Kann denn Nutella Sünde sein? ´Ne Bobo-Aktion

Palmöl und Regenwald Frankreichs Umweltministerin, Ségolène Royal, riet zum Boykott der Schoko-Nusscreme. Es ging um Palmöl und die Zerstörung des Regenwaldes. Sie widerrief allzu schnell.

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Kann denn Nutella Sünde sein?- Oui, oui, non, non, oui, oui!

Bericht zu einer waschechten Bobo - Aktion

Renaud, das ist Renaud Pierre Manuel Séchan, Les Bobos“ *, aus dem Album „Rouge sang“, 2006

Les Bobos*: Ab und zu rauchen sie auch mal ´nen Joint; Ihre Kinder schicken sie auf Privatschulen, befreit vom Plebs; man nennt sie Bourgois- Boheme; sie lieben Jack Lang und Sarkozy gleichermaßen und wählen doch jedesmal Grün; sie lesen Houellebecq oder Philippe Dijan, lieben Sushi und Koreanisches Kino; sie schauen ständig Arte; sie sind die neue Klasse, nach den Bürgern und den Prolos, ihre Leidenschaft ist ihre Arbeit, ein bisschen Medien, ein bisschen Kunst; sie fahren am liebsten SUVs;....

Madame Bobodur- Quält euch, esst kein Nutella mehr!

Meine politische Favoritin im französischen Nachbarland, Madame le ou la Ministre, Ségolène Royal, verübte jüngst ein massives Wortattentat auf die Ernährungsgewohnheiten aller unbekümmert reichen und bekümmert mittelarmen Kinder Frankreichs und der westlichen Ernährungsgemeinschaft. Auch alle Bobos* dieser Welt, fühlten sofort den derben Schlag in die Magengrube ihres guten Gewissens.

Was war passiert? Die schöne Ségolène, vierfache Mutter, hatte allen Erziehungsberechtigten und unerzogenen, erwachsenen Menschen Frankreichs, einen Boykott ihrer Lieblings- Haselnusscreme nahegelegt, weil darin Palmöl als Fett stecke, dessen Gewinnung die Regenwälder zerstöre und den Treibhauseffekt antreibe. Generationen, die niemals auf die essbare Creme verzichten würden, neben ihren fünfmal täglichen Obst- und Gemüsemahlzeiten, zeigten sich zutiefst schockiert.

Das sowas ungehörig ist, erklärte prompt Royals EU- Ministerkollege aus Italien, Gian Luca Galletti. In seinem Land liegen der ehemalige Hauptsitz der global tätigen Firma Ferrero und einige Produktionsstätten des Global players, der neben Nutella auch noch anderes Naschwerk mit Palmöl herstellt. Selbst die Bobo- Familie des italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi, strich sich am nächsten Tag demonstrativ und solidarisch Nutella aufs nationale Brot.

Madame Royals Empfehlung, die medientechnisch derzeit eher zu linken Griechen, irren Putinisten und sonstigen Sinistren passen würde, schlug schnell blanke Verachtung entgegen. Dafür hatte die französische Revolution und die EU- Mitbegründung offenbar nicht stattgefunden.

Fett wie Gold - Palmöl

Palmöl gilt als eines der, für unverzichtbar erklärten, Lebenselexiere aller affluenten Westler. Sie frittieren sich damit gerne was, weil das Öl weniger schnell verraucht, also hohe Temperaturen aushält. Sie glauben an die allumfassende Körperpflege mit dem Tropenöl. Sie gieren nach dem soften Bio-Basisstoff vieler süßer Aufstriche und der schokoladigen Crêpe-, Croissant- und Pain au chocolat- Füllungen, aus dem Premium- Markenglas.

Leider viel zu lange, hielt man Palmöl auch für einen wundersam nachwachsender Rohstoff zur Herstellung wunderbar nachhaltigen Biodiesels. Selbst die Grünen aus der Berliner Kastanienallee, trauen sich, damit fossil, freundlich, bioenergetisch, also sehr guten Unwissens, regelmäßig zum Ostseestrand oder in die Skitäler, direkt hinter München, knapp jenseits Berlins.

Seit den 90er Jahren des letzen Jahrhunderts, also in nur 25 Jahren, wurde die Produktion des Pflanzenöls, vornehmlich in den asiatischen Tropen, verdreifacht. Nicht weil das ökologisch wäre, sondern ausschließlich, weil das billigste Fett aus der Pflanzenproduktion gute Profite verspricht:

Bis heute, kosten die Plantagenarbeiter praktisch nichts. Die Anbaugebiete schlugen sich findige Unternehmer schnell und unbürokratisch, seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Tropenwald. Staatliche Kontrollen blieben aus oder wurden, durch die Abzweigung gewisser Geldbeträge, zur Erhaltung des großen Wohlwollens, verhindert. Oft sind die Exportstaaten am Palmölgeschäft beteiligt.

Seit einigen Jahren, lassen sich die massiven Rodungen des Regenwaldes allerdings nicht mehr kaschieren. Zu viele Satelliten kreisen; zu viele NGOs berichten; selbst westliche Regierungsorganisationen schlagen Alarm.

Widerwillig reagieren die betroffenen Länder und die global agierenden Firmen. Nur wenige wünschen sich tatsächlich, aus tiefstem Herzen, nach Jahrzehnten des Raubbaus und der anhaltenden Zerstörung, nach ihrer weltweiten Geschäftsexpansion, eine große Beichte und dann die moralische Entlastung. Trotz einiger befristeter Moratorien, z.B. in Indonesien, hat sich jedoch bisher keine wirkliche Trendwende eingestellt, wie das U.S. Department of Agriculture, zum Beispiel für Indonesien, feststellte. Im Gegenteil: Für die Gegenwart und die nächste Zukunft ist die Expansion geplant.

Neben dem ebenfalls boomenden Holzeinschlag (Z.B. aus Malaysia: Meranti, Balau, Merbau, Keruing, Kapur, Jelutong, Ramin, von Plantagen Teak), ist Palmöl das wichtigste Exportgeschäft der südostasiatischen Tropen. Der malayische und der indonesische, primäre Regenwald, musste dafür bereits zu 70- 75% geopfert werden. Der weitere Ausbau des Geschäfts ist längst geplant. Künftig sollen auch die Ursprungsländer der Ölpalme in Afrika, sowie süd- oder mittelamerikanische Tropenländer wirtschaftlich glücklich werden, die bisher bei der Weltproduktion nicht mithalten konnten. Dort gibt es noch intakten Regenwald, bereit für die kreative Zerstörung.

Die Palmölproduktion gilt zu Recht, als eine der Hauptquellen für CO-2 und Methan. 2-8%, je nach wissenschaftlich fundierter Schätzung, der Gesamtemission der Treibhausgase gehen auf die Vorbereitung und Durchführung des Anbaus von Palmölpflanzen zurück. Wesentlich gravierender ist jedoch der Artenverlust, durch die Zerstörung der primären Regenwälder.

Das Ende des Torfs: Treibhausgas-Produktion und Regenwald- Vernichtungszyklus

Der Mechanismus ist so einfach, wie unerbittlich. Die tropischen Feucht- und Sumpfregenwälder Indonesiens und Malaysias müssen weg, damit produktive Palmöl- Palmen in Plantagen wachsen können! Mittlerweile macht die Palmölindustrie 3- 6 % des Bruttosozialproduktes dieser beiden Länder aus. Die Firmen und Konsortien liefern 85% der Weltproduktion mit derzeit ca. 30, bzw. 18 Millionen metrischer Tonnen.

Auf malaysischem oder indonesischem Regenwaldboden, wächst die Palmölplame schlecht, denn oft ist Torf (Peat), der feuchte Urwaldunterboden. Diese bis zu 20 Meter mächtige, lockere und sehr feuchte Bodenschicht, erlaubt Intensivnutzungen noch weniger, als höhergelegener Regenwaldboden. - Weil Urwaldböden relativ unfruchtbar für Nutzpflanzen und nährstoffhungrige Pflanzen bleiben, erzeugte die Evolution auf ihnen eine umgemeine Vielfalt an ökologischen Nischen. Nur so, konnte der Tropenwald zum, mit weitem Abstand, artenreichsten Lebensraum der Erde werden. Dieses scheinbare Paradox, wird bis heute zu wenig verstanden und beachtet.

Die über Jahrhunderte und Jahrtausende entstandenen Torfschichten speichern jedoch auch 18- 28 Mal mehr CO-2, als die sie normalerweise bedeckenden Wälder. Unter Luftabschluss verläuft die Verrottung des Pflanzenmaterials gebremst oder ist völlig gestoppt. Nun aber, freigelegt und ausgetrocknet, entweicht unweigerlich CO-2 und Methan (CH-4), aus den schnell oxidierenden, riesigen organischen Kohlenstofflagern. Besonders viele Treibhausgase werden frei, wenn Brandstifter die Urwälder, nebst den Torfböden, einfach anstecken. Zuletzt geschah das international beachtet, 2013, auf Sumatra. Torf, gerät er in Brand, ist nur schwer zu löschen. Das Feuer erzeugte damals einen sichtbaren Smog, der Millionen Menschen in Südostasien direkt beeinträchtigte (John Vidal,The Observer/The Guardian, "Indonesia's forest fires feed 'brown cloud' of pollution choking Asia's cities"). - Auch wenn bei uns nichts berichtet wird, die Brandrodung hat weiterhin, zweimal im Jahr, Hauptsaison.

Der anstehende, feuchte Torf ist völlig ungeeignet für die Intensivproduktion von Palmöl. Palmpflanzen faulen ab oder können dem Boden nicht genug Nährstoffe entziehen. Also gilt es, zunächst das gerodete Land zu entwässern. Hat man das geschafft, sinkt der nun zerstörte, ehemals sehr lockere Boden, -seine Hohlräume füllte einst das Wasser-, in sich zusammen. Nun muss er weiter entwässert werden, weil das Bodenniveau unter die oberflächlich anstauenden Grundwasserpegel abzusinken droht. Palmöl- Palmen mögen nicht gerne im Nassen stehen.

Das gerodete Gebiet hat bis dahin bereits 90% seiner Flora und Fauna verloren, eingerechnet die Menschenfauna aus Ureinwohnern, die man zur Palmölgewinnung ebenfalls nicht wirklich brauchen kann und daher lieber mit ein paar Erleichterungen des täglichen Dorflebens, mit einem Lebensmittelladen und ausreichend Zugang zu Alkohol, sowie einigen Nebenjobs rund um die Plantagen abspeist, oder sie dort als Lohnsklaven verheizt. So bechreibt es zum Beispiel James Whitlow Delano in „Ruined Rainforest: Malaysia's Little People vs. the Loggers“, damit es nicht vergessen werde. Wie das Batek Negrito Volk dem Palmöl weichen musste und was aus dem Regenwald wurde, bezeugen folgende drei Minuten und 40 Sekunden Nachdenklichkeit Delanos: "Home of Batek Negrito Nomads Turned into Palm Oil" (Pulitzer-Center-Clip on Youtube).

Nach dieser Entvölkerungs- und Artenreduzierungs- Prozedur, ist der übrigbleibende sehr säurehaltige Boden, mithilfe der Agartechnik, für die Bepflanzung mit den hochertragreichen Palmölpalmen- Zuchten vozubereiten. Der Säure- und Nährstoffgehalte stellt man mit Mineraldüngern und anderen Bodenverbesserern ein. Nun können die Ölpalmen kommen.

Es gilt, die Erträge kontinuierlich hoch zu halten, was sehr schwer ist, weil der Anbau auslaugt und man, nach 8-10 Jahren der kontinuierlichen Steigerung und 10- 15 Jahren der Spitzenproduktion unter optimalen Bedingungen, bei den freien Ölpalmbauern schon nach 7-8 Jahren, eigentlich auf die nächste gerodete Fläche ausweichen müsste. Genau das, wird in den nächsten Jahren, z.B. in Malaysia geschehen, weil dort gleichzeitig viele Plantagenflächen ihre Wirtschaftlichkeit verlieren, wie die das U.S. Department of Agriculture schreibt. Die globalen Firmen sicherten sich vorsorglich große Landreserven, die sie zur Erweiterung der Produktion nutzen können, wenn die Moratorien der Landnutzung in Malaysia und Indonesien dereinst wirklich einmal greifen sollten.

Die Plantagen- Monokulturen müssen mit bis zu 30 Insektiziden, Antipilzmitteln und Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Alles zugelassen, zerfiziert und für unschädlich erklärt, von den Regierungen der Exportländer, unter dem wohlwollenden Auge des Weltmarktes und der westlichen Importländer. Der Gott des Geldes hat dafür, ganz nebenbei, ebenfalls hinreichend gesorgt. - Ach so! Ein paar Mordbanden, es können auch gekaufte Polizisten oder Militärs sein, braucht man auch noch. Die müssen gegebenenfalls widerspenstige Ureinwohner und Lohnsklaven pazifizieren.

Zertifizierung nach dem Kahlschlag und die Pseudobegrünung

Damit steht der Genußmittelproduzent aus Italien und Luxemburg (des Geschäftsmodells wegen), zertifizierter Palmölnutzer von gerade einmal 160.000 der ca. 55 Millionen Tonnen Weltjahresproduktion, keinesfalls in Verbindung. Es wäre böse und geradezu kriminell geschäftsschädigend, zu behaupten, die wohlschmeckenden Produkte mit Palmölanteil seien eine ultimative Umwelt- und Weltbürgergefahr. - Die Firma hat, wie wir alle, eben immer nur einen Mikroanteil, an der Makrokatastrophe.

Markenfirmen leisten sich Zertifizierungs- Kampagnen, die Nachhaltigkeit eher vortäuschen, als sie wirklich umzusetzen.

Wie geht das? Sehr einfach: Man lade Oxfam, den WWF und Greenpeace ein, die nun schon froh sind, wenn in den zertifizierten Plantagen keine Sklaven die Arbeit machen, also Löhne gezahlt werden, dort keine Kinder schuften, und die Produktion einigermaßen kontinuierlich und mit geringerem Einsatz an Schadstoffen vonstatten geht. Die NGOs sind glücklich, wenn von den zertifizierten Unternehmen (ca. 1000 auf allen Ebenen der Markt- und Handelskette) kein Öl aus neu gerodeten, primären Regenwäldern genutzt wird. Dafür wirken sie als Minderheit in einem Zertifizierungs- Board mit, das von Plantagenbesitzern, Regierungsvertetern Malaysias und Indonesiens, Palmölproduzenten und Aufkäufern, sowie von einer Anzahl renommierter marktführender Produkthersteller gebildet wird. Gerne berufen sich Investoren, Partner der Handelsketten und die Ölplantagen- Besitzer, mit den Regierungen in Südost- Asien auf den Beistand der NGOs, die auch ein wenig davon haben, indem sie Modellprojekte, Beauftragte und sogar Forschung finanziert erhalten.

Selbst der Guardian, des der Freitags- Kooperationsblatt verleiht der RSPO, das ist der „Runde Tisch nachhaltigen Palmöls“, ein wenig Renommee. Die „Guardian- Palmoil Debate“ schmückt, auch wenn die Zeitung sehr kritisch zur Regenwaldvernichtung und den sozialen Folgen berichtet, die Geschäftsleute mit der guten Absicht, zur Tarnung vieler alter und nur relativ weniger, neuer, weil nun beobachteter, schlechter Taten in Sachen Klima- und Biotopschutz.

Bedingt gutes Gewissen und das Ende einer Rhetorik

Aufatmen ist in den Kreisen der Fett- und Süßwarenliebhaber angesagt. Kinder, auch die dicken, dürfen erlöst weiter schlemmen. Palmölhaltige Streichcremes sind nicht nur gesund, -was allerdings in den USA, nach einigen teuren Gerichtsurteilen nicht mehr behauptet werden darf-, und unglaublich schmackig, sondern auch fast schon umweltschonend.

Der hochgeschätzte Nusscreme- Hersteller und einige andere, größere Nutzer des Palmöls streben freiwillig sogar strengere Regeln an, als jene, die die Palmölproduzenten, mit den Händlern, mit den Verarbeitern und den beiden Hauptproduktionsländern Indonesien und Malaysia vereinbarten. Nur die Fast food- Industrie, jene mit den globalen Friteusen, will nicht recht mittun und ebenso nicht, die Biodiesel- Produzenten.

Ségolène Royal entschuldigte sich daher prompt bei der Firma, den Franzosen und Italienern, sowie allen Bobos diese Welt, die sich so vorbildlich für die nachhaltige Palmölproduktion, ein Ding biologischer Unmöglichkeit, einsetzen. Jetzt ist wieder alles im Lot. Es darf weiter abgefüllt und aufgestrichen werden, und das gute Gewissen bleibt weitgehend unangetastet. Nein, es hat sogar nochmals eine Bestätigung erhalten. Millionen werden nun ohne Reue, Nachhaltigkeits- Treuepunkte in ihren Hirnwindungen anlegen, lecken sie sich Nuss- Schokocreme aus den Mundwinkeln.

Wer sehen möchte, wie Urwald auf der geteilten Hauptinsel Borneo aussehen könnte, der unberührt und am Stück existiert, der schaue im Nachbarland Malaysias vorbei. Im Sultanat Brunei, -zugegeben, es hat den Vorteil vom Öl und Gas vor der Küste komfortabel leben zu können-, existieren noch 54% der ursprünglichen Tropenwälder, während es in Malaysia nur noch 20-25% sind, je nachdem, wer zählt und was alles mitgezählt wird. Wenn man schon 75% des Regenwaldes beseitigt hat, lässt sich auf den restlichen 25%, die ebenfalls schon massiv angegriffen sind, so tun, als bewahre man die Schöpfung und die Menschen.

In Malaysia können nur noch 3-8% der Wälder als wirklich unberührt gelten. Den Rest bilden brachgefallene, unproduktive Altplantagen, die sich die Vegetation zurückerobert, Waldersatzpflanzungen und Nutzwälder, die von der Holzindustrie nach den besten alten Stämmen ausgekämmt wurden,

Um zu sehen und zu glauben, was wirklich Sache ist, muss man nicht unbedingt vor Ort. Heute kann man sich auch des Satelliten bedienen.

Die Insel Borneo- Studienobjekt eines kreativ zerstörerischen Marktprozesses

Die Insel Borneo, die sich drei Staaten, Indonesien, Malaysia und Brunei teilen, lag immer im Schatten der Betrachtung, wenn es um extremste Umweltzerstörungen und die Abholzung der Regenwälder ging. Irgendwie, so hätte man doch glauben wollen, liegen die Dinge dort nicht ganz im Argen. Für das kleine Sultanat Brunei (Brunei Darussalam) mag das auch zutreffen, aber es stimmt schon lange nicht mehr für den malayischen und den indonesischen Teil:

Gaveau DLA, Sloan S, Molidena E, Yaen H, Sheil D, Abram NK, et al. (2014), beschreiben in "Four Decades of Forest Persistence, Clearance and Logging on Borneo", für das freie Wissenschafts- Netzine PLOS, die Zerstörung des ursprünglichen Regenwaldes auf Borneo, von 1973 bis 2010, anhand eine ungemein detailierten und geschickt ausgewerteten Durchsicht der verfügbaren Satellitendaten.

http://2.bp.blogspot.com/-U87hnn7ev4s/VY2rkKrMTbI/AAAAAAAABOQ/UMCgrTqZ6Cc/s640/Forest%2BCover%2BClearance%252CBorneo%252C%2B1973-2010%252Cerg%25C3%25A4nzt%2BNon%2Bforest.jpg

1. In den vier ersten Grafik-Karten geht es um den Ausgangszustand (A), bei dem noch ganz Borneo, bis auf Flachlandgebiete und Siedlungen, von einem grünen Meer überzogen ist. Teil B zeigt die Teile, die seit 1973 völlig vom primären Regenwald entblößt wurden. Karte C beschreibt das Vordringen der Erschließung und der Fällaktionen, anhand der zahlreichen, nicht offiziellen Forststraßen. Die letzte Karte D, kategorisiert den Raubbau (vom Blogautor, zum Verständnis, um das Feld "non forest" ergänzt) zum Zeitpunkt 2010 (Wer das Bild anklickt, der kann es per Rechtsklick vergrößern und besser lesen. Wer es ganz genau wissen will, der schaue auf Händler&Helden m.b.H. und nutze die Lupenfunktion dort oder klicke sich den Originalartikel).

http://3.bp.blogspot.com/-n-6Il52cJqQ/VY2riZjDepI/AAAAAAAABOM/GLVeBzZ2oM0/s640/Logging%2BRoads%252CBorneo%2Bcentral%252C1973-2010.jpg

2.Holzfällerstraßen, Zentralborneo,1973- 2010

Wie ein Krebsgeschwür, werden von den Holzfällern und Plantagenbetreibern immer höher gelegene Gebiete in Zentralborneo erschlossen. Diese Karte nutzt geschickt die erkennbaren Wege aus den Satellitenbildern, um den Prozess zu verdeutlichen. Achtung: In dieser Karte stehen die Farben nicht für die Bewaldung, sondern markieren die Höhenzonen und die angelegten Straßen! - Zur besseren Übersicht, dient das unter 1 beschriebene Prozedere.

Wer noch mehr Interesse aufbringt und selbst Erderkundung zum Thema betreiben möchte, der nehme am ersten offenen CLASlite- User Friendly Forest Monitoring Internet- Ausbildungskurs der Carnegie- Institution teil und forsche mit den Ergebnissen aus den Überflugdaten.

Es ist und bleibt eine weiße Lüge, zu behaupten, wir hätten ein wirkliches Interesse am Klima- und Biotopschutz! Vieles dient nur wohlgefälliger Beruhigung. Jedes Kind weiß das. Trotzdem machen wir weiter, als ob uns, zum Exempel, das Palmöl zum Paradies fehlte. Dafür holzen wir die letzten Regenwälder ab, und zwar gerade nicht gnadenlos, sondern mit jener klitzekleinen Spur des Bedauerns, die ein paar Reservate und ein paar Nachhaltigkeitsprojekte, die längst einkalkuliert und eingepreist sind, fürs gute Gewissen übrig lassen. Der Umsatz der Palmölindustrie wird nochmals, das ist in Regierungs- und Geschäftsplänen längst schon vorgedacht, deutlich anziehen. Die Welt braucht Palmöl, aber keine ausgedehnten und zusammenhängenden Regenwälder und Regenwald-Torfgebiete. - Also weiter, weiter, weiter.

Christoph Leusch

Bobos: Wortneuschöpfung, die eine Klasse, auf ihre Art erfolgreicher, urbaner Trendsetter in den Zentren der Welt beschreibt.

Im deutschsprachigen Raum spricht man von Bobokulturen in Berlin, München und Hamburg, in Frankreich wohnen sie vornehmlich in Paris. Wien hat ebenfalls eine sehr eigenartige Bobo- Gesellschaft.

David Brooks beschreibt diese "Nova klasa". Eine der ersten, die ohne offensichtliche Repression auskommt und sich durch eine Art pseudovernünftige Konsumkultur, eine vordergründig ökologische Lebensart und ständiges Problembewusstsein ohne Handlungsimpetus auszeichnen soll, in seinem Buch, " Bobos in Paradise: The New Upper Class and How They Got There", New York,2000.

Bobo verknüpft den Bourgeois mit dem Bohemien. Besser als der französische Chansonnier und Pop-Sänger Renaud, der die Definition in "Les Bobos" aussingt, könnte ich es nicht ausdrücken.

Christoph Leusch

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