Liebe in Zeiten der Armut (1)

Rosa und Jorge Kurzgeschichte aus dem Süden Ecuadors

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion


http://i1131.photobucket.com/albums/m559/joejholaus/guayacanes3_zpsc5960f05.jpg

Foto: Mancomunidad „Bosque seco”, Regierung von Ecuador, blühende Guayacan-Bäume, Trockenwald im Südwesten Ecuadors (wurde am 12 Juni 2014 von der UNESCO zur Welt-Biosphäre ernannt)

Erste Folge der Kurzgeschichte

Es war nicht einfach, zwei Pick-up-Fahrzeuge für den Klassenausflug von Ceiba Chica durch den Trockenwald nach Mangahurco zu organisieren. Der reichste Mann im Kanton Zapotillo, an der südwestlichen Grenze zu Peru, der Großgrundbesitzer V. und Monopolist der Wassernutzung des einzigen Flusses der Gemeinde, dem Rio Alamor, der ganzjährig seine weiten Felder im trockensten Gebiet des Landes bewässerte, war ein ausgemachter Geizkragen. Mit einem seiner Lastwagen hätte er den Klassenausflug leicht ermöglichen können. Doch meinte er, die Kinder seiner Landarbeiter und der „precaristas“, der armen Gelegenheitsarbeiter, die in der Umgebung seiner Felder wohnten, sollten besser auf ihre Ziegen aufpassen, damit diese nicht von Hunger getrieben einen Durchschlupf zu seinen eingezäunten Algarrobo- und Tamarinden-Bäumen fänden. Diese Leguminosen-Bäume mit den eiweißhaltigen Schoten waren für die durchschnittlich 40 Ziegen, dem einzigen Hab und Gut einer jeden Precaristas-Familie, neben einer zinkblech-gedeckten, armseligen Lehmhütte, das Leckerste und Nahrhafteste, was eine Ziege in dieser kargen und großteils mondähnlichen Landschaft finden konnte. Rosa, die 28jährige Klassenlehrerin von 20 Mädchen und Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren hatte auf der Suche nach alternativem Transport Jorge, den 18jährigen Hausmeister der 10klassigen Schule, überreden können, in der Kantonsstadt Zapotillo nach Transportmöglichkeit für den Ausflug zu suchen.

Jorge machte sich umgehend mit seinem heruntergekommenen Fahrrad auf den Weg. Dieses war schon viele Jahre auf Schotter- und Sandwegen gehörig strapaziert worden. Als einziger Luxus in seiner zehnköpfigen Familie musste das Rad mit zahlreichen kleineren Geschwistern und den Eltern geteilt werden. Außer Jorge besaßen nur die hochmütigen Kinder des Großgrundbesitzers Mountainbike-Fahrräder. Für deren nagelneue Räder mit Gangschaltung ließ Señor V. einen eigens gezimmerten Unterstand auf dem Schulgrundstück errichten. Seine verwöhnten Kinder besuchten lediglich die ersten 6 Jahre in der Schule von Ceiba Chica, bevor sie in der über 200km entfernten Provinzhauptstadt Loja in einer von Pfaffen geführten Schule die Sekundarstufe als Vorbereitung zum Universitätsstudium absolvierten.

Die zehn Kilometer lange Fahrt auf der staubigen und wellblechartigen Schotterstraße nach Zapotillo sind bei der ganzjährig herrschenden Gluthitze auf dem Fahrrad kein Zuckerschlecken. Die Precaristas benutzen normalerweise die wenigen vorbeikommenden Busse am Tag oder legen die Entfernung zur kleinen Stadt auf dem Eselsrücken zurück. Pferde besitzen nur der Großgrundbesitzer und einige begüterte Landwirte im Kanton.

Jorge war in Eile und verschwendete keinen Gedanken an die Strapazen der Radfahrt. Vor ein paar Tagen, Mitte Januar 1996, war der erste Regenguss hernieder geprasselt, und das seit drei Jahren zum ersten Mal. Der korktrockene, steinige, graubraune, unfruchtbare Boden, mit Ausnahme der bewässerten Flussauen des Großgrundbesitzers, hatte sich in vier Tagen in eine hellgrüne Märchen-Landschaft verwandelt. Und der mit Guayacan-Bäumen durchsetzte Trockenwald auf der Strecke in Richtung Mangahurco würde jetzt für acht Tage in gelber Blütenpracht erstrahlen, was nicht nur eine einmalige Attraktion für die Einheimischen darstellt. Das Erleben der plötzlichen Verwandlung dieser ariden Landschaft, die für kurze Tage nur ihr gelbgrünes Brautkleid überstülpt, duldete keinen Aufschub des kurzfristig geplanten Klassenausfluges. Der Transport der Schulkinder musste umgehend organisiert werden.

Aber nicht nur der Ausflug der Schulkinder ging in Jorges Kopf herum. Er hatte erst zum laufenden Schuljahr die Stelle des Hausmeisters angetreten. Und das war für ihn wie für seine Familie ein unschätzbares Glück. So war er mit den Lehrern und den Gutsarbeitern der einzige, der ein regelmäßiges Gehalt bezog, wenn auch nur von etwa 100 US$ monatlich. Das bewahrte seine Familie davor, nicht nur auf den Verkauf von Ziegen und Hühnern angewiesen zu sein sowie um Gelegenheitsarbeit bei Señor V. zu betteln. Jorge hatte gerade als einer der Besten die Sekundarstufe in Zapotillo abgeschlossen und verfügte daneben über handwerkliche Kenntnisse, die nun einmal das Amt eines Hausmeisters einer Landschule erforderte. Seit er die freigewordene Stelle im Laufe des Jahres 1995 in Ceiba Chica angetreten hatte, war sein Gemüt in heller Aufregung. Der Grund lag in der täglichen Begegnung mit Rosa, die gleichfalls im ersten Jahr an der Schule unterrichtete. Sie kam aus der Provinzhauptstadt Loja und träumte davon, später einmal ihre pädagogische Ausbildung als Gymnasialschullehrerin abschließen zu können. Aber die Anstellung als Grundschullehrerin in den oberen Klassen gab ihr mit den 200 US$ Monatsverdienst kaum die Möglichkeit, für ein Weiterstudium zu sparen.

Rosa, oder besser Rosita, wie sie liebevoll von allen genannt wurde, war ein wahrer Schatz. Ihre Frische und allgegenwärtige gute Laune, ihre spritzige Intelligenz und ihr bezauberndes Äußeres versetzten die übrigen Lehrerinnen und Lehrer, die Dorfbevölkerung und vor allem ihre anvertrauten Schüler in Aufbruchsstimmung. Selbst Señor V. konnte nicht umhin, ihr galante Avancen zu machen. Sie war so etwas wie eine Guayacan-Blüte in der allgemeinen Farblosigkeit und Armut ihrer neuen, verhärmten Umgebung. Ihr „novio“ (Freund) war leider in weiter Ferne. Er brauchte seine pädagogischen Studien in Loja nicht aus Geldmangel unterbrechen und Rosita traf ihn jetzt nur noch einmal im Monat, wenn sie in der Provinzhauptstadt ihr Salär abholte. Trotz der schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen in Ceiba Chica am „Ende der Welt“, wie sie meinte, sprühte sie jeden Tag aufs Neue vor Energie, begeisterte ihre Umgebung und versuchte, sich mit mitgebrachter Literatur weiterzubilden. Ihre Unterrichtsfächer waren Mathematik, Naturwissenschaften und Geschichte.

Jorge wurde von Beginn an in Rosas Bann gezogen. Er galt mit seinen 18 Jahren als der attraktivste junge Mann in der Gemeinde und hatte mit seinem Sekundarschulabschluss in Zapotillo nicht nur die Bewunderung seiner hart arbeitenden Eltern, die Analphabeten waren, errungen, sondern auch die Wertschätzung der Dreitausend-Seelengemeinde von Zapotillo erfahren. Er war der beste Sportler und auch beste Tänzer der Sekundarschule gewesen und so manche junge Frau machte sich trotz seiner erbärmlichen Herkunft Hoffnung auf seine Zuneigung. Er würde es später im Leben sicher zu etwas bringen. Seine Schulliebe war Jessica, die mit ihm die Schulbank drückte, und die die Stelle einer Sekretärin in Ceiba Chica ergattern konnte. Ebenso klug und flugs bei der Hand wie Jorge wachte sie über die administrativen Aufgaben der Schule.

Jorge und Jessica waren das ideale Pärchen, um neben den Lehrerinnen und Lehrern die Geschicke der Schule zu verwalten. Das hatten sie vor allem auch der Tatsache zu verdanken, seit Anfang ihrer Liebesbeziehung im Alter von 15 Jahren zu wissen, wie sie eine etwaige Schwangerschaft vermeiden könnten. Beider Ambitionen gingen über eine Perpetuierung eines Lebens in erdrückender Armut wie bei ihren Eltern hinaus. Sie wollten jede sich bietende Gelegenheit beim Schopfe ergreifen, um im Leben voranzukommen. Jeder kirchliche Seelenfänger hätte seine wahre Freude an dem Pärchen gehabt, die sich mit gehörigem Wissen und einiger Disziplin ausgestattet, der natürlichen Verhütungsmethoden bedienten. Auch der in ihrer ärmlichen Umgebung übliche Alkoholgenuss über das Maß hinaus konnte sie nicht verführen, wie gemeinhin von ihren Altersgenossinnen und –genossen bezeugt, ihren Sinnen ungezügelt freien Lauf zu lassen, um anschließend die bitteren Früchte ernten zu müssen. Wie viele ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler waren schon ab dem 13ten Lebensjahr gezwungen, die Schule zu verlassen, weil Gott angeblich rief: „Lasset die Kindlein zu mir kommen!“? In diesem Sinne hatten Jorges Eltern 11 Kinder in die Welt gesetzt, von denen drei in frühem Alter verstarben. In Jessicas Familie war es ebenso. Und Jorge wird nie den Ausspruch seiner verehrten Großmutter vergessen:

„Jorge, Kinder sind etwas Wunderbares, aber sie sollten unser zukünftiges Leben nicht zur Hölle machen. Ich und auch Deine Mutter waren und sind ewig dankbar, dass wir Euch haben. Doch wie Du selbst siehst, wir konnten Euch nicht mit den Möglichkeiten in die Welt entlassen, die ihr verdientet, um ein besseren Leben genießen zu können. Leider sind wir dazu verurteilt, ein Leben ohne nie endende Armut in einer trostlosen und doch wunderbaren Heimat zu verbringen.“

In Zapotillo gelang es Jorge, zwei Händler für den übernächsten Tag zum Transport der Schulkinder auf ihren Pick-ups zu bewegen. Noch vor Schulschluss überbrachte er Rosa atemlos die gute Nachricht, die von ihr und den Kindern mit Jubel aufgenommen wurde.

Jessica wurde in letzter Zeit oft Zeugin, wie es Jorge beinahe die Sprache verschlug, wenn er mit der zehn Jahre älteren Lehrerin sprach. Warum schien immer dann seine Stimme belegt und seine Gesten fahrig? Sie fragte sich, ob es nur Zeichen eines gehörigen Respekts vor Rosa sei. Dass die Lehrer Rosa mehr Aufmerksamkeit zukommen ließen als ihr, störte sie nicht. Aber dass der sonst so selbstsichere Jorge Rosita gegenüber Unsicherheit zeigte, war ihr ganz und gar nicht recht.

Der Schülerausflug wurde für alle Beteiligten zu einem gelungenen Ereignis, das vor allem für Jorge bleibende Spuren hinterließ. Nicht nur das Erleben der plötzlich erblühten Schönheit der Natur, sondern die dadurch angesteckte Stimmung des gemeinsam Erlebten übertrug sich gleichwohl auf die Schulkinder und die Erwachsenen. Jorge begleitete Rosas Klasse und saß neben ihr in der Fahrerkabine. Die räumliche Enge und das Hin und Her des Autos auf den schlaglochhaltigen Wegen, die die Schülerinnen und Schüler auf der Ladefläche zu stetiger Aufmerksamkeit zwangen, brachten es für Rosa und Jorge zwangsweise mit sich, dass sich beide zum ersten Mal in gegenseitiger Berührung erfuhren. Der sonnige Tag, die körperliche Bewegung auf der gemeinsamen Wanderung durch den Baumblütenwald und das Picknick unter Guayacan-Bäumen hatten nach und nach eine äußere und innere Hitze verursacht, die auf der schweigsamen Rückfahrt unweigerlich Sehnsüchte heraufbeschwor. Für Rosa war es Dankbarkeit, in der Ferne vom „novio“ einen jungen Freund an ihrer Seite zu haben. Für Jorge war es die aufkommende Neugier gegenüber einer ihm scheinbar unerreichbaren, reifen und doch jungen Frau.

- - -

G. kam einige Monate später in 1996 erstmals nach Ceiba Chica und Zapotillo. Das war dem Grenzkonflikt zwischen Peru und Ecuador im Januar und Februar 1995 zu verdanken. Die Regierung in Quito hatte beschlossen, etwas für die vom Konflikt betroffene Grenzregion zu tun, die in friedlichen Zeiten nie auf Aufmerksamkeit der Zentralregierung hoffen durfte. G. leitete eine kleine Gruppe von Entwicklungsberatern, die eine nachhaltige Entwicklung entlang der Grenze in die Wege leiten sollte. Der Konflikt zwischen Peru und Ecuador wurde insbesondere von Peru angezettelt, um Präsident Fujimori den nötigen nationalen Rückhalt zu verschaffen, eine dritte Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Die bewaffnete Auseinandersetzung in der „Cordillera del Condor“, im geteilten Amazonasgrenzgebiet, hatte überdies das Ziel, eine bis dahin langjährige ungelöste Grenzziehung in einem beiderseits akzeptierten Friedensabkommen einer endgültigen Lösung zuzuführen. Die peruanische Seite erhoffte sich wesentliche Geländegewinne, da die Cordillera reiche Gold- und Kupfervorkommen und auch eines der reichsten Gebiete der Welt an genetischen Ressourcen aufweist. Auf peruanischer Seite gab es einige Hundert tote Kriegsopfer, auf ecuadorianischer Seite etwa Hundert.

Der Konflikt endete wie das „Hornberger Schießen“. Beide Seiten erklärten sich als Sieger, beide Seiten haben ihre toten und lebendigen Helden, doch Geländegewinne können sich weder Peru noch Ecuador auf die Fahnen schreiben. Dafür wurden Menschenleben geopfert und Millionen an Steuergeldern in beiden Ländern verbrannt. Halt, zwei positive Folgen des Grenzkonfliktes gab es doch, die aber auch ohne kriegerischen Konflikt hätten erreicht werden können: Einmal die definitive Grenzfestlegung, die nach beinahe zweihundert Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen beiden Staaten als rechtsgültig anerkannt wurde sowie auch die Schaffung einer binationalen integrierten Grenzregion, die den Aussöhnungsprozess fördern sollte. Obwohl sich der Konflikt in der Amazonasregion abspielte, waren auch Tausende Menschen aus Ecuadors Zentral- und Küstenregion entlang der Grenze betroffen. Aus Angst vor einer Invasion Perus wurden die Bewohner in diesen Gebieten Ecuadors wochenlang von der Grenze ins Innere des Landes verfrachtet.

Die Hauptschule von Ceiba Chica wurde zu einer von drei Modellschulen in diesem südlichsten und ärmsten Zipfel Ecuadors erklärt. Erziehung und Ausbildung von allen Kindern und Jugendlichen ohne Ausnahme sollten die wichtigste Komponente in einem nachhaltigen Entwicklungsprozess bilden. Dazu wurde es als notwendig erachtet, dass Lehrerinnen und Lehrer als oft einzige Vertreter des Staates in den ärmsten Regionen des Landes auch neben der Erzieherrolle die Rolle von Sozialarbeitern in den Gemeinden wahrzunehmen hätten. Als Leitwort galt: Menschliche, freiheitliche Entwicklung kann nur in ganzheitlichem Sinn gelingen, wenn die wesentlichen Mosaiksteine des Lebens in der rechten Weise zusammenfügt werden. Rosa, aber auch Jorge, Jessica und die anderen Lehrerinnen und Lehrer der Schule sowie die Eltern der Kinder und Jugendlichen waren nach Tagen der Diskussion über das Entwicklungsmodell bereit, einen neuen Schritt aus der seit Generationen überlieferten Armut heraus zu wagen.

Nach einem siebenwöchigen Seminar von mehr als 70 Lehrern aus der Region in allen wesentlichen Aspekten menschlichen Daseins in ländlicher Umgebung begannen die Lehrerinnen und Lehrer in den drei Modellzentren ihre Arbeit. Diese bezog sich ab jetzt nicht nur auf Schülerinnen und Schüler, sondern auch auf Eltern, die überwiegend Analphabeten waren und bisher im täglichen Kampf fürs Überleben mit Niemandes Unterstützung rechnen konnten. Der neue Eifer der Lehrkräfte übertrug sich auf Kinder, Jugendliche, Eltern und Alte. Jeden Tag fanden nach dem Schulunterricht und der Arbeit in Haus und Feld Veranstaltungen auf dem Schulgelände statt. Rosa hatte sich in Fragen der Familienplanung und –hygiene spezialisiert und versammelte einmal in der Woche Mädchen ab 13 Jahren sowie junge und erwachsene Frauen und besprach mit ihnen alle wichtigen Fragen der Frauenemanzipation, d. h. der Erlangung eines selbstbestimmten Lebens der Frauen in einer bis dahin ausgeprägten "Macho-Gesellschaft". Da das Thema der frühen Schwangerschaft, der Kinder- und Müttersterblichkeit sowie der damit verbundenen Armut der Familien viele Mitglieder in die Emigration trieben, dauerten ihre vollbesuchten Diskussionsabende oft bis Mitternacht. Ihre Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren bekamen im von ihr eingeführten Sexualunterricht Unterweisung im Gebrauch von Kondomen und lernten die Verhütungsmethoden kennen. Die Schulmädchen erhielten Kondome umsonst und begannen ihren Verehrern beim Insistieren auf die „prueba de amor“ (Liebesbeweis, um die Freundin zum Geschlechtsverkehr zu veranlassen) zu entgegnen: „Ja, aber nur mit Kondom“, woraufhin die Jungen in den meisten Fällen davon abließen, die Mädchen weiterhin sexuell zu bedrängen.

Der Zusammenhalt des Schulpersonals und der Eltern- und Schülervertreter wuchs von Tag zu Tag. Das wurde auch durch gemeinsames Anlegen vom Schulgarten, Tischlerwerkstatt, Verbesserung des Schulgebäudes und den sportlichen und künstlerischen Aktivitäten gefördert. Mindestens einmal im Monat fanden auch Feste mit allen Gemeindemitgliedern statt bei denen von den Kleinsten bis zu den Ältesten alle anwesend waren. Rosa ging in ihrer neuen Rolle derart auf, dass ihr die Trennung von ihrem „novio“ immer weniger ausmachte. Die zehn Lehrer und Lehrerinnen wohnten verstreut bei den „Precaristas“ in meist angebauten einfachsten Zimmern. Für Unterkunft und Verpflegung bezahlten sie ihren Gastfamilien durchschnittlich 70 US$. Elektrisches Licht gab es nur in der Schule, von einem Generator erzeugt. In den Hütten mussten Petroleumlampen herhalten. Wie von selbst ergab es sich, dass das Schulpersonal des Abends nach den Versammlungen in der Schule noch bei einem Lehrer oder einer Lehrerin zusammenhockte und vor dem Schlafengehen in der Kühle der hereinbrechenden Nacht ihre Erfahrungen und persönlichen Erlebnisse austauschte.

- - -

Fortsetzung (2) folgt

LG, CE

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Costa Esmeralda

35 Jahre Entwicklungsberater, Lateinamerika, Afrika, Balkan. Veröff. u.a. "Abschied von Bissau" und "Die kranke deutsche Demokratie".

Costa Esmeralda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden