Iran warnt vor Anziehungskraft der Opposition

Der Widerstand Der iranische Geheimdienst fürchtet die Schwäche des Mullah-Staates und warnt vor Zulauf zu oppositionellen Volksmudschahedin

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Iran warnt vor Anziehungskraft der Opposition

Der Widerstand

Der iranische Geheimdienst fürchtet die Schwäche des Mullah-Staates und warnt vor Zulauf zu oppositionellen Volksmudschahedin

Eingebetteter Medieninhalt

Das iranische Geheimdienstministerium (Ministerium für Information und Sicherheit MOIS) hat vor kurzem in einem detaillierten Bericht einige interessante Eingeständnisse in Bezug auf die Macht und die Fortschritte der Organisation der Volksmudschahedin des Iran (PMOI oder MEK) gemacht und ängstlich zugestanden, dass es eine Tendenz bei jungen Leuten zu den Volksmudschahedin gebe, und dass diese eine Anziehungskraft auf sie ausübten, und außerdem dass die MEK im Inland und auf internationaler Ebene einen hohen Status haben.

Der Bericht, der laut den Vertretern des Ministeriums für Nachrichtendienste auf detaillierten Nachforschungen beruht und mehr als 8000 Worte umfasst, wurde kürzlich auf der Internetseite Habilian, die mit dem Ministerium in Verbindung steht, veröffentlicht.

Der Bericht betont: „Die Organisation der Volksmodjahedin (MEK) ist für ... einen Regimewechsel und die Beseitigung des Velayat-e faqih Regimes im Iran ...“

Was die patriotischen und am Volk orientierte Rolle der MEK bei der Offenlegung geheimer Projekte des iranischen Regimes, zu Atomwaffen zu gelangen, anbetrifft, heißt es in dem Bericht: „Nach der Offenlegung der Sache (des Atomwaffenprogramms) haben Medien Berichte darüber veröffentlicht und dies war der Beginn einer großen Krise, die die Verabschiedung mehrerer Resolutionen und Sanktionen nach sich zog mit den verheerenden Wirkungen, die immer noch andauern“.

Das Ministerium für Nachrichtendienste erinnert in seinem Bericht an die Rolle der Mudschahedin bei dem Aufstand im Jahr 2009 und gesteht ausdrücklich seine Furcht vor Aufständen und Revolten ein, die an den landesweiten Widerstand und die Mudschahedin gebunden sind und schreibt dazu: „Die Mudschahedin (MEK) ... haben beständig nach einer Gelegenheit, die Islamische Republik des Iran zu schlagen, gesucht bis zum Beginn der Wahlen im Jahr 2009, denen Unruhen auf den Straßen folgten und als die Gruppe die Gelegenheit ergriff und Erklärungen und Botschaften herausgegeben hat, um den Boden für die Erreichung ihrer Ziele zu bereiten... Eins der Ziele (der MEK) bei der Wahl von 2009 war, „das Velayat-e faqih Regime zu beseitigen und das Regime zu wechseln“.

Der Bericht verweist auch auf die Fortschritte der MEK in der internationalen Arena und schreibt dazu: „... Ferner halten die Mitglieder der (MEK) Organisation von Zeit zu Zeit in Frankreich Versammlungen ab... In den letzten Jahren hat die Organisation der Mudschahedin Kampagnen und Versammlungen bei internationalen Veranstaltungen und in Gemeinschaften, darunter den Vereinten Nationen, durchgeführt, die sich gegen das Land und das System richteten“.

Das Ministerium für Nachrichtendienste schließt seinen Bericht mit der Darstellung der wichtigsten Methoden, sich der MEK entgegenzustellen, und schreibt dazu: „Die (MEK) Organisation vollständig vorzustellen und zu charakterisieren (im Sinne einer Zerstörung des Ansehens der Organisation) ... um auf diesem Wege zu verhindern, dass Menschen und neue Mitglieder sich der Organisation anschließen, was dem System mehr und mehr Schaden zufügen würde“.

„Die Grenzen sichern und die Verteidigungskraft des Landes stärken. Auf diese Weise können wir das Eindringen von Mitgliedern der MEK ins Land verhindern... und so werden wir imstande sein, die Feinde des Systems (des Regimes) abzuwehren und fernzuhalten“, ergänzt der Bericht.

Es ergibt sich hier die Frage: Warum diese Eingeständnisse des Ministeriums für Nachrichtendienste? Zeigen diese Geständnisse nicht die Macht und zugleich die Popularität der MEK und belegen sie nicht, dass die Volksmodjahedin von den iranischen Jugendlichen weithin begrüßt werden?

Die Wahrheit ist, dass das Regime, nachdem es nicht imstande war, die MEK durch die inhumane Belagerung ihrer Heimstätte in Camps Ashraf und Liberty sowie durch Raketenangriffe zu zerstören, und nachdem es den MEK gelungen ist, die Integrität ihrer Organisation aufrecht zu erhalten und sie an einen sicheren Ort zu bringen, jetzt in Schrecken versetzt ist. Das ist der Grund dafür, dass die Mullahs über die Gefahr durch die MEK jaulen und winseln.

Im vergangenen Monat hat das Ministerium für Nachrichtendienste in einer anderen sogenannten detaillierten Recherche, die auf der Internetseite Habilian veröffentlicht wurde, betont, dass die Bedrohung durch die intellektuelle Gefahr (der Gedanken) der unbewaffneten Mudschahedin sehr viel größer ist als die Bedrohung durch bewaffnete Mudschahedin.

Vor einiger Zeit hat Mohammad Javad Hashemi Nejad, der Generalsekretär des sogenannten Habilian Instituts, das ein Ableger des Ministeriums für Nachrichtendienste ist, vor der Gefahr der Enthüllungen der MEK gewarnt und dazu geäußert: „Die MEK sind auf dem Gebiet der Menschenrechte und damit zusammenhängende Probleme, im Europäischen Parlament und in den USA und überall, wo es eine Opposition gegen das System (das Regime) gibt, präsent. ... Die MEK sind eine gefährliche Kraft ...“, (Interview Hashemi Nejads mit Vatan Emrouz am 4. September 2016).

Diese Furcht und das Gespür für die Gefahr beruht besonders auf dem Tatbestand, dass die Kraft und der Zusammenhalt der Organisation der Volksmudschahedin des Iran einerseits zusammenfällt mit der Schwäche des geistlichen Regimes und den Krisen, die das Regime umgeben, und andererseits damit, dass die Gesellschaft im Iran vor Armut, Unzufriedenheit und gesellschaftlichem Druck wie ein Pulverfass ist, der nur auf einen Funken wartet.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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