Jetzt wird es ernst

Eurovision In Malmö proben Cascada erstmals ihren Auftritt beim Eurovision Song Contest. Auch die Konkurrenz pfeilt am perfekten Bühnenbild. Diese muss sich erst noch qualifizieren.

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http://www.eurovision.tv/save-files/resizes/f5/b4/31/d2/a3/ed/3e/3a/ee/c4/e3/43/f8/62/01/15/DS_MG_2799_1strehearsal_germany_1st_stage_wide.jpgMalmö - Es sind die drei Minuten, in denen alles sitzen muss und jeder muss zufrieden sein: Künstler, Delegationsleiter, Produzenten, Zuschauer. Der Spagat ist schwer. Gestiken, Kameraeinstellungen und Bühneneffekte müssen abgesprochen und einstudiert werden. Was auf dem Ideenpapier noch gut klang, könnte sich auf der Bühne als kontraproduktiv beweisen. Der größte Gegner ist jedoch die Zeit. Denn die läuft gnadenlos weiter. Am Samstag shon werden über 120 Millionen Zuschauer den Eurovision Song Contest verfolgen.

Für Natalie Horner waren es heute die ersten 25 Minuten auf der ESC-Bühne. Cascada gehört zu den Teilnehmern dieses Jahres, die auch internationale Erfolge bereits vorzeigen können: Sie erreichten den 1. Platz der britischen Charts mit "Evacuate the Dancefloor". In den Alrplaycharts in Spanien und Skandinavien laufen ihre Songs besonders gerne.

Eine große Fanbase ist noch nicht der Garant für eine Top-Platzierung beim Eurovision Song Contest. Dies mussten die No Angels schmerzlich erfahren. Bei ihrer Performance in Belgrad 2005 fehlte so ziemlich alles: Der Sound war mager, die Windmaschinen waren zu prominent auf der Bühne platziert und auch die Gestik der einst erfolgreichen Teenieband zeugte alles andere als von Entspanntheit. Die Quittung kam prompt: Deutschland wurde Letzter.

Cascada hatten bei ihrer ersten Probe, die noch unter Ausschluss von Pressevertretern nur per Videoübertragung beobachtbar war, einen guen Eindruck hinterlassen. Sängerin Nautalie stand auf einem gläsernen Podest im Mittelpunkt und trug ein goldenes Kleid, das vom Berliner Modedesigner Matthias Maus entworfen wurde. Gesanglich unterstützten sie zwei Backgroundsängerinnen, die auch schon im Vorentscheid mit ihr aufgetreten sind. Unter Journalisten und Fans werden Cascada bereits als Kandidat für die Top5 gehandelt.

Die Konkurrenz schläft nicht

Da viel mehr Länder beim ESC teilnehmen möchten, als an einem Abend gezeigt werden können, hat man 2008 sogenannte Halbfinals eingeführt. In zwei Vorrunden entscheidet sich, wer gemeinsam mit Cascada beim Finale auf der Bühne stehen wird. Deutschland ist für das Finale bereits fest gesetzt, da es zu den fünf größten Beitragszahlern in der European Broadcast Union gehört. Das erste Halbfinale findet am Dienstag statt und wird um 21 Uhr auf EinsFestival übertragen. Wer will also nun Cascada das Wasser reichen? Bei den Proben haben die Beiträge aus Dänemark, Aserbaidschan und Georgien einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die Dänin Emmelie de Forest, Musicalsängerin mit blauem Blut, singt "Only Teardrops" und bringt die Dramatik einer komplizierten Liebesbeziehung auf die Bühne. Begleitet von Trommlern in Soldatenuniform und einer eingängigen Flötenmelodie hat der dänische Beiträg das Zeug dazu, besonders weit vorne zu landen. Überraschend gut erweist sich die Inszenierung des azerischen Beitrag. Die chronisch erfolgreiche Nation hat auch dieses Jahr wieder eine Coup gelandet. Ein Tänzer im Glaskasten spiegel die Bewegungen des Sängers Farid Mammamov. Damit hebt sich die ansonsten recht durchwachsene Ballade von anderen Beiträgen ab.

Thomas G:son, Komponist des Siegertitels "Euphoria", mischt auch dieses Jahr mit. Er wurde von den Georgiern berufen und schrieb für Sophie Gelovani und Nodi Tatishvili den Song "Waterfall". Gesanglich ist das Duo in Hochform. Der Pyroregen wirkt etwas berechenbar. Dennoch, die Power-Ballade kann sowohl auf Stimmen aus Osteuropa als auch aus Skandinavien hoffen.

Große Hoffnungen machen sich die Niederländer mit Anouk. Die in den Niederlanden bekannte Rocksängerin hat sich mit einer dramatisch-traurigen Ballade ins Rennen gewagt, die von Anouk überzeugend interpretiert wird und ganz eigen und depressiv klingt. Es könnte aber der erste Finaleinzug für die eher erfolglosen Niederlanden seit Einführung der Halbfinals sein.

Der Senkrechtstarter im Wettbewerb ist der sammarinesische Song "Crisalide (Vola)" von Valentina Monetta. San Marino war noch nie im Finale, kann sich aber darauf vorbereiten. Die Inszenierung des Songs ist dezent und konzentriert. Fast schon artistisch wirken die sachten Bewegungen. Für die Jazzsängerin sitzen Song und Performance wie maßgefertigt. Auch die Delegation hatte bei der zweiten Probe nichts mehr anzumerken. Jetzt kann es eigentlich losgehen, oder?

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Geschrieben von

Daniel Koch

Schreibt über den Eurovision Song Contest, die Teilnehmer, die Länder und die TV-Shows

Daniel Koch

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