Der Papst, der Brücken nach innen baut

Benedikt XVI. Der Papst tritt zurück. Das erfüllt mich mit großer Trauer. Jede Häme ist unangebracht, er steht mutmaßlich kurz vor dem Tod

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Um kurz vor 12 Uhr mittags am 11. Februar 2013 ereilt uns die Nachricht aus dem Vatikan: Der Papst gibt sein Amt zum 28. Februar 2013 auf. Es ist ein Paukenschlag und erfüllt mich mit großer Traurigkeit.

Am 19. April 2005 habe ich die Papsteinsetzung live verfolgt. Damals habe ich gehofft, dass es nicht Jospeh Ratzinger werde, der Hardliner, der Unerbittliche. Und im selben Moment erklang sein Name.

Nach fast acht Jahren konnte ich meine Trauer heute nicht verbergen, als ich wieder live von seinem Rücktritt erfahren habe. Ich bin kein Katholik und dennoch ist mir Papst Benedikt über die anfängliche Ablehnung zugänglich geworden. Der nach weltlichen Maßstäben mit so vielen Fehlern Behaftete, hat dennoch so viel Wahrhaftigkeit und ja, Liebe ausgestrahlt.

In den sozialen Medien hat sich unmittelbar nach der Rücktrittsmeldung eine Sturmflut an Häme bahngebrochen. Ja, Benedikt XVI. ist eine streitbare Person, dennoch verbietet sich jeder Spott. Benedikt XVI. steht mutmaßlich kurz vor dem Tod.

Geistliche und weltliche Sichtweisen sind dieser Tage weit voneinander entfernt. Der Dialog und Diskurs ist vergiftet von Vorurteilen und festgefahrenen Weltbildern. Ein Aufeinanderzugehen erscheint unerreichbar. Und nun tritt Benedikt XVI. zurück.

Vielleicht sollten wir an diesem Tag ein wenig innehalten. Wer nicht beten kann, weil er nicht gläubig ist, sollte dennoch Mitgefühl zeigen, Mitgefühl für einen Menschen am Ende seines Lebens.

Bei all seinen weltlich-administrativen Fehlbarkeiten Liebe trägt dieser Papst in sich. Dafür gebührt ihm Respekt.

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Geschrieben von

Daniel Martienssen

Enttarnung durch Analyse: ein privates Blog zu Demokratie und Rechtsstaat, Soziales und ein bisschen Kultur.

Daniel Martienssen

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