Blauer Himmel, was soll ich bloß machen?

Banalitätsfalle Von den Schwierigkeiten des Bloggens, die meist mustergültig verdrängt werden, dafür aber das Web füllen.

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Der Himmel ist blau, was soll ich da bloß machen?

Eine Betrachtung zum bloggenden Dauerfeuer im Flachgang

Als ich neulich am letzten Eiszapfen der Rheinaue vorbei marschierte, da war mir die Welt plötzlich so kalt. - Ach, ich hatte meine Russenmütze vergessen! Jawohl, die mit den langen Ohrenklappen zum downloaden. Ihr treuen Leser erinnert euch bestimmt, es ist eben jene, die ich für mein jährliches Schnappschuss-Weihnachtsfoto auf dem Kopf trage, um damit regelmäßig zu Ostern der „der Freitag-Community (dFC)“ eine kleine Freude bereiten zu können. Sie hat nur einen einzigen Stern.

Gar übermütig und daher wohl fatal, tauschte ich dieses Mal auch noch den Kilometer Strickschal gegen mein seidenes Halstüchlein, weil doch der Himmel trügerisch bläute und die Frühjahrssonne, wenn auch nur milde, durch meine Sehgläser lächelte. - Ich kurzsichtiger Mensch, nicht einmal fähig zur Wettervorhersage! Was soll nur aus der Welt werden, wenn mir bei strahlendem Sonnenschein die Ohren frieren und es beträchtlich am Hals zieht?

Wieder im Warmen angekommen, sah mich mein Porträt im Dielenspiegel an und erzählte mit die wahrhaftigste Wahrheit. - Was soll ich euch blos sagen Freunde, ganz ohne Ode und Stehkuss? Mein Haar, es war wohl dünner geworden und ein wenig grauer über ´s Weihnachtsfest 2011, mit Braten und dunkler Soße, all´ dem Suff von tausend tollen Tagen und einem Aschermittwoch ohne mineralstoffreichen Ascheregen.

Überhaupt Haare, diese Jahrtausende alten Merkzeichen für allerhand Geschichtchen und das viele Hausfrauengarn, sie standen mir zu Berge, ob der Horrormeldungen aus dem fernen bayrischen Traunstein, die mir der große Meister aus der Aachener Soers frei Haus ins Auge einblendete.

Die EU-Homöopathie, so wird da gedichtet, erobert gerade die universitären Fakultäten im Chiemgau und zieht mit Praxisräumen in ein vom Landkreis umgebautes, altes Gymnasium. Dort haust nun bald die antiallopathische Wissenschaft, mit dem Kreisgesundheitsamt und der Kreiskrankenpflegeschule unter einem Dach. - Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn die Traunsteiner daran nicht zu Grunde gehen, dann gibt es gar nichts mehr, was die Welt noch in Verschiss bringen kann.

Wenn ich es genau überlege, leide ich aber an virtuell vermitteltem Haarspitzenkatarrh. Das ist kommun bekannt und ohne ärztliche Selbsthilfe diagnostizierbar. Bei so viel Spliss rate ich morgen meinem Friseur, seine Hochzeit abzusagen, gar nichts mehr zu singen und mir schleunigst einen Fassonschnitt zu verpassen, um der Sache an die gereizte Wurzel zu gehen. Wir müssen schließlich alle am Ende die gleichen Dämlichkeiten zu Blogs gestalten. Dabei ist der Schnitt ganz ungefährlich und auch unmiltärisch, weil er keine Stufen und Ränge kennt. Aber wenn schon bloggende Friseusen das nicht mehr wissen?

Nein, nein, das stimmt doch alle nicht! - Ein großer Stein hatte sich in mir gebildet, Down Under. Der wanderte, kam bis ins Hirn, ganz gegen jede Regel, und schmerzte dort, was sonst, ich muss es doch wissen, gar nicht wirklich passieren kann. Der also, brachte mich ganz unmilitärisch aus der Façon, denn gegen diese geistigen Malaesen ist einfach kein Kraut gewachsen. - Was macht man nur gegen multiresistentes Geschreibsel? Still halten und abwettern?

Es gibt aber auch noch grausamere Wunder. Geheime Botschaften auf schwarzem Grund dringen seit geraumer Zeit in die letzten analogen Winkel der Bundesrepublik und auch in deren letzte Schreibstuben und mahnen: Bald schalten wir ab, bald schalten wir ab! Dann kommt der Messias nur noch digital unter euch und wird herrschen bis ans Ende der Tage, dass ihr gar nicht anders könnt, als die Sternzeichen zu vermehren und an das gute große Netz und seine Bewohner zu glauben, das sich, wie der Schleier der Maya, über euer vollgelaufenes Bewusstsein legt. - Wäre das dann die Erlösung?

Herzlichst und gutes WE

Christoph Leusch

Ergänzung, 21:52 Uhr: Lest besser "Die Stadt der Frauen, mauerlose Antifeste", da steckt mehr drin, www.freitag.de/community/blogs/columbus/die-stadt-der-frauen-mauerlose-antifeste , auch wenn der Witz erst ein wenig verspätet sichtbar wird.

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