Eine gute Möglichkeit

Kanzler-Interview Youtube-Superstar LeFloid durfte Bundeskanzlerin Angela Merkel interviewen und bekommt unsachliche Kritik von Seiten der Medien. Warum er alles richtig gemacht hat

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Eine gute Möglichkeit

Foto: Screenshot, Youtube

"Ein Pennäler im Kanzleramt" schreibt die FAZ über das heiß ersehnte Interview von LeFloid mit der Bundeskanzlerin und stellt die Frage, ob er überhaupt ein Interview geführt hat oder ob es nichts weiter als eine clevere PR-Strategie war. Wer weiß das schon genau? Im Prinzip hat Politik als Solches in der Zielgruppe der 12-25-jährigen, die LeFloid bedient, durchaus PR nötig, und das nicht zu knapp. Und wer die User-Kommentare zum Interview liest, der erkennt schnell, dass dieses Interview der Bundeskanzlerin sicherlich nicht geschadet, der Marke "LeFloid" aber extrem genützt hat.

Die an Angela Merkel gestellten Fragen waren einfach gehalten, "Haben Sie Angst vor Nationalismus?" etwa, oder Fragen zu Spionage-Themen. Wer allerdings (pseudo?)-investigativen Journalismus erwartet, sollte lieber bei den etablierten Kollegen Will, Jauch und Co. einschalten, denn LeFloid und Merkel wollten mit ihrem Format eine Brücke zur Jugend schlagen – diese riesige, fremde Welt, die die Politikbühne für einen 15-Jährigen nun mal ist. Klar, dass dies für einen 55-Jährigen, für den das politische Geschäft sein täglich Brot ist, inhaltlich nicht allzu spannend ist.

Aber die Aussage, er hätte nicht nach journalistischen Standards gehandelt, ist absurd. LeFloids Format besitzt nicht die journalistischen Ansprüche einer Zeitung oder einer Polit-Talksendung. Gerade dieser Umstand hat das Interview allerdings interessant gemacht, auch wenn die Bundeskanzlerin ihre Antworten natürlich in aller Routine abgespult hat.

Dass ein Youtube-Vlogger allerdings die Möglichkeit bekommen hat, ein Interview mit einer der mächtigsten Frauen der Welt zu führen, scheint die Generation Blog, in der jeder die Möglichkeit hat, Journalist zu sein, seine Marke zu gestalten und seinen Content in der ganzen Welt zu verbreiten, auf eine Ebene mit dem klassischen Journalismus gestellt zu haben. Das scheint Ängste zu schüren.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Christian P. Krohne

Christian P. Krohne ist Politik- und PR-Berater aus Berlin.

Christian P. Krohne

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