Komponente berücksichtigen. Solange die anderen sich überlegen fühlen, lachen sie sich nur scheckig, man muss sie wirklich an den empfindlichen Stellen treffen und erschüttern.
Ver-rückt.
Genau!
Habe seine Rede in Marl vermißt, wo er die Meinungsfreiheit verteidigt - doch Altmaiers Schweigen hat ihn wohl verunsichert und nun nimmt er sich diese Freiheit einfach mal nicht.
Wieso? Sein Fernbleiben mit Ansage hatte ein größeres Gewicht.
Erklärt hat ihn stellvertretend doch die Ministerpräsidentin des Saarlandes:
"Dieses Gedicht hat sicherlich die Grenzen des guten Geschmacks verletzt und ist sicher alles andere als Grimme-Preis würdig", sagte DVV-Präsidentin und Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Es ändere aber nichts an Böhmermanns Leistungen "für eine offene und mutige, auch für eine demokratisch gelassene Mediengesellschaft." Deshalb sei diese Ehrung verdient.
:-)) ... ich bin fast sicher, dass bereits Videos kursieren, in denen das genau erklärt und belegt wird.
Liebe Moorleiche,
Was du beschreibst, ist genau das, was mich immer wieder auf die Frage der eigenen Verortung bringt (und speziell an dieser Stelle, sorry, ein bisschen darauf herumreiten lässt)...
Denn eigentlich, in der Praxis, im eigenen Kopf, laufen diese engagierten Überlegungen zur Aufklärung und Weltverbesserung ja auf die Frage hinaus, wo wir nun ansetzen, was "man tun sollte", wer zuerst wo abgeholt werden müsste, um welchen Maßstab als gültigen behaupten zu können ect - aber das ist alles in der Tat so komplex, dass ich sinnvoll finde, nicht mit der Ordnung der Welt zu beginnen, sondern mit der eigenen Standortbestimmung: Für sich selber das Denkbare und Machbare auszuloten, sich selbst kritisch zu befragen, m direktesten Zugang zur Welt zu schrauben, den wir haben: Unsere eigene Wahrnehmung, unser Bewusstsein, unsere Verortung... So wie ich mir das vorstelle, würde es zur allgemeinen Orientierung beitragen, wenn erstmal wir selber unsere eigenen Wirrnisse klären und jederzeit wüssten, wo wir uns befinden... Ich hab dazu schon mal ausführlicher geschrieben, bei Interesse hier.
Nee, Böhmermann muss nicht die Meinungsfreiheit verteidigen, der hat abgeliefert... Ich hätte aber nichts dagegen gehabt, eine solche Rede von Altmeier zu hören.
Hallo Charlie Schulze.
Ich glaube, da sind wir sehr weitgehend einig, gerade auch mit Blick auf Deinen verlinkten Text. Auch ich plädiere dafür bei sich zu beginnen, nicht bei den „Nachbarn“, schon gar nicht bei der Erziehung der Welt, nicht selten mit dem Motiv verbunden, dass die so sein sollte, dass sie mich nicht irritiert und ich mich nicht zu ändern brauche.
Vielleicht ist es ja gerade das, dass man sich irritieren lässt, gerne irritieren lässt, weil man Irritation nicht nur als nervig, lästig, schmerzhaft erlebt hat, sondern auch als Lust und Gewinn. Du hast es anhand Deiner Erfahrung mit Deinem lange verstorbenen Freund, der klugen Nervensäge schön ausgeführt. Satire macht ja auch nichts anderes, als die gewohnte Perspektive infrage zu stellen. Aber es mag auch nicht jeder Satire. Dumme, wie kluge, humorvolle, wie humorarme Menschen haben ein durchaus unterschiedliches Verhältnis zur Satire.
Das ist auch die Gefahr und darum kommt vielleicht auch von Altmeier nichts. Wir lassen uns nicht mehr gerne irritieren und suchen überall verdruckste Schleichwege. Satire darf alles, heißt es da im Brustton der Überzeugung, ob Religionskritik dieser oder jener Art, das ist der Unterschied zu den anderen, das macht uns aus, das ist ein Teil unserer Wertegemeinschaft. Doch die neue Sprachregelung kennt ein PS: Übrigens, nicht alles ist Satire.
Da merkelt es wieder, das ist Zensur de luxe, das ist der so erfrischend moderierende Stil unserer Kanzlerin, mit minimalem Getöse das Gegenteil dessen zu tun, wovon man gestern noch überzeugt war, das reibungslose „Weiter so“ fest im Blick. Fukushima war nicht Merkels Initiative. Ihre war, wenige Wochen zuvor, den schon längst beschlossenen Ausstieg zu kippen und Kombination aus Fukushima und drohendem Machtverlust im Ländle ließ sie … umdenken? Die Taktik anpassen. Das ist die Merkel-Ära, standpunktarm, auch wenn ihr im Affekt mal Ansätze einer Meinung rausrutschen, wird das taktisch und schleichend optimiert. Altmeier ist ihr Sprachrohr, Merkel hat mehrfach bewiesen, dass sie Leute über die Klinge springen lässt, da hat der Böhmermann nicht viel zu erwarten. Vielleicht äußert er, Altmeier, sich als Privatmensch, aber auch er wird wissen, dass man besser nicht das voller Vertrauen der Kanzlerin abbekommen sollte. Natürlich gibt es bei uns keine Zensur. Natürlich darf Satire alles. Es ist halt nur nicht alles Satire. Ad acta.
eine solche Rede von Altmeier zu hören.
Na, vor allem Merkel & alle "Protestanten" auf dem allgemein bekannten Foto sind doch "Charlie" - naja, Freiheiten gegen den "Terror" verteidigen ... sogar auf einem vergleichbaren billigem Niveau (m.M.n.) muß ins timing passen.
Zumindest hat er es ja geschafft, dass über "die Anstalt" (u.a.) kein Wort in den Medien mehr verloren werden muß und deshalb soll auch schön auf Böhmi personalisiert bleiben - wie Sie richtig sagen: der hat geliefert.
Altmaier hat sich ja geäußert^^ wird er auch noch beim Freitagssalon dürfen - und selbst Sie können ja dort Fragen stellen ... an ihn - ganz persönlich:-)
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/8345078/laender-sollen-abschiebungen-verdoppeln.html
VORSICHT* SATIRE*
Darf man Blumen in den Knast mitbringen?^^
http://www.tagesspiegel.de/politik/verbalnote-an-die-bundesregierung-tuerkei-will-strafprozess-gegen-jan-boehmermann/13426558.html
Sorry:-) Ich nutze Ihren Blog, weil Sie eine klare Gegenposition zu meiner haben, d.h. auch, ich würde zu diesem Thema keinen eigenes Blog schreiben wollen, weil die Medienwelt jetzt eine Personalie wälzt und sich mal so richtig dabei austoben darf.
Mein Blumenstrauß geht deshalb an Georg Diez, der im Soeigel genau das beschreibt, was auch meine Meinung dazu ist:
Er ist damit eine Art Gradmesser geworden dafür, wie man sich am besten durch diese Gegenwart manövriert, witzelnd, wach und doch weit genug weg von dem, was man früher die wirklichen Probleme genannt hätte.
Die aktuelle Böhmermann-Affäre ist ein typischer Placebo-Streit, ein Wohlfühl-Ereignis für ein müdes Meinungsmilieu, das sich hier nochmal beweisen kann, dass es auf der richtigen Seite steht.
Der Rassismus dieses Gedichts löst sich ja nicht auf, er verwandelt sich nicht, er bleibt, bleischwer, so wie auch der Rassismus der Polenwitze von Harald Schmidt immer blieb, dumpf und deutsch statt hellem Lachen.
Ob das nicht gerade den Rassismus vorführen sollte? Schwer zu sagen, ich glaube nicht. Ich glaube, die Leute, die denken, wenn man augenzwinkernd und selbstreflektiert rassistisch ist, dann ist es okay, täuschen sich.
Es ist nur peinlich und schon wieder eine satiremäßige Höchststrafe, dass er jetzt ausgerechnet Mathias Döpfner auf seiner Seite hat im comichaften Kampf gegen das universale Böse und für die Freiheit von allem und jedem, was medial herstellbar ist in der Fabrik der wunderbaren Fiktionen.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/jan-boehmermann-seinem-humor-fehlt-die-waerme-kolumne-a-1086144.html
Dass Sie gemeinsam mit Herrn Döpfner das Solidaritätslied für den gerade etwas Sprachfaulen singen, ist nun wieder etwas, was ich lustig finde - so haben wir alle unsere Freude - nur die arme Anne Will hat einen Korb bekommen - aber wer weiß, vielleicht feiert ja Böhmi ganz heimlich seinen "Meta-Sieg" - meinten Sie nicht sowas?
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article154171281/Solidaritaet-mit-Jan-Boehmermann.html
Sorry:-)
Oh nein - nicht dafür! In Gegenteil...
Ich nutze Ihren Blog, weil Sie eine klare Gegenposition zu meiner haben...
Ich weiß das zu schätzen - sparen Sie mir (und eventuellen Mitlesenden) damit doch die Recherche und Dokumentation von Ergänzungen und Gegenpositionen - die, wenn die Kommentarfunktion einen konstruktiven Sinn hat, bei so einem Thema willkommen sein sollten...
Es geht mir da vielleicht ähnlich wie Herrn Böhmermann: Was ich beizutragen habe, ist im Wesentlichen gesagt und dargelegt, so gut ich es eben kann (und ab einem bestimmten Punkt - bei Satire ist er schneller erreicht als beim offenen Meinungsaustausch - würde weiteres erklären, wiederholen, beharren die Aussage nur schwächen) ...
Aber mit keinem Beitrag ist die Debatte beendet, sondern es ist geradezu Sinn der Sache, dass sich andere Stimmen dazu äußern - jedenfalls in meiner Vorstellung von Diskurs.
In diesem Sinne danke ich für sämtliche Links!
Danke für die tolle Antwort - ganz in meinem Sinne.
Bis zum nächsten mal :-)
Einen Sonntag später, hunderte von Kommentare mehr ..ist die Kuh auf's Eis gerutscht, es sind sehr viele Ebenen zum Fallstrick verwunden... ich würde das Thema nicht nur auf die Person JB verkürzen (und zur Freiheit gehört auch dazu, etwas nicht tun zu müssen.)
Mein Kopfsalat mit Böhmi
Seine Störung befragt meiner Meinung nach, unser eigenes Weltbild und Demokratieverständnis. Die Befragung: Sind wir uns der Situation bewusst? Sind wir uns der eigenen Rolle bewusst? Dem Kontext? Der Differenz? Das vertrackten Doppelverhältnis des menschlichen Seins in seinem Verhältnis zu sich selbst und der Welt. An dieser Differenz arbeiten sich gerade die unterschiedlichen Disziplinen ab: an der eigenen Fassade und an dem gesellschaftlichen System.
Hoffentlich findet sich noch eine andere Alternative zum aktuellen EU-Türkei-Abkommen zur Flüchtingsthematik, das hat alles mit Menschenrechten und Menschlichkeit nichts mehr zu tun. "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" so will die Türkei gegen JB klagen. Absurd. Für mich ist das EU-Türkei-Abkommen zur Flüchtlingsthematik ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Wenn Deutschland seine Werte (Verfassung ) und Genfer Konvention (Menschenrechten) als Kostüm vor sich her trägt, aber ganz anders handelt und selber Waffenlieferungen in die vielen Krisengebiete oder an die Türkei abwickelt - das ist auf alle Fälle ein Bumerang. Kommt in gleicher Gestalt oder transformiert wieder zurück. Und dann wird Geld bezahlt für eine Abschottung vor einer Fluchtbewegung, die durch eigene Waffenlieferungen selbst mitverursacht wurde.
... fließt alles im Turbo-Kapitalismus und im Treibjagdeffekt.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/henrik-mueller-ueber-globales-handeln-bei-globalen-problemen-a-1086326.html
Ich verweise gerne noch auf den jungen, radikalen, von mir sehr geschätzen Moritz Neumeier, der hier meint, Böhmermann sei nicht zu weit gegangen, sondern nicht weit genug...
Ach, der Umkehrwurf ist ihm gelungen. Allen kann man nicht gefallen. Jetzt ist die Regierung dran, der Rechtsstaat, die Gesellschaft, wir. Wie wir Europa wieder eine Seele einhauchen.
https://www.freitag.de/autoren/maja-wiens/macht-macht-wahnsinnig
"Verliebe dich nicht in die Macht" - ein Schmähgedicht zielgerichtet als Bumergang eingesetzt, der genau die beiden trifft, die "Das Verbrechen an der Menschlichkeit", den EU-Türkei-Deal verhandelt haben - das ist fast ein SocialHack, der Kunstgriff "Schmähgedicht" hat das Problem offen gelegt. Der Kriminelle und der Künster, beide sind Beobachter der Gesellschaft.
Ach, der Umkehrwurf ist ihm gelungen. Allen kann man nicht gefallen. Jetzt ist die Regierung dran, der Rechtsstaat, die Gesellschaft, wir. Wie wir Europa wieder eine Seele einhauchen.
https://www.freitag.de/autoren/maja-wiens/macht-macht-wahnsinnig
"Verliebe dich nicht in die Macht" - ein Schmähgedicht zielgerichtet als Bumergang eingesetzt, der genau die beiden trifft, die "Das Verbrechen an der Menschlichkeit", den EU-Türkei-Deal verhandelt haben - das ist fast ein SocialHack, der Kunstgriff "Schmähgedicht" hat das Problem offen gelegt. Der Kriminelle und der Künster, beide sind Beobachter der Gesellschaft.
Böhmermann sei nicht zu weit gegangen, sondern nicht weit genug...
Nee, das sagt er nicht. Er sagt (genau wie ich auch) "die Meinungsfreiheit darf ALLES!!!" (auch total hirnrissige, rassistsiche, total billigste Schublade - denn es ist "ehrlich" und könnte als Ehrlichkeit (oder Provokation) eine Vertrauensbasis der inhaltlichen Auseinandersetzung bieten - mit der Chance, die Meinung zu überdenken und zu korrigieren und nicht selbstherrlich darüber "zu richten", denn mit "Wahrheit" hat es ja auch gar nichts zu tun, sondern zeigt nur die die Denke des Autoren.
"Stell dir vor, der Witz wäre auch noch gut gewesen" ist die Kernaussage - und nicht "du hättest noch primitiver und perverser sein sollen" (genial ist doch, dass alle mitspielen!!! - und m.M.n. können die alle "primitiv" schon Bestens!!! - Nur genau "echt gut" vom Inhalt her nicht - das aber bietet M. Neumeier (u.a.) und werden deshalb auch nicht medial gehypt.
Böhmermann sei nicht zu weit gegangen, sondern nicht weit genug...
sagt er nicht in dem Video, aber auf facebook als Anreißer für eben dies Video...
So sehr ich Neumeiers Sichtweise befürworte - in der Schlusskurve (für Sie: Kernaussage) irrt er auch wieder: Das "Schmähgedicht" wäre als "gutes" Gedicht nicht besser gewesen, sondern hätte (als "eindeutig: Kunst") schlichtweg seinen Sinn nicht erfüllt: Es MUSSTE ein geschmacklich und qualitativ indiskutables Wortgefüge sein, sonst hätte die Nummer nicht funktioniert.
Dass Moritz Neumeier hier argumentativ die Meta-Ebene verlässt, ist allenfalls persönlich nachvollziehbar: Er kommt aus der Poetry-Slam- Szene - schlechte Gedichte müssen ihm körperliche Schmerzen bereiten.
Zumindest sind wir beide uns ja einig, dass wir keinen Synchrom-SchwimmenSchreiben anstreben, sondern unsere Meinungen austauschen. Da wird es auch keine Kapitualition auf einer unserer Seiten geben.
Ganz ganz vage habe ich eine Ahnung, was Sie meinen und weiß natürlich "was" da dran ist. Doch entweder habe ich andere Prioritäten - oder was auch immer: eine andere Meinung jedenfalls - ich stelle mir Inhalt/Form/Kritik/Kunst entweder als Werk für sich selbst vor ODER platziere es bewußt als Provokation (Nina Hagen onaniert in der Talk-Show) und habe nur die Wirkung als "Ziel". Man könnte jetzt behaupten, dass Böhmermann ALLES miteinander ver-meta-ebnet und alle Kritiker wären einfach nur zu blöd diesem "Universalgenie" zu folgen. Okay ... hihihi ... bitte - meinen Sie DAS??? Ich z.B. wäre zu doof die Dimension zu erkennen?
Ich sehe es eher anders.
Der Mann ist bereits genug gestraft. Wer Beistand bekommt vom Chef des Springer-Konzerns ("...habe leider auch bisher Ihre Sendungen nicht sehen können.") und vom Chef der West-Berliner "Wühlmäuse" ("Erdogan, Erdogan, mach auch meinen Song bekannt"), dem ist offensichtlich jeder Distinktionsgewinn abhanden gekommen. Wer einem sehr breiten Publikum bekannt wird, wer gar Geschichte schreibt mit einigen unschönen Zeilen Gebrauchslyrik und nicht mit seiner eigentlichen, großen Fernsehkunst, dem ist die Deutungsmacht über das eigene Werk entglitten. Wessen Karrierehöhepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung darin besteht, den türkischen Staatspräsidenten einen Ziegenficker genannt und damit eine Staatsaffäre ausgelöst zu haben, der ist nicht zu beneiden.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/boehmermann-warum-merkel-ueber-ein-gedicht-stuerzen-koennte-a-1086553.html
Man könnte jetzt behaupten, dass Böhmermann ALLES miteinander ver-meta-ebnet und alle Kritiker wären einfach nur zu blöd diesem "Universalgenie" zu folgen. Okay ... hihihi ... bitte - meinen Sie DAS??? Ich z.B. wäre zu doof die Dimension zu erkennen?
Ich sehe es eher anders.
Ich auch. Ein bisschen: Die Künstler (hier: nicht Böhmermann, sondern ein Team von TV-Produktiven, er als Person also nicht Einzelgenie, sondern "nur" Teil des Teams und Stimme der Aktion) bieten eine Performance an, die weit über ihren eigenen Handlungsrahmen hinausgeht und verschiedene Dimensionen offenbar schon mitgedacht hat... Mir als kritischem Rezipienten geht es nun darum, ob auf jeder dieser Ebenen eine Aussage gemacht wird, die innerhalb der gesamten Performance stimmig und sinnvoll (kann auch heißen: kontrovers verhandelbar) ist - wenn das gelingt, freue ich mich an jeder Ebene, die ich zusätzlich entdecken kann...
Bei Kunstrezeption sollte es überhaupt nicht um Konkurrenz des Publikums untereinander gehen (wer hat - ätsch - mehr kapiert als der andere: das ist so eine Qualifikations-Denke, mit dem Kinder in Schulen auf den Fetisch Leistung gedrillt werden - aber ich schweife ab...), sondern um die Freude daran, dass es hinter der Aussage noch eine Aussage zu entdecken gibt - oder eine Frage, die uns eh beschäftigt und in der wir zum Weiterdenken/ Stellungbeziehen angeregt werden...
Der vorliegende Fall hat eine ganze Reihe Themen aufgemischt, deren Vielfalt sich auch mir erst allmählich erschlossen hat: Möglichkeiten und Grenzen der Satire, Kontext-Frage, Meinungsfreiheit hierzulande, Umgang mit Beleidigung, Rassismus in der Sprache, Verlogenheit der Bundesregierung, Fragwürdigkeit unserer allgemeinen und eigenen Satire- und Medienkompetenz, EU-Politik, Paragraph 103, Personalisierung, Vermischung der Kontexte Showbiz und Politik... (fällt Ihnen noch was ein?) So viele Diskursbeiträge in einem - man könnte sagen: Für jeden was dabei - und alles wichtige Themen unserer Zeit... Das ist schon eine beachtliche Kulturleistung - zumal wir ja alle mitmachen.
Zumindest sind wir beide uns ja einig, dass wir keinen Synchrom-SchwimmenSchreiben anstreben, sondern unsere Meinungen austauschen. Da wird es auch keine Kapitualition auf einer unserer Seiten geben.
Genau :-)
Jetzt ist die Regierung dran, der Rechtsstaat, die Gesellschaft, wir.
Ja, extakt. Und Kunst, die dazu nötigt, nötigt mir großen Respekt ab - mehr noch: Bewirkt, dass ich bereit bin, von einer TV-Klamauk-Sendung ernsthaft als "Kunst" zu reden.
Ich hab hier was sehr konkretes gefunden - vielleicht hilft es ja weiter. Denn wenn es den Tag X mit dem Richter Y sehe: dann wird es ja juristisch konkret, obwohl ich ja auch nichts gegen gleiche Meinungsfreiheit für alle "Nichtkünstler" hätte - solange sie sich nur in der Kunstwelt bewegen und nicht TÄTLICH werden.
Für die rechtliche Einordnung als Kunst kommt es maßgeblich darauf an, ob die Darstellung das geformte Ergebnis einer freien schöpferischen Gestaltung ist. Dies ist nicht schon bei einer bloßen Übertreibung, Verzerrung und Verfremdung der Fall. Vor diesem Hintergrund wird man das „Gedicht“ Böhmermanns am Grundrecht der Meinungsfreiheit und nicht an dem der Kunstfreiheit zu messen haben. Die Meinungsfreiheit des Art. 5 Abs. 1 GG ist aber von vornherein nicht schrankenlos gewährt, sondern findet nach Art. 5 Abs. 2 GG ihre Schranken ausdrücklich in den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der persönlichen Ehre.
Die rechtliche Beurteilung von Satire erfordert nach der Rechtsprechung des BVerfG „die Entkleidung des in Wort und Bild gewählten satirischen Gewandes“, um ihren eigentlichen Inhalt zu ermitteln. Dieser Aussagekern und seine Einkleidung sind sodann gesondert daraufhin zu überprüfen, ob sie eine Kundgabe der Mißachtung gegenüber der betroffenen Person enthalten. Dabei muß beachtet werden, dass die Maßstäbe im Hinblick auf das Wesensmerkmal der Verfremdung für die Beurteilung der Einkleidung anders und im Regelfall weniger streng sind, als die für die Bewertung des Aussagekerns.
Der Kern der Aussage Böhmermanns besteht meines Erachtens darin, dass man mit einer derart harmlosen Satire wie der von Extra3 noch weit von einer Beleidigung und Schmähung entfernt ist und man Erdogan schon auf eine Art und Weise angreifen müsse, wie in dem dann vorgetragenen Schmähgedicht geschehen. Böhmermann wollte also offenbar veranschaulichen, was Schmähkritik tatsächlich ist und hat sich dafür exemplarisch heftige Schmähungen ausgedacht, die einerseits rassistisch und auch islamfeindlich sind („sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner, selbst ein Schweinepfurz riecht schöner“) und Erdogan andererseits strafbare und perverse sexuelle Neigungen („Ziegen ficken“, „Kinderpornos schauen“, „zoophil“) unterstellen, was in die Aussage „Recep Fritzl Priklopil“ mündet, also in einer Gleichsetzung mit Josef Fritzl und Wolfgang Priklopil, zwei der perversesten Sexualstraftäter der jüngeren Geschichte.
Und damit sind wir an dem für die Causa Böhmermann zentralen Punkt angelangt. Die Schilderung von schwerwiegenden Sexualstraftaten und die Gleichsetzung mit zwei der perversesten Sexualstraftätern und sei es auch im satirischen Gewand zur Veranschaulichung einer heftigen Schmähkritik, berührt den Kern dessen, was wir als die Würde des Menschen betrachten. Das Gedicht Böhmermanns ist auch unter Berücksichtigung des Kontexts und des satirischen Ansatzes persönlichkeitsverletzend.
Man muss sich bei dieser Fragestellung auch etwas von den Personen Erdogan und Böhmermann lösen. Denn die Sympathie für Böhmermann und/oder die Ablehnung von Erdogan, sind nicht der richtige Beurteilungsmaßstab.
http://www.internet-law.de/2016/04/fall-boehmermann-was-darf-satire.html
alles nur Trittbrettfahrer, ähnlich Todenhöfer. die alle etwas Aufmerksamkeit brauchen, um der medialen Bedeutungslosigkeit für ein paar Momente zu entkommen.
Irgenwie billig.
...obwohl ich ja auch nichts gegen gleiche Meinungsfreiheit für alle "Nichtkünstler" hätte - solange sie sich nur in der Kunstwelt bewegen und nicht TÄTLICH werden...
Da sind wir fast einig und an einem Punkt, wo sich Spitzfindigkeit lohnt: Es ist ja nicht so, dass eins unbedingt "Künstler" mit beruflichem Tätigkeitsachweis sein müsste, um sich im Kontext Kunst zu bewegen und zu formulieren...
Anders gesagt: Wenn jemand einfach Beschimpfungen aneinanderreiht und es "Satire" nennt, isses eben trotzdem keine, weil die Mehrdimensionalität fehlt - das ist ein wichtiges Kriterium für Satire wie Kunst überhaupt... Die in den letzten Tagen gerne genannten spekulativen Beispiele und Übertragungen in den praktischen Alltag (wie: "wenn ich jetzt zu meinem Chef gehe und ihn mit Ansage beleidige...") greifen alle nicht. Es geht da (hallo Murmeltier!) um Kontexte und handwerkliche Kriterien (das ist übrigens die einzige Kritik, die ich an dem Schmähkritik-Gedicht hätte: Es war für ein Nicht-Kunst-Beispiel handwerklich zu gut gemacht - beabsichtigte grobe Reim- und Rhythmik- Schlampereien hätten die Sache noch besser verdeutlicht...). Kunst als Ausrede funktioniert nicht, da sind wir tatsächlich auf dem Schulhof...
Berufskünstler sind nicht privilegierte Privatpersonen, sondern Leute, die beruflich in einem privilegierten Kontext arbeiten - nicht der Künstler darf mehr, sondern: Kunst darf mehr als die einfache Meinungsäußerung - sie muss ja auch mehr abliefern - mindestens eine Dimension.
Weils gut zu verschiedenen Fragen passt, die hier aufgeworfen wurden, verlinke ich an dieser Stelle mal ein paar frühere Beiträge von mir zu den Themen:
Was man sagen darf
Kulturelle Unterschiede auf dem Sektor Beleidigung
Humorverständnis, Entgleisung
Ehrlich gesagt, mag ich mich nicht intensiv mit dem Charakter von Böhmermann & seinem Team beschäftigen, erst recht nicht im Zuge der absurden Ausuferung der Causa ´Schmähgedicht´. Die Intentionen | Inszenierungen auf allen Seiten sind doch spannender zu beobachten & wie herrlich jede Seite ihre moralischen wie demokratischen Doppelstandards präsentiert & gleichzeitig entlarvt. In dieser Kette ist Böhmi nur ein kleines Glied, aber immerhin eines, das eine Welle der Empörung wie Solidarität auslöste, die verlogener nicht sein kann.
Auch wenn ich nicht denke, dass dieses Ergebnis so gewollt war, hätte die NMR-Aktion dennoch für eine Katharsis in vielen Köpfen taugen können _ gesetzt den Fall im Anschluss wäre eine meinetwegen empörte aber auch ´souveräne´ Diskussion über Grenzen der Satire & Meinungsfreiheit angestoßen worden, ggf. sogar über gewisse Musiktexte, propagandistischen Journalismus aber auch der zwischenmenschlichen ´Kommunikation´, die in dieser Gesellschaft ebenkrass stattfindet. Das wäre zwar ein weites Feld _ aber alle Worte & Sätze in dem ´Schmähgedicht´ werden auf diesem Feld bestellt & gesät & geerntet.
Zum Abschluss: Mich reizt es nicht, meinen moralischen Standpunkt für Terrorhelfer pervertieren zu müssen, auch wenn sie mit NO-GO- Schmäh beleidigt werden. Das gilt i.Ü. für alle Terrorhelfer dieser Welt.
Freiheit bedeutet, etwas nicht tun zu müssen, das man nicht will.
Das stimmt. Aber wo gibt es Freiheit?
Freiheit bedeutet, etwas nicht tun zu müssen, das man nicht will.
Das stimmt. Aber wo gibt es Freiheit?
In der Verweigerung schon.
In der Tat ist es Kunst. Ein Suchbild in mehreren Richtungen. Diplomatisch/politisch - medienwissenschaftlich - psychologisch (Projektion) - juristisch - künstlerisch.
Was Ausmaß der Dynamik und die Verkettungen.. wirklich unglaublich. Eine Demaskierung von Interessen, Menschen und Trittbrettfahrern. Echt..hätte Angela Merkel doch einfach ein ZIP-File nach der extra3-Beschwerde an Erdogan geschickt, mit ihren gesamten Bildern aus der heute show & titanic. Filename "Mach dich mal locker, Recep, auch ich wurde mit Strapsen karikiert".
Danke, das war sehr interessant! Nun kann ich auch Ihren Kommentar besser decodieren.