- - -
Fremdenfeind-Lied
-
Heut fühlt er sich bullen-stark.
Hat schon drei Bier intus, dark.
Heut will er den Mächtigen zeigen,
was des Volkes freier Wille ist.
Schämt sich nicht länger zu schweigen,
dass Hass auf Fremde seine Seele frisst.
-
Die Kneip an der Eck ist stock-voll.
Hier schiebt jeder finsteren Groll.
Draußen zieht grölend die Meute:
„Leute, kommt endlich raus!
Wir geh‘n auf Fremden-Beute,
Machen uns einen Gaudi draus.“
-
Da gibt’s kein Halten mehr.
Ein Kumpel zieht ihn hinaus am Revers:
„Was jucken uns die Bullen am Straßenrand,
wenn’s um Volkes Ehre geht.
Prügeln wir Musels und Neger aus dem Land,
und wehe dem, der abseits steht.“
-
Die da oben in Berlin,
was fragen die schon ihn?
„Ihr Ohr gilt nur für die Fremden
und für die eigne Sippschaft.
Für diese feine Gesellschaft,
bin ich ein kleiner Drecksack.“
-
„Heut fühl ich mich bullen-stark.
Hab schon drei Bier intus, dark.
Auf geht’s zur Fremden-Jagd!
Heut werd ich den Mächtigen zeigen,
was mein freier Wille ist.
Schäm mich nicht länger zu schweigen,
dass Hass auf Fremde meine Seele frisst.“
- - -
Noch schöne Herbsttage in D,
CE
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.