Netzschau V: Japan

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Japan wurde am Freitag von einem schweren Erdbeben erschüttert. Unmittelbar danach prallte ein riesiger Tsunami auf die Insel. Teil V der Netzschau

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Zuletzt aktualisiert um 16:45 Uhr

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Seit einigen Jahrzehnten werden Katastrophen häufig von einem Satz begleitet, der auf eine Umkehrung der Verhältnisses zwischen Wirklichkeit und Bild hindeutet: "Das ist ja wie in einem Film", so hieß es vor allem nach dem von Terroristen verursachten Unglück am 11. September 2001. Auf das, was in Japan geschehen ist und gerade geschieht, passt dieser Satz nun aber gar nicht, wenn derzeit auch verschiedentlich Texte geschrieben werden, die eine Imaginationsgeschichte des Atomaren in der japanischen Nachkriegskultur ausmachen. Diese steht allerdings deutlich im Zeichen der Bombe und nicht des Reaktors. Dagegen steht vor allem ein Ausschnitt aus einem Film von Akira Kurosawa, der in diesen Tagen mehrfach auf die einschlägigen Videoportale hochgeladen wird und deswegen leicht zu finden ist: Die knapp achtminütige Sequenz Fujiyama in Red entstammt dem späten Film Dreams, der zu Lebzeiten des japanischen Meisters eher zwiespältig aufgenommen wurde.

Kurosawas Episode war nie so gedacht, dass sich die Wirklichkeit eines Tages "wie" dieser Film ergeben würde, sondern es handelt sich um ein Menetekel im ursprünglichsten Sinn - um eine Schrift an der Wand, die nun an den Wänden der Videoportale ein Moment von visionärer Klarheit in die allgemeine Ungewissheit bringt. via Cargo

Im Auftrag des Bundesumweltministeriums sammelt und bewertet die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) Informationen zur Lage in den vom Erdbeben betroffenen Kernkraftwerken Fukushima, Onagawa und Tokai.
Diese Bewertungen werden hier wiedergegeben und aktualisiert. via Spiegelfechter

Erfahrungen mit Unglücken in der Vergangenheit haben gezeigt, dass es Arten von psychologischer Unterstützungen gibt, die helfen, aber eben auch welche, die den Menschen Schaden zufügen können.
Scott Lilienfeld, Psychologiprofessor an der Emory University, hat über "critical incident stress debriefing," geschrieben, eine Technik die häufig von Helfern angewandt wird, die an Unglücksstellen wie Ground Zero oder New Orleans reisen. Forschungen haben ergeben, dass Varianten dieser Technik das Auftreten einer posttraumatischen Belastungsstörung sogar verdoppeln können.

[Consequently] flooding these parts of Japan with counselors is probably not going to be the most helpful thing you can do. But having people on hand to listen is not a bad idea [so long as they don't push and] stay out of the way. These people have been through enough. You don't want to increase the risk of PTSD, which may happen, if this is not done properly. via Time Magazine

Innerhalb von weniger als zwei Tagen haben Spieler von Zynga-Games wie FarmVille eine Million Dollar an Spendengeldern für Japan zusammengetragenindem sie spezielle virtuelle Güter erwarben.

Die von Zynga gemeinsam mit der Kinderhilfsorganisation Save the Children am Freitag eingeleitete Aktion erlaubt es Gamern, in sieben Zynga-Titeln Objekte zu erwerben, deren Erlös vollständig in einen von Save the Children für japanische Kinder eingerichteten Hilfsfonds fließt. Die Palette dieser speziellen Güter reicht von Dekorationen im japanischen Stil im Spiel Café World über eine limitierte Edition von Daikon-Rettichen bei FarmVille bis hin zu ebenfalls in ihrer Zahl begrenzten Kobe-Rindern im Game FrontierVille. via Netzwertig

Wie reagieren die einzelen europäischen Regierungen auf die Angst bezüglich der atomaren Sicherheit?

Reuters hat eine erläuternde Grafik von Fukushima 1 erstellt und beantwortet zudem Fragen zu den einzelnen Reaktoren und den dortigen Vorkommnissen, Kyodo News hat einen Statusbericht für die einzelnen Reaktoren zusammengestellt.

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Seismische Daten live aus Japan werden auf dieser Karte grafisch aufbereitet.
In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal auf die tabellarische Übersicht der Erdbeben über einer Stärke von 5 hingewiesen.

Quarks & Co ging gestern der Frage nach, was genau in den japanischen Unglücksreaktoren passiert ist. Ranga Yogeshwar beschreibt außerdem die technischen Szenarien, die in den nächsten Tagen passieren könnten und es wird erklärt, was genau in einem atomaren Brennelement passiert, und wie sich das gefährliche Stoffgemisch darin zusammensetzt. Die Sendung gibt es hier als Podcast. via Netzpolitik
Nachtrag: Die Sendung gibt es auch auf YouTube. via Spiegelfechter

In einer TV-Ansprache hat sich der japanische Kaiser Akihito direkt an sein Volk gewandt. Dies kommt nur in Zeiten nationaler Krisen und in Kriegssituationen vor. Niemand solle die Hoffnung aufgeben, so der Kaiser. Weiter sagte der 77-Jährige in seiner Rede: "Ich hoffe aus vollem Herzen, dass die Menschen zusammenhalten und einander mit Mitgefühl begegnen, um diese schwierigen Zeiten gemeinsam zu überstehen. Ich bin wegen der nuklearen Situation sehr besorgt, weil diese schwer einzuschätzen ist." via AFP

Auch am sechsten Tag nach Beben und Tsunami sind mindestens 1,6 Millionen japanische Haushalte ohne Wasserversorgung. Im Nordosten des Landes, der vom Tsunami besonders schwer getroffen wurde, herrschen mittlerweile winterliche Temperaturen. In fast vollkommen zerstörten Dörfern sind Lagerfeuer oft die einzige Möglichkeit, sich aufzuwärmen. Während die meisten Japaner in den südlicheren Regionen noch relativ gelassen sind, verlassen viele Ausländer fluchtartig das Land. via dpa/Süddeutsche

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