Offener Brief an Piraten

Direktkandidaten Vorschlag an Parteitag: Unterstützung für unabhängige Direktkandidaten in ausgewählten Wahlkreisen ist Win-Strategie für Unabhängige wie für Piraten

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Der beginnende Wahlkampf macht wieder einmal überdeutlich, dass ein Grossteil der Bürger Frust, Ekel und Ohnmacht gegenüber der Parteien-Diktatur der im Bundestag vertretenen Parteien empfindet. Die "Alternative Merkel - Steinbrück" für die nächsten vier Jahre, besonders angesichts der Euro- und sozialen Krise, verursacht Zahn-, Kopf-, Halsschmerzen und auch Wut bei nahezu 50% der Bevölkerung (meine persönliche Schätzung), die sich eine andere Republik, eine Republik, in der der Bürger und nicht die Seilschaften das Sagen haben, wünschen.

Die Antwort der "sozial Ausgegrenzten" (geschätzte 30% der Gesamtbevölkerung) in der Republik wird mehrheitlich Stimmenthaltung sein.

Die Antwort der Mittelschicht-Internet-Generation ist die Kandidatur der Piraten zum Bundestag. Ihr gehören junge, "unabhängige" Mittelständler und Studenten an, für die der Widerstand gegen das "Establishment" und mehr direkte Demokratie das einigende Band ist. An einem schlüssigen Wirtschafts- und Sozialprogramm wird noch laboriert.

Die Antwort der Mittelschicht-Intellektuellen, die sich ihren Nonkonformismus bewahrt haben und nicht von den Altparteien-Seilschaften korrumpiert sind, ist tiefsitzende Skepsis, dass an dem herrschenden kapitalistischen und politschen System der Republik nur schwerlich gerüttelt werden kann. Deshalb auch das Misstrauen gegenüber einer Neuen Partei (Piraten), denen man ein baldiges Absacken in den Korruptionssumpf der Altparteien voraussagt, sollten sie denn in den Bundestag kommen. Die Bestätigung ihrer Meinung sehen sie u. a. an dem internen Gerangel um Posten und Einfluss in der Parteihierarchie.

Wie könnte man den Protest gegen die Seilschaften-Republik bündeln und bei den kommenden Wahlen wenigstens einen ersten Schritt in Richtung Bürger-Republik, die ja durch das Internet theoretisch greifbar geworden ist, machen?

Hier der Vorschlag:

Liebe Piraten:

Könntet Ihr Euch dazu durchringen, in einigen ausgewählten Wahlkreisen bekannte und kompetente Unabhängige als Direkkandidaten zu unterstützen, was voraussetzt, dass Ihr dort auf eigene Parteikandidaten verzichtet? Euer Wissen um die Macht des Internets und der sozialen Netze ist gefragt, um einen nahezu kostenlosen Wahlkampf, der sich vor allem über das Internet abspielt, zu gestalten. In diesen Wahlkreisen würden den Unabhängigen nicht nur Eure Stimmen zufliegen, sondern auch all diejenigen Wählerstimmen, die eine Reform in Richtung Bürger-Republik anstreben. Die unabhängigen Kandidaten würden mit dem geballten Wissen von Mittelschicht-Intellektuellen ein Programm gezimmert bekommen, worum sie von allen anderen Kandidaten beneidet würden. Die Skepsis dieser Intellektuellen würde sich in schöpferischer Unterstützung Bahn brechen und hoffentlich den "Kaninchen-Blick" auf das "Merkel-Steinbrück-Schlangen-Theater" vergessen machen. Sicher würden diese Unabhängigen auch eine grosse Zahl von Stimmen der "Ausgegrenzten" bekommen, für die ganz besonders eine glaubhafte Alternative zur "Soziale-Kälte-Politik" ausgearbeitet werden müsste.

Liebe Piraten, was brächte Euch eine Allianz mit Unabhängigen? Sicher würde für Euch ein Zuwachs an Zweitstimmen zu erwarten sein. Wähler, die sich normalerweise der Stimme enthalten, jetzt aber für unabhängige Direktkandidaten gewonnen würden, würden sicherlich auch für die Abgabe der Zweitstimme zugunsten der Piraten eintreten. Eine Allianz aus Unabhängigen und Piraten könnte so attraktiv werden, dass die Piraten die 5% Hürde zu überspringen in der Lage wären. Vor allem würden auch die Unterstützer der Unabhängigen von der Annahme ausgehen, dass diese Allianz tatsächlich die deutsche Politik aus ihrer Seilschaften-Herrschaft durch dauernden und direkten Bürgereinfluss während der Legislaturperiode herausreissen könnte. Eine "Unabhängige-Piraten-Allianz" wäre nicht nur ein Novum in der deutschen Politik, sondern auch ein Schritt zu erweiterter politischer Freiheit.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Costa Esmeralda

35 Jahre Entwicklungsberater, Lateinamerika, Afrika, Balkan. Veröff. u.a. "Abschied von Bissau" und "Die kranke deutsche Demokratie".

Costa Esmeralda

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