Blatts Manuskript verschollen

CoLyrik-Satire 2013 wollte Blatt einen Roman über Steueroasen schreiben...

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Können Sie sich noch an Blatts Manuskript erinnern? An den Journalisten Archibald Blatt? 2013 wurde darüber berichtet, da Blatt damals einen Roman über Steueroasen schreiben wollte: https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/blatts-manuskript

Der Roman "Die bizarre Briefkasten-Affäre" wurde bislang von Archibald Blatt anscheinend nicht veröffentlicht, so viel steht drei Jahre später fest. Das Buch ist noch nirgends aufgetaucht. Vielleicht sollte es sein Lebenswerk werden. Schrecklich schön oder auch nicht. Hätte er mal ganz nebenbei nur einen Gedichtband mit dem Titel Steueroasen verfasst, dann läge jener vielleicht schon in der einen oder anderen Hand oder einsam und verlassen in einer großen Kanzlei in Panamá . Ich war nun in den vergangenen Tagen dermaßen neugierig, was wohl aus ihm geworden ist, dem Journalisten, der nur noch Schriftsteller sein wollte. Ob er vielleicht auch Anteil an der Panama-Paper-Story hat, so dass ich ein bisschen recherchiert habe. Nachdem sich ein Whistlebloweraus der Offshore-Industrie vor eineinhalb Jahren bei Blatt zu Wort meldete, kam es zum Datenaustausch. Journalist Blatt traf im wahrsten Sinne des Wortes der Schlag, als er die immense Datenflut entdeckte. Er hatte ja schon einige Daten für sein Buch, aber diese wahnsinnige Anzahl von Daten… Ihm schwoll vermutlich der Hals dermaßen an, als er einen kleinen Überblick darüber bekam, wer die Briefkastenfirmen-Besitzer sind, so dass er vor lauter Wut letztendlich platzte. "Peng hätte es gemacht und aus die Maus!" Dies behauptet zumindest Census, die ehemalige Wanze vom Geheimdienst, die ich kontaktierte. Es gibt V-Männer, die gibt es anscheinend nicht wirklich, aber irgendwie doch in der Realität, wenn Sie verstehen, was Census mir damit sagen wollte. Archibald Blatt hatte weltweit mit so vielen legetimen Gemauschelaktionen überhaupt nicht gerechnet, als er mit dem Manuskript für sein Buch begann. 2,6 Terabyte Daten, die nun andere Journalisten vor einem Jahr erhalten haben, sind nicht gerade Peanuts. Ob es auch 11,5 Millionen Dokumente waren, die man Archibald Blatt anbot, konnte mir Census nicht bestätigen. Mich würde schon interessieren inwieweit Blatt bereits mit seinem Manuskript fertig war. Welche Namen darin auftauchen? 2013 hieß es, dass es um ganz dicke Fische in seinem Buch ginge. Dicke Fische? Oder Säugetiere? Wale? Promis, Superreiche, Kriminelle sind auch nur Menschen, die ganz legitim mit der Doppel-Moral-Schwimmweste mal mehr oder weniger durchs Leben rudern, als gäbe es kein Morgen mehr. Wenn ich nur wüsste, wo Blatts Manuskript und sein Laptop versteckt sind? Naja, jetzt bin ich mal auf weitere Erklärungsnöte neugierig. Wer lächelt als nächstes in die Kamera?

Das Wort legal ist doch nicht mehr jedem ganz so egal, wenn man im Offshore-Netz von M. und F. feststeckt… Ahoi.

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Geschrieben von

Corina Wagner

Wer das Wort Alphabet buchstabieren kann, ist noch kein/e Autor/in. (C.W.)

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