EU-Bürger futtern Madagassen den Fisch weg

Fischerei Die Politik hat versagt. Unser Hunger nach Thun, Hering und Co. geht zu Lasten von Entwicklungsländern.

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Dies legt eine aktuelle Studie einer internationalen Forschergruppe am Beispiel von Madagaskar nahe. In dem wissenschaftlichen Fachmagazin Marine Policy kommen die Autoren zu folgenden Ergebnissen: Während die Fangquoten in der Europäischen Union seit 1986 um 30 Prozent stiegen, sanken die Lizenzgebühren für Madagaskar um 20 Prozent. Die Einnahmen der madagassischen Regierung aus den Fischereiabkommen verringerten sich um etwa 90 Prozent. Das jedoch widerspreche der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU (GFP). Ferner werfe jene Praxis „tiefgreifende” ethische Fragen auf. Reformen seien erforderlich.

Die Hochseeflotten der Europäischen Union fischen in allen Ozeanen der Welt, schreiben die Forscher. Einzige Ausnahmen seien die Polarmeere. Mit mehr als 20 Entwicklungsländern gäbe es Fischereiabkommen. Doch während die Zugangsgebühren zu den Fischgründen jener Länder sinken, würden die Flotten der EU stetig größer. Zudem seien viele der Gebühren in Wirklichkeit Subventionen für den Ausbau der Flotten, was letztlich zu einer Verstärkung der Überkapazitäten an Fangschiffen führe.

Für ihre Studie wählten die Forscher Madagaskar aus. Es sei das ärmste Land, welches ein Fischereiabkommen mit der EU habe. Anhand der Einkommen der Madagassen, in Verbindung mit den Anforderungen des Abkommens, überprüften sie seine Wirksamkeit.

In diesem Jahr werden nach Angaben der Europäischen Kommission die Vorschläge zur Änderung der Gemeinsamen Fischereipolitik im Parlament und im Rat diskutiert. 2013 solle die reformierte GFP gelten. Die Gemeinsame Fischereipolitik dient der Bewältigung zahlreicher Probleme, wie zum Beispiel der Flottenüberkapazität, der Überfischung und rückläufige Fänge. Doch bereits 2009 erklärte die Europäische Kommission : “Die derzeitige GFP hat bei der Verhinderung dieser Probleme versagt.” Deshalb müsse sie geändert werden.

Auch die Autoren der Studie raten zu einer Reform, um eine möglichst nachhaltige und gerechte Fischereipolitik zu erreichen. Dazu müsse es angemessene Fangquoten geben und Lizenzgebühren, die sich nach dem Marktwert der gefangenen Fische richten. Die Kosten sollten die begünstigten Branchen tragen, empfehlen die Forscher. Die Entwicklungshilfe der EU müsse von der Fischereipolitik entkoppelt werden. Profitieren würden beide Seiten von den Reformen: Madagaskar brächten sie mehr Einnahmen, und die Steuerzahler der EU hätten weniger Kosten zu schultern.

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Geschrieben von

cyberling

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