Knallhart

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In den letzten Wochen des vergangenenJahres fanden zwei auf dem besonders in Berlin weiten Feld des sozialen Kümmerns beheimatete Geschichten ihr (vorläufiges?) Ende:

Zum einen wurde über die skandalumwitterte Treberhilfe das Insolvenzverfahren eröffnet. Die vom selbsternannten Sozialunternehmer Harald Ehlert geführte gemeinnützige Gesellschaft hinterließ allein 1,6 Millionen Euro Mietschulden, ihre Angestellten warteten zum Schluss auf überfällige Gehälter von insgesamt 1,2 Millionen Euro. Überraschend schnell war die Lösung da: Die Diakonie übernahm in ihrer flugs gegründeten „Neuen Treberhilfe“ die Angestellten; sie können nun wieder hoffen. Die von ihnen betreuten Obdachlosen (genannt Klienten) werden sie auch in der in der neuen Gesellschaft weiter unter ihre Fittiche nehmen. Das Geschäft geht weiter, es lohnt sich wohl. Die Schulden des Ehlertschen Imperiums aber bleiben den Gläubigern, werden also sozialisiert.

Zum anderen ließ die Mitteilung der noch vor drei Jahren medial gefeierten „Mütter ohne Grenzen“ aufhorchen, dass sie ihre ehrenamtliche Anti-Drogen-Arbeit in Kreuzberg einstellen werden. Ihre Begründungen für diesen Schritt - Ausgrenzung und gemeines Gutmenschentum mit rassistischer Einfärbung - mögen nachvollziehbar sein oder von gekränktem Stolz künden. Eines aber besticht: Die Mütter sahen sich eigenem Bekunden nach zum Schluss nur noch als Lieferantinnen von Drogensüchtigen (ergo Klienten) an „professionelle“ Anti-Drogen-Projekte.

Die Moral beider Geschichten: Auf dem Markt des sozialen Kümmerns geht es genauso knallhart zu wie überall. Das sollte man wissen.

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Geschrieben von

Constantin Rhon

Realist mit liberaler Grundhaltung.

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