Iran in Syrien: zerstörerisch & unzuverlässig

Krieg in Syrien Aleppo befindet sich unter der Kontrolle der Regierung. Kämpfer der Rebellen müssen Zehntausende unschuldige Zivilisten ihrem Schicksal überlassen.

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Die Evakuierung konnte nicht einmal geordnet ablaufen, weil ausländische Truppen, die den syrischen Diktator Bashar Al-Assad unterstützen, dies verhinderten. Selbst als Aleppo gefallen war, mordete seine Allianz unschuldige Zivilisten und seine Regierung brach das Waffenstillstandsabkomme

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Die Unterstützer von Assad erklärten öffentlich, dass sie humanitäre Hilfe leisten wollen und allen Zivilisten den sicheren Abzug aus den Regionen zusichern, die unter der Kontrolle der Regierung stehen. Doch der Iran hatte andere Ideen. Das iranische Regime entschied, auf eigene Faust zu handeln, um weitere Konzessionen von den syrischen Rebellen und der internationalen Gemeinschaft zu erpressen. Sie hinderten Tausende Zivilisten an den Kontrollpunkten am Abzug aus der Stadt. Diese Bürger hatten bereits die russischen Kontrollpunkte passiert und befanden sich außerhalb von Aleppo.

Doch das Verhalten des Iran ist keine große Überraschung. Er stand seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien 2011 stets als Hindernis für einen Friedensprozess.

All das war vorauszusehen. Der Iran ist seit Beginn des Krieges immer schon das größte Hindernis für einen Frieden in Syrien gewesen. Seine Aktivitäten behinderten die humanitäre Arbeit in Aleppo und es passt perfekt in die Denkweise der iranischen Führung, dessen Verhaltensmuster man auch im Land sieht und in den anderen Ländern, wo sie Einfluss haben.

Die Entwicklung in Aleppo ist dennoch das bisher deutlichste Beispiel dafür, dass es in Syrien keinen Frieden geben wird, so lange der Iran dort eine führende Rolle spielt. Natürlich wusste das die internationale Gemeinschaft schon seit Jahren. Doch die UN sind zu schwach, um dagegen etwas zu unternehmen und die USA und Europa waren – wie ebenfalls zu erwarten – nicht gewillt, ihre eigenen Aktionen gegen den Iran zu starten. Der unglaubliche Verlust an Menschenleben und Eigentum in Aleppo ist das Ergebnis ihrer Inaktivität und das Verhalten des iranischen Regimes macht deutlich, dass es seinen Weg fortsetzen wird, so lange die internationale Gemeinschaft Teheran erlaubt, die Ereignisse in Syrien zu bestimmen.

Der traurige Fakt ist, dass der Westen nicht genug getan hat, sich in den Weg des Iran zu stellen. So konnte Teheran mehr und mehr Einfluss über die Regierung von Assad erlangen und seine Kriegsaktivitäten vorantreiben. Der Westen hat dem Iran gar einen Platz am Verhandlungstisch angeboten und damit einige gut gemeinte Initiativen im Mittleren Osten und anderer langjähriger Oppositioneller des iranischen Regimes blockiert.

Seine Hauptopposition, die Volksmojahedin Iran (PMOI/MEK), versucht zum Beispiel seit Jahren, den Westen auf die destruktive Rolle des Iran in Syrien und der Region aufmerksam zu machen.

In der jetzigen Situation mag mancher denken, dass sich die Rolle ein wenig ändern könnte und dass die Unterstützung für die syrische Opposition stärker wird. Doch anstatt nur darauf hinzuweisen, welche Gefahr von Teheran für Zivilisten im Mittleren Osten besteht, muss klar gemacht werden, dass die globale Politik der Islamischen Republik Iran half, die Bedingungen dafür zu schaffen, diese Zerstörung in diesem Ausmaß der letzten Wochen überhaupt erst möglich zu machen.

In einer Erklärung nach dem Fall von Aleppo richtete sich die Anführerin des iranischen Widerstandes, Maryam Rajavi, folglich auch an die internationale Gemeinschaft und sagte: „Das Regime in Teheran ist die Quelle der Krise in der Region und des Mordens in Syrien“ und „Frieden und Stabilität...kann nur erreicht werden, wenn dieses Regime aus der Region vertrieben wird.“

Sicher muss der Westen auf diese Tatsache nicht hingewiesen werden. Politiker haben jedes Mal erleben müssen, dass ein ausgehandeltes Waffenstillstandsabkommen von den Milizen gebrochen wurde, die vom Iran unterstützt werden. Jedes Mal, wenn eine politische Lösung möglich war, wurde sie von der iranischen Autokratie torpediert. Nach der Schlacht um Aleppo war ebenfalls zu erkennen, dass der Iran niemals eine Verhandlungslösung akzeptieren wird und er wird nichts anderes akzeptieren, als die vollständige Vernichtung der syrischen Opposition mit allen daraus resultierenden humanitären Katastrophen.

Die westlichen Politiker haben zudem an erster Hand erfahren, welches Verhalten Teheran in der Geschichte der Islamischen Republik an den Tag gelegt hat. Sie haben seine Doppeldeals und seine gebrochenen Versprechen erlebt. Sie haben seine Folterungen und seine willkürliche Gewalt gesehen und seine Geiselnahmen erlebt. Dennoch versucht unsere Regierung auf beschämende Weise, in Bezug auf das Massaker von 1988 über Detailfragen zu streiten. Es ist kein Wunder, dass diese Taktiken dazu führten, dass das iranische Regime so in Syrien handelte, dass es die Bewohner von Aleppo als Geiseln benutzen konnte, um weitere Zugeständnisse und Konzessionen von der internationalen Gemeinschaft zu erpressen.

Wir müssen uns fragen, ob die Führung in Großbritannien und den USA nicht moralisch und strategisch sinnvoller handelt, indem sie Schritte unternimmt, um den zerstörerischen Einfluss des Iran in der Region zu stoppen. Wenn die Rolle des iranischen Regimes in Aleppo bereits so stark war, dann kann es nur noch schlimmer werden. Und wer sonst, außer wir selbst, sollte dafür die Schuld tragen?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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