Offener Brief an JA und die dF-Community (2)

"El Cóndor Pasa" Fortsetzung der Projektbeschreibung der Monatszeitschrift "El Cóndor Pasa" (als Print-Beilage zu "der Freitag", erstellt von der dFC)

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

"Offener Brief an Jakob Augstein und an die dFC"

Fortsetzung der Projektbeschreibung von: "El Cóndor Pasa", Monatszeitung zur Förderung von Humanismus, nationaler und europäischer Identitätsstiftung und Weltbürgertum

0. Vorbemerkung: Zur Entstehung der Idee (s. vorherigen 1. Brief)

1. Begründung

(Ich gebe hier in der Folge die Begründung wieder, die ich bereits in meinem ersten "Offenen Brief" an JA und an Kommentatoren aufführte)

Was Humanismus, deutsche und europäische Identitätsstiftung und Weltbürgertum anbelangen, so sind ihre Förderung herausragende Aufgabe unserer Zeit, einer Epoche, in der sich die Welt in kontinentale Blöcke aufteilt, die um Einfluss und Überleben wettstreiten und damit auch Frieden immer häufiger infrage stellen. Europa ist ein ganz besonderer Kontinent, der zunehmend in Gefahr gerät, politisch und wirtschaftlich unter die Räder zu geraten. Das gilt ebenso für die einzigartige europäische Kultur, der die gesamte Menschheit viel zu verdanken hat. Als Deutscher, seit Jahrzehnten im Ausland lebend, sehe ich mit äusserster Besorgnis, wie unsere mediokre Seilschaften-Republik mit Frau Merkel an der Spitze, dieses Europa mit Elefantenschritten (besser mit dem MERKELSCHEN TOTSPARDIKTAT) "durchflügt" und eine gemeinsame Identitätsstiftung der europäischen Länder dem Herrschaftsanspruch der deutschen wirtschaftlichen Seilschaften opfert. Der deutsche Bürger, wie auch der Bürger unserer europäischen Nachbarländer, wird seine politische, wirtschaftliche und kulturelle Identität in Zukunft nur bewahren können, wenn es gelingt, die "Nationen-Bildung" (nation building) in Deutschland und den anderen Ländern zu vertiefen und darüber hinaus die europäische "Nationen-Bildung" in Angriff zu nehmen. Vor allem die deutsche Nationen-Bildung ist keineswegs abgeschlossen, weder politisch, ökonomisch noch kulturell; und wird es auch nicht, solange der Charakter unserer Seilschaften-Republik durch die Herrschaftsansprüche von hinter den Bundestagsparteien stehenden wirtschaftlichen Seilschaften bestimmt bleibt. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bürger ist zumindest politisch und wirtschaftlich vom nationalen Identitätsstiftungs-Prozess ausgeschlossen. Und grosse Teile unserer intellektuellen Elite unterwerfen sich "freiwillig" dem Herrschaftsanspruch der Seilschaften, um ihr materielles Lebensniveau nicht infrage zu stellen. Was für Deutschland und Europa, aber auch für die Welt, auf der Strecke bleibt, ist die erfolgreiche Fortsetzung der vor 250 Jahren begonnenen Aufklärung mit ihren Idealen, die wir alle im Munde führen, aber nicht in die Tat umsetzen, insbesondere die Schaffung eines Humanismus, der weit über Sozialismus und Kapitalismus hinausführt.

Warum kommt ein geschlossener Widerstand gegen die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland nicht in Gang?

Der Widerstand gegen Seilschaften-Republik und Bundestags-Parteien-Diktatur ist bisher zersplittert und ohne konkrete Folgen, und das, obwohl wir heute das Internet zur Herstellung von Kommunikation unter Gleichgesinnten zur Verfügung haben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein wichtiger Grund liegt darin, dass Deutschland als europäische Hegemonialmacht im Gewand einer parlamentarischen Demokratie mit "Samthandschuhen" daher kommt, und seine verheerende, Herrschaft gebietende Rolle in Europa und teilweise auch auf dem Weltmarkt innerhalb des im Kapitalismus anerkannten Wertesystems ausübt. Ein weiterer Grund ist die Fragmentation des deutschen "social capital" oder der sozialen Kohärenz der verschiedenen sozialen Gruppen innerhalb der "Sozialen Marktwirtschaft" in der Weise, dass wir erst bei ungefähr 30% "Armen" angelangt sind, die bisher durch allerlei soziale Massnahmen ruhiggestellt werden und die Seilschaften-Republik noch nicht infrage stellen. Innerhalb der Mittelschicht beginnen sich die Jüngeren zu formieren (Piraten und verschiedenste Diskussionszusammenhänge). Aber auch deren Widerstandspotenzial als homogene soziale Gruppe ist bisher gering. Was machen die "intellektuellen Kleinbürger"? Sie lehnen sich mehrheitlich zurück und ruhen sich auf finanziellen Polstern aus. Das "radikale" Wort genügt ihnen, denn die Tat würde sie den Seilschaften suspekt machen, und sie fürchten deren Keule. Und doch sind es gerade diese "intellektuellen Kleinbürger", die im Kontext des Widerstandes eine wichtige Rolle bei der gesellschaftlichen Systemanalyse, der Ausarbeitung von Änderungsvorschlägen des Systems, der Formulierung von Utopie und der Einbettung dieser drei Bereiche in die Kultur spielen müssten. Ich hatte geglaubt, aus der Ferne in Panamá und nach jahrzehntelanger Abwesenheit in aussereuropäischen Realitäten (mit Ausnahme von Balkan), bei der nächsten Bundestagswahl könnten Unabhängige aus dieser "Intellektuellen-Schicht" antreten und mit Hilfe der von den Seilschaften "sozial Ausgeschlossenen" wenigstens einige BT-Mandate auf direktem Wege erringen. Über diese Unabhängigen hätten, internetmässig, die Bürger direkten Zugang zum BT, um den Altparteien das "Fürchten" zu lehren und eine breite ausserparlamentarische Opposition direkt in die Reform unseres gesellschaftlichen Systems einzubinden. Ich wurde eines Besseren belehrt. "Progressive" Unabhängige, die doch massenhaft unsere Unterstützung bekommen könnten, machen sich nicht auf den Weg. Bleiben die Piraten, die bisher auf die Erfahrung und das Wissen der "kleinbürgerlichen Intellektuellen" (bspw. der dF-Blogger) verzichten müssen.

Das Fehlen einer mehr oder weniger homogenen ausserparlamentarischen Bewegung liegt auch im Fehlen von Medien mit Meinungsführerschaft (in Presse und Fernsehen), die Aufklärung und Ermutigung zum Widerstand generieren könnten. Deshalb meine Idee der Monatszeitschrift. Ich lasse hier einmal das Fernsehen ausser Betracht, da mir ein dortiger Einstieg, bis auf die eine oder andere Sendung, grosszügig genehmigt, äusserst schwierig erscheint. Eine Zeitschrift, online und print, müsste prinzipiell "offen" bzgl. Mitarbeit sein, ein "Markenzeichen" haben, und kostenlos überall verbreitet werden, und zwar vornehmlich dort, wo ein Widerstand gegen das Seilschaften-System am ehesten zu erwarten ist, d. h. bei den "sozial Ausgeschlossenen" und den Jugendlichen. Die Verbreitung, bzw. Kopierung der Monatszeitschrift könnte von dF kostenlos allen möglichen und interessierten Alternativpublikationen gewährt werden. In einer derartigen Monatszeitschrift müsste Aufklärung und Diskussion über praktischen Widerstand Hand in Hand gehen, und zwar in allgemein verständlicher Form und so, dass sich niemand innerhalb der angegebenen inhaltlichen Themenbereiche ausgegrenzt fühlt. Ein solches Presse-Organ müsste Identifikation und Hoffnung ermöglichen können, um zur Basis für eine machtvolle ausserparlamentarische Bewegung zu werden.

2. Vorläufige Titel und Untertitel

2.1 Titel: "El Cóndor Pasa"

Warum dieser Titel? Er assoziiert, der indianischen Mythologie der Anden entsprechend, den Freiheitsgedanken, das "Fliegen" in eine bessere Zukunft. Ich halte auch einen spanischen Titel, der in der ganzen Welt wohlbekannt ist, für einen Titel, der bei eventueller Internationalisierung der Zeitschrift hilfreich sein kann. (Es muss ja nicht immer ein englischer Titel herhalten) Ausserdem kann bei einem mehr akademischen deutschen Untertitel ein ausländischer Titel so etwas wie Aufbruch in die Utopie suggerieren. Natürlich ist das eine persönliche Meinung und sollte keineswegs eine endgültige Festlegung bedeuten.

2.2 Untertitel: "Monatszeitschrift zur Förderung von Humanismus, deutscher und europäischer Identitätsstiftung und Weltbürgertum"

Auch dieser Untertitel ist ein Arbeitstitel. Er definiert die wichtigsten Ziele der Monatszeitschrift.

Lieber JA und dFC, hier erst einmal wieder Unterbrechung, da in Panamá die Mitternacht vorbeigezogen ist.

Die folgenden Kapitel sind wesentlich kürzer und passen wohl in einen einzigen Beitrag. Es folgen noch: - Inhaltliche Zielsetzung und Themenbereiche, - Leser-Zielgruppen, - Erstellung durch die dFC, - Verbreitung, Marketing, - Risiken, - Alternative Herausgabe, falls Print-Beilage nicht möglich, - Kosten (letztere bedeuten lediglich Zeit von Freiwilligen)

Liebe Grüsse aus Panamá, CE

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Costa Esmeralda

35 Jahre Entwicklungsberater, Lateinamerika, Afrika, Balkan. Veröff. u.a. "Abschied von Bissau" und "Die kranke deutsche Demokratie".

Costa Esmeralda

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