Wie das bei Achsenmächten so läuft

Es brodert Die Achse des Guten pflegt die persönlichen Invektive. Kein Tag endet, ohne klebrige Bonbons der Polemikfabrik. Die Webseite tradiert schlechte deutsche Gewohnheiten.

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Wie das bei Achsenmächten so läuft

Ein Überflug auf der angeblich meistgelesenen Polemikseite des deutschen Webs lehrt das Fürchten.

1 Es wird immer persönlich

Persönlich und biologisch böse und gemein waren einstmals immer jene, die uns Deutsche später retteten. - So verkündete es die NS-Propaganda auf höchstem, damals bekanntem, wissenschaftlichen Niveau. So schallte es aus dem Hause Goebbels und damit aus dem Volksempfänger. - Emil Dovifat, der ewige und wendige Lehrer des deutschen Journalismus, hatte seine beste Schülerin, Frau Noelle-Neumann, eigens zum Studium in die Staaten geschickt, um die Wirkung der Propaganda auf den neusten Stand zu bringen.

Heute wäre solche Schriftleiterpropaganda, jene Manipulation der besonderen Art, die die Nazi-Propagandisten einst aus Walter Lippmanns neoplatonischer Auffassung von der medialen Öffentlichkeit, sowie aus den Anfängen der staatsgelenkten Medienmanipulation und Politwerbung in den USA, rund um die „Fireside chats“ heraus präparierten, allein schon wegen ihres schlichten Stils, nur unter dem Ladentisch oder bei PI noch an verbohrte Radikale und die Ewiggestrigen verkäuflich.

Es würde mehr über die Dummheit der Vorgehensweise gelacht, wenn da nicht heute und neuerdings, dick über solcherart Stilübungen, „Die Achse des Guten“ stünde. -Nur die reale Machtlosigkeit dieser besonderen Achse lässt noch gewisse Unterscheidungen zu. Ansonsten erinnern die Schreibformen und obsessiven Hauptbeschäftigungen des Achsenblattes im Web häufig an jene längst überwunden geglaubten Zeiten.

Nun sind es die „Gutmenschen“, missliebige Kabarettisten, z.B. Hagen Rether (von Wolfgang Röhl auf AchGut angegangen), unbekannte Fans jenes Ken Jepsen, jene die etwas einfacher strukturiert sind, die fürs Ganze und zur allgemeinen Verdammnis herhalten müssen. - Persönliche Tiefschläge im doppelten Dutzend, sind die gängige Methode der Achsenseite .

Es sind die Liebhaber der Arbeiten Roger Willemsens und Tina Mendelsohns. Es sind Leute, die den „Bundeshorst“ nicht so schlecht fanden, wie es manches politische Feuilleton und die „Achse“ beschließen. Es sind jene, die Johannes Rau nicht für einen Pastor hielten und alle, die Richard von Weizäcker nicht nur für ein Abziehbild von edel, aufrichtig und gut ansehen.

In wenigen Worten, dies ist die Auslese jener Menschen, die auf "Broder und Co.", nur für die Monate Oktober und November 2011, zu Volltrotteln und realen Gefahren erklärt wurden, und davon ist das auch nur der Anteil, der dem Schreiber dieser Zeilen zufallsgeneriert ins Auge stach. - Die Seite arbeitet in Wahrheit fast täglich an ihrem zweifelhaften Ruf.

2 Die Methode: Irgend etwas bleibt immer hängen. In Deutschland aus dem allerletzten Reich bestens bekannt.

Gesine Schwan und Franz Alt gehören daher unter die „zwei handvoll Wichtigtuer“, die ein Broder in einem Schwupp von ca. 25 Zeilen, zusammen mit anderen unter der Überschrift: „Franz die Kanaille“, abfertigt, weil sie sich für eine Vermögensabgabe stark machen. - Es soll Leute geben die solcherart Schmuddelschrieb weiterhin lustig finden.

Sie haben es vielleicht gemerkt, auf der "Achse der Guten" wird es täglich ganz persönlich, ganz ohne Format. Die Achsenmächte sind ausfällig und übergriffig, ganz ohne Anlass und auch schon einmal auf „Fanpost“-Zuruf hin. So werden unter der „Kanaille“, s.o., auch die Familienverhältnisse Franz Alts ausgebreitet, so, wie sie sich unser dauerhafter Siedekopp von der Achsenmacht gerne ausmalt und sie auslegen möchte, ohne dass das irgend etwas mit der verhandelten Sache, Vermögensabgabe, zu tun hätte.

Namen, z.B. Vornamen, sind ihm ganz selbstverständlich ebenso ein Omen, aktuell nun der "Ken", und Äußerlichkeiten, z.B. der Pferdeschwanz eines Kabarettisten, regelmäßig der Aufhänger für Polemik.

Wir erinnern uns. Auch der Stürmer hielt sich häufig an Namen und Äußerlichkeiten schadlos. Und als die Macht noch nicht einseitig bei den Nazis lag, hielt er sich sogar zugute, diese Stilart, sei doch nur die gute, die wahrhaftige Polemik und der Stürmer ihr Gipfel ! - Ein Ken muss daher auch heute blöd und beschränkt sein. - Ha, ha, ha!

Über die Dauerbeschallung mit Falschmeldungen in Sachen Umweltschutz und Klima, über die Dauersuada auf der „Achse“ gegen all´ jene, die sich z. B. gegen die krude Welle des Antiislamismus wehren, brauche ich hier nicht zu schreiben. Das dürfte bei dF und dFC bekannt sein.

Eine Kostprobe aus dem Reich der neuen medialen Achsenmächte sei hier, zum Beleg, angeführt:

„Den Mann einen Schwätzer oder Schwadronierer zu nennen (gemeint ist Ken Jepsen, m.Einf.), wäre schon ein Kompliment, er ist einfach balla. Aber er ist es nicht allein. Einer seiner Fans hat mir heute eine lustige Mail geschrieben:....“ - So legt auch jeder X-beliebige Hetzer auf PI seine oberflächlichen Angriffe an und dann kräftig los.

Kein Wunder, dass auf dieser netten Web-Seite auch ein Rafael Seligmann keine Gnade findet. In dem dazu gehörigen Beitrag auf „Ach so gut-Web", „Große Denker der Gegenwart-4“, findet sich keine Herleitung warum man sich denn so entrüsten müsse, kein einziges Sachargument. Es geht nur darum, den Publizisten Seligmann, Broder mag ihn notorisch nicht, als hoffnungsloses Auslauf- und Nachfolgemodell eines antiquierten Vorkriegsjudentums zu zeichnen. Nebenbei gibt es dann den gewohnheitsmäßigen Rundumschlag, schön dicht gedrängt, immer auf die Personen. Das will ich dem dFC-Publikum aus pädagogischen Gründen ebenfalls nicht vorenthalten:

„Nun werden immer wieder Versuche unternommen, das “deutsche Judentum” wiederzubeleben, durch virtuelle Mund-zu-Mund-Beatmung bei jüdischen Kulturwochen, durch die Gründung eines “Bundes jüdischer Soldaten”, die vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag keinen Schuss abgeben, und durch deutsche Konvertiten zum Judentum, die das Judentum von der Pieke an lernen, um den Juden das Wesen der jüdischen Identität zu erklären (Bodemann, Homolka), durch Fake-Juden, die ihre Stimmchen gegen Israel erheben (Edit Lutz) und Möchtegern-Juden wie Lea Rosh, die sich toten Juden mehr verbunden fühlen als den lebenden.“

Was ist daran erleuchtend, was ist daran witzig, was ist daran wahr? Nichts!

In Speyer, Spyra, wurde heute, zum 9.November, die neue jüdische Synagoge feierlich eingeweiht. Ein „Haus des Friedens“. Rafael Seligmann hat völlig Recht, auch wenn er dafür auf „Ach´ so gut“ nur Hohn und Spott erntet, Es geschieht im deutsch-jüdischen Verhältnis viel Gutes. Wir wollen, dass die Welt davon erfährt.“, denn endlich, endlich ist es nicht nur Floskel, Tarnung, billige Geste, Abfindung für Assimilierte, Selbstbetrug über eine tatsächlich gar nicht existierende judaeo-christliche Gemeinschaftsgeschichte und Gemeinsamkeit, bei ansonsten fortgesetzter Diskriminierung, sondern ernsthaft und aufrichtig, das Anliegen und Grundverständnis dieses Landes und seiner Bürger. - Und niemand wird zum ewigen Antisemiten, weil er die Außenpolitik Israels für grundsätzlich falsch angelegt hält, oder an die Herkunft der ersten, wissenschaftlich fundierten Propaganda erinnert.

Christoph Leusch

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